Dies ist eine Kopie des Tagebuchs,das ich 2003 unter obigem Label mit dem CMS TYPO3 (PHP 5.4.45) online erzeugte. Um es in meine Fundgrube zu integrieren (PHP 7.2.18) habe ich die Seiten 2019 nach WordPress übertragen. Dadurch sieht manches etwas anders aus; der Inhalt ist aber der gleiche. Meine Erfahrungen bei der Übertragung der nun mehr als 20 Jahre alten Texte und Bilder, sowie Bemerkungen zu den Erlebnissen aus heutiger Sicht, werde ich in dieser Farbe kursiv schildern und an den passenden Stellen einfügen.
Zur Navigation: Der ganze Report wird auf eine einzige Seite übertragen. Um die alte Struktur beizubehalten, sind hier Links, die ein direktes Springen auf (fast) jeden Tag der Reise ermöglichen.
Der Philippinen Reise Report (Tagebuch & Bilder)
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- Prolog: 2003_11_07 Hallo liebe Freunde … 2003_11_09 Reisevorbereitungen 2003_11_10 Vorgeschichte: Kommt und helft uns … 2003_11_11 Wie gut, daß es Freunde gibt …
- Anreise: 13. Ein seltsames Gefuehl 14. Flug abgesagt 15. Die letzte Etappe 16. Übernachtung im Stundenhotel 17. Endlich am Ziel
- November: 18. SIL Center 19. COS HowTo 20. Frühgebet 21. Brownout 22. Werner 23. Gottesdient 24. Christmasparty 25. Feierabend 26. Missionsarbeit 27. Taifun Lupit 28. Monies 48.Geburtstag 29. Ausflug nach Santiago 30. Die Vorhut fliegt nach Palanan
- Dezember: 01. Kurzwellen… 02. …Verbindung 03. Arbeiten mit Jenny 04. TeamSpeak 05. Erfahrungen 06. Essgewohnheiten 07. In Solano 08. Schatzi 09. Helga schreibt 10. Wetterbeobachtung 11. Palanan 12. Fischjagd 13. Im Regenwald 14. Dschungelcamp 15. Hilfslehrer 16. Anthropologie 17. In Culasi 18. Termiten 19. Balut 20. Urlaubspläne 21. 4.Advent 22. Spätzle 23. Pancake House 24. Banaue 25. Weihnachtsstimmung ab 26. San Juan Urlaub
- Januar: 05.-21. Domelife, 23.-28. Besuch in Davao und Mati, 22.-31. Makati City, Manila
- Februar: 01.-08. Urlaub auf Boracay, 09.-10. Heimreise, 18.02.2004 Epilog
- Diashow starten
09/11 2003:
Herzlich Willkommen auf der Seite der Stiefel’s
Wenn Du auf diese Seite gekommen bist, weil wir Dich durch unsere email darauf aufmerksam gemacht haben, möchten wir Dir hier zunächst mal einiges erklären.
Mit dieser Seite wollen wir den Kontakt mit allen unseren Freunden aufrechterhalten, die ihr Interesse an unserer Missionsreise bekundet haben, oder uns sogar mit ihren guten Wünschen und Gebeten begleiten. Natürlich auch mit solchen, die einfach nur eine gute Bekanntschaft mit uns pflegen und sich über etwas Neues freuen.
Damit Du bei jedem Besuch auch wirklich immer etwas Neues findest, wollen wir so oft wie möglich die Seiten aktualisieren und Dich hin und wieder durch eine email darauf aufmerksam machen.
So stellen wir uns das vor!
Ob wir jedoch vor Ort immer die nötige Infrastruktur und die Zeit dazu finden werden, wird sich zeigen. Jedenfalls ist schon die Erstellung dieser Seiten ein erstes Pilotprojekt für uns, weil
- es ist unsere erste eigene Homepage (stimmt wirklich)
- es wird mit dem für uns noch neuen CMS TYPO3 gepflegt (dank Kasper Skårhøj)
- es entstand unter großem Zeitdruck (mit Udo’s Hilfe) und wurde weitgehend vom TYPO3 Projekt der Volksmission „abgekupfert“
- es soll unsere (erste?) Philippinenreise von Anfang an dokumentieren
- es soll uns helfen unsere Erfahrungen damit vor Ort weiterzugeben, weil die Missionare, die wir besuchen werden, es auch nutzen sollen um ihre Berichte damit einzupflegen
Wir bitten deshalb um Nachsicht, wenn diese Seite noch nicht so aussieht, wie wir es uns vorstellen. Es gibt also eine Menge zu lernen und zu tun. Packen wir’s an!
Wir danken Dir für Dein Interesse und würden uns über eine Reaktion sehr freuen. Du kannst uns eine email schreiben oder Dich in unser Gästebuch eintragen. (vor 15 Jahren waren Gästebücher der Platz an dem die Besucher ihre ‚Likes‘ verbal hinterliessen. Wenn es mir gelingt, das Gästebuch zu übertragen, wird der Link hier aktualisiert).
Ganz Herzliche Grüße nach Deutschland, von
07/11 2003:
Hallo liebe Freunde….
Auf dieser Seite will ich Euch immer berichten was es Neues gibt. Und heute ist es diese Seite, die ich als allererste Seite in meiner neuen Domain mit Typo3 erzeuge. Mein erstes Projekt soll unsere (erste?) Reise auf die Philippinen sein. Und das beginnt gleich mit einem Knalleffekt. Heute ist Freitag , der 7.11.2003 und am Dienstag am 11.11.03 wollen wir nach Manila fliegen …
Während ich diese Zeilen schreibe, kommt mein Sohn und meldet mir besorgt was gerade in Manila geschieht. Er liest regelmäßig Spiegel-online und fand unter folgender Adresse
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,273164,00.html was sich gerade in Manila zuträgt. Um zu lernen, wie das geht, kopiere ich hier mal etwas aus den Spiegel Schlagzeilen hinein …
Flughafen-Tower gekapert, Schüsse fallen
Ein früherer Luftfahrtchef der Philippinen hat mit Getreuen den Tower des Flughafens in Manila in seine Gewalt gebracht. Sicherheitskräfte sollen das Feuer auf die Besetzer eröffnet haben.
Manila – Die Tower-Besetzer seien bewaffnet und hätten rund um das Flughafengelände Bomben platziert, melden philippinische Medien am frühen Samstagmorgen (Ortszeit).
Bei dem Anführer der Besetzer soll es sich um Panfilo Villaruel, einen früheren Oberst und Piloten, handeln. Er habe den Tower kurz vor Mitternacht zusammen mit bewaffneten Männern geentert und allen Zivilisten befohlen, das Gebäude zu verlassen.Man habe keinen terroristischen Hintergrund. Es sei aber an der Zeit, dass die Philippiner die Initiative übernähmen, sagte er. Er äußerte sich nicht dazu, wie viele Männer an der Aktion beteiligt sind.
Natürlich ist so eine Meldung zu diesem Zeitpunkt nicht gerade beruhigend. Doch wer mich kennt weiß, daß ich mein Leben in Gottes Hand gelegt habe und sicher bin, daß er weiß warum was wann geschieht. So lasse ich mich davon nicht beeindrucken und schreibe weiter ….
Und noch während ich diese Zeile schreibe, meldet mir mein Sohn bereits, daß Spiegel-online (offensichtlich eine der schnellsten Nachrichtenredaktionen im Internet), die Meldung schon aktualisiert hat. Lest es selbst…
Tower-Besetzung beendet, Anführer getötet
Ein früherer Luftfahrtchef der Philippinen hat mit Getreuen den Tower des Flughafens in Manila in seine Gewalt gebracht. Sicherheitskräfte töteten den Anführer der Besetzer und einen weiteren Mann kurze Zeit später.
Manila – Das philippinische Radio meldete, die Besetzung sei beendet. Der Anführer Panifilo Villaruel und einer seiner Mitstreiter seien erschossen worden. Villaruel war ein früherer Oberst und Pilot. Er hatte den Tower der Hauptstadt kurz vor Mitternacht zusammen mit bewaffneten Männern geentert und allen Zivilisten befohlen, das Gebäude zu verlassen. Die Tower-Besetzer seien bewaffnet und hätten rund um das Flughafengelände Bomben platziert, hatten philippinische Medien gemeldet. Man habe keinen terroristischen Hintergrund, hatte Villaruel gesagt. Es sei aber an der Zeit, dass die Philippiner die Initiative übernähmen.
Ende Juli hatten sich rund 300 Soldaten bei einer Meuterei in einem Geschäftszentrum der philippinischen Hauptstadt verbarrikadiert und den Rücktritt von Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo gefordert. Nach Verhandlungen mit der Regierung gaben die Rebellen allerdings nach 19 Stunden auf und stellten sich den Behörden.
Als ich heute (21.05.2019) den Link von Spiegel online (oben) kopierte, war ich gespannt ob der Artikel noch existiert. Tatsächlich! Wie lange sowas wohl aufgehoben wird?
Um sicher zu sein, dass meine Bilder beim Übertrag nicht verloren gehen, speichere ich sie in einem Verzeichnis bei WordPress und füge sie nachträglich in den Text ein. Etwas mühsam – aber möglich. Bei einigen Bildern sicher auch lohnenswert. Wenn ich die Originale noch finde, werde ich sie in eine Galerie kopieren. Hier im Text sind nur kleine Bilder integriert, weil das Internet vor 15 Jahren noch sehr langsam war. Auf den Philippinen gings oft noch über ein Modem mit 24kb/s.
Wichtiger Hinweis zu den Bildern im Tagebuch
Heute (01.06.2019) fand ich eine CD mit dem Titel „Missionsvortrag“ auf der ich viele Bilder in Originalgröße gespeichert habe. Davon werde ich eine Diashow machen. Ausserdem werde ich einige der kleinen Bilder im Tagebuch ersetzen, damit man sie durch Anklicken vergrößern kann. Wenn du also die Details eines Bildes sehen willst, zeige mit der Maus darauf. Wenn sich der Zeiger in eine Hand verwandelt, kann das Bild durch Klick vergrößert werden.
Wenn du nichts Lesen und nur die Tagebuch-Bilder sehen willst, kannst du hier die Diashow starten
10/11 2003:
Die Vorgeschichte: Kommt und helft uns …
Als Marianne im Jahre 2000 auf Heimaturlaub in Deutschland war, hörte sie von irgend jemand, daß ich in unserer Gemeinde in Pforzheim für die Finanzbuchhaltung verantwortlich bin. Weil sie mit ihrer Buchhaltung etwas auf dem Kriegsfuß steht, kaufte sie sich hier das Programm OPTIGEM für ihren PC, das ihr die Arbeit erleichtern sollte. Nun suchte sie jemand, der sich damit auskannte und ihr helfen konnte. So entstand der erste Kontakt zwischen uns übers Telefon.
Danach interessierte ich mich natürlich besonders für ihre Missionsberichte in der Zeitschrift „Der Missionar„. ( Heute, 2019, kann man hier etwas über ihre Arbeit lesen: Beschreibung der Missionsarbeit der Familie Chiong )
Damals arbeitete ich in einem Team mit, das die Internetseite der Volksmission gestaltete. So nahm ich mit Marianne per email Kontakt auf, um an Material für unsere Seiten zu kommen. Über diesen Kontakt erfuhr ich mehr und mehr über die mühsame aber auch faszinierende Arbeit an einem Wycliffe-Bibelübersetzungsprojekt.
Beim Lesen ihrer sehr informativen aber auch zeitaufwändig gestalteten Freundesbriefe, entdeckte ich Mariannes Geschick im Umgang mit den Medien und ihre Kommunikationsfreudigkeit. Da kam mir der Gedanke, ihr die Technik eine Internetseite zu gestalten, aus der Ferne zu vermitteln, – was sich aber als sehr schwierig erwies.
Nach dem Austausch Hunderter von emails lud uns Marianne schliesslich ein, die Arbeit vor Ort kennenzulernen und ihr auch in den verschiedenen Projekten die sie mit ihrem Mann Monie zusammen bewältigt, zu helfen. So braucht sie z.B. einen Bauleiter, einen Buchhalter, einen Computerspezialisten, einen Mediengestalter, u.v.a.,
Ich versprach nach Beendigung meines aktiven Arbeitslebens mal für ein paar Monate zu kommen und zu sehen wie ich am besten helfen kann. Nun ist es soweit …
09/11 2003:
Reisevorbereitungen weitgehend abgeschlossen …
Nachdem der Entschluss, längere Zeit auf eine Missionsstation zu gehen gereift war, begannen wir uns ernsthaft vorzubereiten. Die Wycliffe-Bibelübersetzer arbeiten eng mit dem Summer Institute of Linguistics SIL zusammen und dort wurde zur Jahresmitte im Computer Service Center in Bagabag eine Stelle frei. Als ich mich bewarb, wurde ich sehr herzlich auf- und angenommen. Ich danke an dieser Stelle besonders Edna, die in vielen emails die Anforderungen zur Einwanderung 47(a)2-Visa! mit uns abwickelte. Den Flug zu buchen ist dabei das Wenigste (dank Reisebüro Schlienz in Esslingen). Pässe und Führerscheine zu aktualisieren ist aufwändiger und dauert schon länger. Die Visa bei der Phlippinischen Botschaft in Berlin zu bekommen ist noch etwas komplizierter, denn die werden hier nur für maximal 56 Tage Aufenthalt mit Reiseantritt innerhalb von 90 Tagen gewährt. Die Verlängerung auf max. 90 Tage kann nur im Immigration Office in Manila erfolgen. Voraussetzung dafür sind eine Reihe von Gesundheitsuntersuchungen, die wir schon hier machen ließen um dort Zeit und Geld zu sparen. Mit den verschiedenen Schutzimpfungen haben wir schon vor zwei Monaten begonnen um bei Reiseantritt schon geschützt zu sein gegen Hepatitis A und B, Typhus, Polio, Tetanus, Grippe, usw. Nebenher: Englisch auffrischen, PC-Ausrüstung vervollständigen und Daten konsolidieren, Auslands-Krankenversicherung abschliessen, Daueraufträge bei der Bank einrichten, Devisen beschaffen, laufende Aufgaben in der Gemeinde in andere Hände legen, Betreuung der Mütter (beide leben noch) organisieren, andere Betreungsaufgaben sicherstellen, Abschiedsbesuche, Einkäufe von Medikamenten und anderen Mitbringseln, Haus und Hof winterfest machen, Betreuung des Hauses organisieren, email-Verteiler der Freunde zusammenstellen und diese Seiten hier schreiben, und und und … Und jetzt packen wir! Zum Glück ist das Gewicht limitiert! 20 kg pro Person plus 20 kg extra, dank eines speziellen Schreibens von SIL …
11/11 2003:
Wie gut, daß es Freunde gibt …
In den letzten Tagen vor der Abreise haben wir gemerkt wie sehr doch unser Freundeskreis an unserem Vorhaben Anteil nimmt. Und wie wohl man sich fühlt wenn man so einen Freundeskreis hat! Wir danken allen, die uns eingeladen, besucht, oder telefonisch Abschied genommen haben. Helga hat vor ein paar Tagen eine fiebrige Erkältung bekommen, was mich schon besorgt machte, weil ich meine Frau kenne; wenn sie sich mal tagsüber hinlegt, dann gehts ihr wiklich nicht gut. Der Arzt stimmte aber nach der Untersuchung gesternmorgen zu, die Abreise nicht zu verschieben. Aber in so einer Situation der Unsicherheit sind Freunde einfach unentbehrlich. Ich danke an dieser Stelle besonders Beate, Helgas bester Freundin, für die Zeit, die sie sich genommen hat um Helga mental zu stabilisieren und allen anderen die uns auf irgendeine Weise Zuspruch geleistet haben und im Gebet an uns denken. Wenn ich jetzt aus dem Fenster schaue, wird mir schon etwas wehmütig zumute. Obwohl heute ein trüber Herbsttag ist, der den Abschied leicht machen sollte, so denke ich doch auch an die gemütlichen Tage in meinem Büro hier. Wenn ich in der kuscheligen Wärme sitze und draußen der erste Schnee fällt… Aber genug jetzt! In wenigen Stunden gehts los in die Wärme: 25-30 Grad und 80-90 % Luftfeuchtigkeit usw. Und außerdem, – der große Schnee kommt bei uns ja sowieso erst im Februar! Meistens jedenfalls. Also, bis dahin wünsche ich auch Euch allen: Alles Gute, eine gesegnete Adventszeit, besinnliche Weihnachten und … Na ja, bis dahin schreibe ich Euch sicher wieder. So, jetzt wird der PC eingepackt und – ich bin so gespannt wann ich dann wieder etwas hier reinstellen kann. Liebe Grüße, Helga + Erhardt
Wiernsheim-Iptingen, den 11.11.2003, 15.30 Uhr
13/11 2003:
Es ist schon ein seltsames Gefuehl…
Ich sitze hier am anderen Ende der Welt in der „airconditioned“ Library im SIL Center Manila, beantworte die emails der letzten 2 Tage (die sich inzwischen auf 17 angestaut hatten) und versuche jetzt einen weiteren TYPO3 Reisebericht in unserem Reise Report zu platzieren. Was offensichtlich keine Probleme macht, denn hier in Manila gibt es einen DSL-Anschluss! Was Euch aber auffallen wird ist, dass es auf dieser Seite keine Umlaute gibt. Das liegt an der englischen Tastatur dieses SIL PC (ich arbeite naemlich nicht mit meinem Notebook), woran man sich aber schnell gewoehnt.
Zunaechst also der Reisebericht bis heute:
Bei der Ankuft auf dem Stuttgarter Flughafen am Dienstagabend trafen wir bekannte Gesichter. Bernd, Mario und Moor wollten es sich nicht nehmen lassen uns zu verabschieden. Amelie war mit ihrem Yannik Noah und Verwandten da, weil zur gleichen Zeit Ilja von seiner Brasilientour zurueckkam. Ausserdem hatten sich fast alle unsere Kinder eingefunden und so hatten wir einen „grossen Bahnhof“ zum endgueltigen Abschied von der Heimat.
Von Stuttgart nach Zuerich war es ja nur ein Huepfer; aber auch der lange Flug mit Swiss von Zuerich ueber Hongkong mit insgesamt 13 Stunden reiner Flugzeit verlief ohne Zwischenfaelle und so kamen wir am Mittwoch gegen 19.00 Ortszeit sehr muede aber wohlbehalten hier an. Am Airport Manila wurden wir von Jim und Cindy, zwei sehr lieben SIL Mitgliedern abgeholt und in einer ueber einstuendigen Fahrt quer durch das naechtliche Manila mit einem unvorstellbaren Verkehrsgewuehl, Tausenden von hell beleuchteten Werbeplakaten und viel Neonreklame, zum SIL Guesthouse in Quezon City gebracht, wo wir ein schoenes Zimmer (Room #12) zugewiesen bekamen.
Durch die Zeitverschiebung und die ungewohnte Hitze (ca. 30 Grad hier nach 5 Grad in Deutschland) war unser Schlaf trotz Muedigkeit nur sehr unruhig und wir haben uns auch bis jetzt noch nicht an die Umstellung gewoehnt.
Das SIL Center ist eines von dreien auf den Philippinen und inzwischen haben wir mindestens 50 Leute und ihre Aufgaben vorgestellt bekommen. Da wir ja auch ganz offiziell SIL Mitglieder werden sollen, muessen wir die ganze Organisation kennenlernen. So wurden wir von Jim zu John und von John zu Jody, von Jody zu Gail, zu Elenaor, zu Gary und wieder zurueck zu Gale gereicht und jeder hatte irgendwelche Formulare bereit, die es galt auszufuellen und eine ganze Menge Fragen. Schliesslich fuehrte Gale uns noch durch saemliche Bueroraume und stellte uns jeden und jedem vor.
Dazu immer andere Gesichter bei den Mahlzeiten im Guesthouse, das wie ein Taubenschlag funktioniert, und so schwirrt uns jetzt schon gewaltig der Kopf
Heute mussten wir wieder an das andere Ende der riesigen Stadt in das Quarratine (eine Art Gesundheitsamt) um einige Gesundheitschecks fuer die Erlangung der 47(a)2-Visa zu absolvieren. Hier gab es Schwierigkeiten, weil die Laborberichte, die wir aus Deutschland mitbrachten, nicht in Englisch waren. Die Eindruecke die wir waehrend der Fahrt vom Leben der Menschen hier mitnahmen, sind unbeschreiblich. Inzwischen haben wir aber die meisten Formalitaeten erledigt und hoffen morgen frueh mit einer 6-sitzigen Helio nach Bagabag weiterzufliegen, wo wir dann Marianne und Monie treffen werden. Allerdings marschiert wieder ein Taifun ueber den Norden, so dass es nicht ganz sicher ist, ob wir fliegen koennen.
Hier unterbreche ich mal den Bericht und hoffe ihn bald in Bagabag fortsetzen zu koennen …
14/11 2003:
Flug wegen Taifun abgesagt …
Heute Nacht hat es ununterbrochen geregnet und wir wurden immer unsicherer ob wir heute hier wegkommen. Gegen Morgen hoerte der Regen auf und ein Sturm kam auf. Trotzdem standen wir um 5.30 Uhr auf und packten unsere Koffer um bereit zu sein. Gegen 6.30 Uhr kam dann der Anruf von John, dass der Flug abgesagt wurde. Weil die Maschine auch Leute von Bagabag zurueckbringen sollte, werden Monie & Marianne jetzt mit diesen Leuten mit dem Auto nach Manila kommen und uns dann mitnehmen.
So haben wir heute einen freien Tag, denn am Samstag sind die Bueros nicht besetzt. Nach einem ausgiebigen Fruehstueck mit Marvin und einer Reihe von Bibeluebersetzern, u.a. auch mit Joan „Jo“ S. und Amy W., die Montag in die USA zurueckfliegen, sowie mit einem einheimischen Ehepaar die in Monies „mothers tongue translaters“ Programm mitarbeiten, ging ich mit Helga in die Library um emails nach Hause zu schreiben. Helga war ganz aufgeregt als sie unserem jüngsten Sohn ihre Eindruecke per email mitteilen konnte. Er will uns ja im Dezember auch hier besuchen kommen und wir werden Weihnachten unter Palmen feiern. In Manila werden uebrigens schon jetzt Mitte November die Strassen sehr ueppig mit Weihnachtdekorationen geschmueckt.
Und waehrend wir unsere emails lasen und beantworteten, kam bei uns wieder das Gefuehl auf gar nicht so weit weg von zu Hause zu sein.
Dies ist fuer mich auch eines der Ziele, die ich waehrend unseres Aufenthaltes hier erreichen moechte. Naemlich: die Kommunikationsmoeglichkeiten unserer Missionare mit den Missionsfreunden zu Hause zu verbessern. Ich habe durch meine Internetarbeit ganz engen Kontakt mit Marianne & Monie bekommen, aus der Ferne ihre Arbeit am Dome und bei den Agtas verfolgt und nicht zuletzt dadurch auch eine Liebe zur Mission entwickelt. Wenn uns unsere Missionare innerhalb 3-4 Jahren einmal in Deutschland besuchen und dann eine Stunde Zeit bekommen ueber ihre Arbeit zu sprechen, dann kann von dem was sie erleben und tun nur ein ganz ganz schwacher Eindruck zurueckbleiben. Der Fortschritt der Technik bietet aber heute soviele Moeglichkeiten, die Missionsfreunde und Unterstuetzer (sei es durch Gebet und/oder Finanzen) an dem Geschehen hier ganz aktuell teilhaben zu lassen.
Mit Marianne habe ich in den letzten 2 Jahren ganz intensiv allerlei Info-Moeglichkeiten ausprobiert. Ueberwiegend Email, aber auch Telefontexte (SMS), seltener Telefongespraeche (wegen der Kosten) und neuerdings auch Internet-Berichts-Seiten, haben mich immer auf dem Laufenden gehalten. Die durch (Papier-)Freundesbriefe oder gedruckte Berichte in den Zeitschriften informierten Freundeskreise bekommen eben nur ganz kurze und nicht mehr ganz aktuelle Infos mit, die den Kontakt kaum oder zumindest nicht so intensiv foerdern.
So haben wir in den letzten Monaten einige Berichte von Marianne in gemeinsamer Arbeit in die Webseiten der Volksmission gestellt. Schaut doch mal unter www.vmec.de/t3 nach. Dies ist zwar bisher nur ein TYPO3-Pilotprojekt, wird aber schon bald offiziell werden.
Das hatte ich mir so vorgestellt, doch es kam anders. Die Erstellung der VM Homepage wurde plötzlich Profis übergeben und das Team, das ehrenhalber daran gearbeitet hatte, wurde nicht einmal darüber informiert. Na ja, – zumindest der Link oben führt noch zur Volksmission.
Mit dieser Moeglichkeit , die ich auch gerade deshalb hier und jetzt nutze um Erfahrungen zu sammeln, wie das vor Ort funktioniert, koennten unsere Missionare nicht nur ganz aktuell informieren, sondern wuerden auch arbeitsmaessig entlastet.
Ich informiere mit dieser Seite ca. 70 potentielle Leser aus meinem Freundeskreis. Wie stark das Interesse ist und das Angebot wahrgenommen wird bzw. wurde, werde ich nach unserer Reise durch eine Zugriffsstatistik auswerten. Deshalb freue ich mich auch ueber jede email und jeden Gaestebucheintrag. Zur Erinnerung: meine email-Adresse ist mail@erhardt-stiefel.de
Bitte ermutigt uns durch ein paar Zeilen. Vielen Dank!
Liebe Gruesse von Helga und Erhardt
15/11 2003:
Die letzte Etappe bis zum Ziel …
Gestern abend kamen Marianne und Monie mit einem SIL Kleinbus aus Bagabag an um uns abzuholen, weil die Flugverbindung wetterbedingt nicht funktioniert. Es ist nur rund 300 km entfernt, aber wegen der schlechten Wetter- und Strassenverhaeltnisse brauchten sie 8 Stunden.
In den naechsten Stunden werden noch 2 weitere Passagiere erwartet und wir planen um 13 Uhr zur letzten Etappe der Reise aufzubrechen. Ich nutze die Wartezeit um noch schnell meine emails zu checken und diesen Bericht einzutippen. Wie Monie sagte, ist die Internetverbindung in ihrem Buero in Bagabag mit 24kb/s gegenueber dem DSL hier natuerlich Schneckentempo. Ich hoffe jedoch bei meiner Arbeit im COS (Computer Service Center) bessere Bedingungen vorzufinden.
Es war erfrischend Marianne nach so vielen Jahren wieder zu sehen und es tat gut nach vier Tagen Englisch mal wieder deutsche bzw. schwaebische Laute zu hoeren. Marianne kommt aus dem Schwarzwald und ist ein echtes Original. Wenn sie mitreissend erzaehlt, sind nicht nur Mund und Minenspiel beteiligt, sondern auch die Haende, ausserdem wechselt sie dauernd die Sprache. Dabei mischt sie nicht nur Deutsch und Englisch, sondern auch Tagalog und Palanan Agta Woerter oder Saetze mit ein. Man merkt, dass sie gelernt hat, alle Kommunikationsmittel auf einmal auszuschoepfen um sich bei „ihren“ Agtas verstaendlich zu machen. Ihr Mann Monie hingegen, ein Einheimischer von Cebu, ist dagegen eher ruhig und bedaechtig, aber sehr humorvoll. Obwohl ich ihn zum erstenmal sah, war er mir gleich sympahatisch; besondern wenn er seine weissen Zaehne unter dem schwarzen Schnurrbart blitzen laesst.
Als sie gestern Abend ankamen, war das Abendessen im Gaestehaus schon gelaufen, so dass wir alle zusammen in ein grosses Shopping Center fuhren, wo sie und ihre Fahrgaeste sich nach den 8 Stunden Fahrt ausgehungert, staerken konnten. Ausserden wollten Ihre Passagiere, für ein Missionarsehepaar aus Toronto, Perlenschmuck einkaufen, der hier sehr preiswert ist. Trotz Hunger und Muedigkeit nach der langen Fahrt, blieb Monie im Stop and Go Verkehrsgewuehl in Manila ganz gelassen, auch wenn die Zweiradfahrer die in atemberaubenden Tempo zwischen den Autos Slalom fahren, manchmal fast seine Kotfluegel streiften. Anstatt unwillig zu werden, weil es nicht voranging, machte er immer noch seine Spaesse.
So, jetzt werde ich gleich die Library verlassen, die mir in den wenigen Tagen so vertraut wie mein Schreibtisch zu Hause wurde, die Koffer im Bus verstauen und mich bei den Leuten im Guesthouse verabschieden, die uns so gut versorgt haben. Euch wuensche ich einen schoenen Sonntag, denn in wenigen Stunden werdet Ihr Euch aus den Federn schwingen und den freien Tag geniessen. Besonders Thorsten, der heute in unserer Gemeinde in Pforzheim über das Thema „Prägt Gottes Auftrag mein Leben?“ predigt, wuensche ich Inspiration von oben und viel Freude bei der Wortverkuendigung.
Bis bald in Bagabag …
16/11 2003:
Übernachtung im Stundenhotel …
Diese Zeilen schreibe ich jetzt schon in Bagabag, aber ich möchte doch chronologisch berichten.
Marianne hatte Sheryl, eine ihrer ersten Mitarbeiterinnen eingeladen, die kostenlose Mitfahrgelegenheit zu nutzen und mit uns nach Bagabag zu kommen um zu sehen was dort inzwischen entstanden ist und evtl. wieder für sie zu arbeiten. Sheryl wollte nur mitkommen wenn ihre Schwester Tessy sie begleite und so gab es eine kleine Verzögerung bis die beiden schließlich mit dem Bus eintrafen. Als wir dann gegen 12.00 Uhr aufbrachen, lagen etwa 300 km Fahrt vor uns, von denen ich mir keine Vorstellung machte. Fast eine Stunde brauchten wir um in nördlicher Richtung aus Manila raus zu kommen. Wir fuhren dann zunächst auf einer gebührenpflichtigen vierspurigen Strasse, die offensichtlich aber noch im Bau war, denn eine Baustelle reihte sich an die andere und wir fuhren teilweise über Pisten wie sie Autohersteller als Teststrecke benutzen.Danach ging es auf einer zweispurigen Strasse weiter deren Verkehrsdichte in den besiedelten Gegenden unvorstellbar ist. Dabei sind es hauptsächlich die unzähligen Tricycles oder Pedicabs (Motorräder mit Beiwagen) und die Jeepneys (kleine Busse) die das Tempo des Verkehrsflusses bestimmten. Bei Monies Überholmanövern schloss ich des öftereren die Augen und betete.
Zu beiden Seiten der Strasse erstreckten sich die Reisfelder in denen wir Bauern beim Pflügen mit Rindern oder Motorpflug sahen, aber auch Arbeiter die neue Schösslinge pflanzten. Auf manchen Feldern war gerade die Ernte im Gange. Auf den wenigen Straßenabschnitten die beiderseits einen Standstreifen hatten, trockneten die Bauern den Reis bevor er zum Dreschen in eine Mühle gebracht wird. Monie erklärte mir, dass man Reis, unabhängig von der Jahreszeit, bis zu dreimal im Jahr pflanzen und ernten kann. Das geht aber nur mit Hilfe von Kunstdünger, weil der Boden bei intensiver Bewirtschaftung sehr ausgelaugt wird. Kunstdünger ist teuer und so bleibt der Gewinn zum größten Teil bei den Händlern und die Arbeit bei den Bauern hängen.
Viele ländliche Filipinos versuchen es deshalb mit Handel und so ist die Straße schon kilometerweit vor und nach den Städten beidseitig gesäumt mit kleinen Geschäften und Verkaufständen aller Art. Entsprechend ist der Straßenquerverkehr von allerlei Zwei- und Vierbeinern. Marianne hielt immer wieder Ausschau nach Dingen, die sie noch für ihren Dome einkaufen wollte, so unter anderem Lichter für die Veranda, die am Abend die Mücken ablenken sollen. Als sie an einem Stand schliesslich das Passende fand, war auch gleich ein fliegender Händler da um ihr seine Messer und Macheten anzubieten. Gegen 17.00 Uhr fängt es hier schon an zu Dunkeln und weil weder die Strassen beleuchtet sind, noch die Fahrzeugführer daran dachten ihre Scheinwerfer einzuschalten wurde die Fahrerei immer gefährlicher. Besonders gefährdet sind die Fußgänger, die die Straße queren und die man oft erst im letzten Moment sieht.
Als wir San Jose City erreichten, die letzte Stadt vor den Bergen, schlug Monie vor zu Übernachten. Es geschieht immer wieder, dass Autos bei Nacht in den Bergen von Räuberbanden angehalten und ausgeraubt werden. Außerdem sind Baustellen oder durch Erdrutsche entstandene Sperren total ungesichert, wie wir am folgenden Tage sehen konnten. Nach einigem Fragen und Suchen fanden wir schließlich das Crown Hotel (3 Sterne), in dem Helga und ich die Suite No.3 bezogen. Die Bezeichnung „Suite“ bezog sich auf den Kühlschrank, den die normalen „Rooms“ scheinbar nicht hatten. Die Einrichtung bestand aus einem schmalen französischen Bett und dem Kühlschrank auf dem ein kleines TV stand. Immerhin gab es eine Klimaanlage (aircon). Helga inspizierte zuerst Dusche und Toilette und weigerte sich sogleich diese zu benutzen. Wo wir gelandet waren wurde uns aber erst klar, als wir die Preistafel studierten. Außer dem Preis von 500 Peso (etwa 10 Euro) für die ganze Nacht, gab es noch die Option 300 Peso für drei Stunden plus 50 Peso für jede angefangene weitere Stunde. Als wir am anderen Morgen unsere Eindrücke austauschten, waren wir Schwaben uns einig, dass wir unbewusst die günstigere Variante gewählt hatten.
17/11 2003:
Endlich am Ziel …
Das Frühstück nahmen wir in einem Jollibee ein (die hier meistverbreiteten Fast Food Restaurants) , das schon annähernd dem McDonalds Sauberkeitsstandard entsprach. Weil der Kaffeeautomat aber nicht funktionierte, tranken wir Kakao zu den Pancakes bzw. Hotdogs. Bei der Fahrt durch die Berge zeigte sich uns eine ganz andere Landschaftsform als in der Ebene und nach jeder Serpentine gab es neue atemberaubende Ausblicke. Diese Strecke saß Marianne am Lenkrad und die Geschicklichkeit mit der sie alle Hindernisse umfuhr und den Schlaglöchern auswich, zeigte die gesammelte Erfahrung von 23 Jahren.
Am Paß legten wir eine kurze Rast ein und besichtigten ein Denkmal, das chinesische Soldaten ihren gefallenen Kameraden errichteten, die hier im 2. Weltkrieg an der Seite der Amerikaner gegen die Japaner kämpften. Von hier ging es abwärts in die Provinz Nueva Vizcaya, mit ihrer Hauptstadt Bayombong. In Manila hatten wir per SMS die Info erhalten, daß Pengpeng einer der Agta Jungen, die auf dem Missionsgelände leben, mit dem Fahrrad gestürzt war und im Krankenhaus sei. Jetzt besuchten wir ihn im „Kreiskrankenhaus“ in Bayombong. Inzwischen waren die Untersuchungen abgeschlossen und die Diagnose war eine leichte Gehirnerschütterung und ein zugeschwollenes Auge, aber keine Schädelverletzungen und wir konnten ihn und drei weitere Filipinos, die bei ihm waren, gleich mitnehmen. Die sanitären Verhältnisse in einem Krankenhaus hier sind weit unter unserem Standard und doch muss man froh sein, daß es diese Einrichtungen hier bereits gibt. In Palanan, wo der Junge herkommt, muss man Glück haben, um bei einem Unfall überhaupt einen Arzt zu finden.
Die letzte größere Ortschaft vor Bagabag ist Solano. Es ist hier nur schwer zu sagen wie groß so ein Ort ist und wie viel Einwohner er hat. Jedenfalls scheint Bagabag kleiner zu sein als alle anderen vorher. Immerhin hat es eine Landebahn für kleine Flugzeuge.
Und dann sahen wir endlich den Dome!
Ich hatte ja in den letzten Jahren durch emails mit Bildern, die Marianne mir regelmäßig schickte, den Aufbau der Missionsstation teilweise mitverfolgt. Aber so groß hatte ich mir das alles hier nicht vorgestellt. Nun die Geschichte des Domes werde ich irgendwann in einer eigenen Seite beschreiben, denn das ist eine ganz besondere Geschichte…
Dann zeigte uns Marianne unsere vorläufige Unterkunft, in der wir die Zeit bei ihnen verbringen werden, bevor wir ins SIL Center ziehen. Wir waren überrascht wie schön und sauber alles eingerichtet war und wie herzlich wir von den Agtas, die hier auch zu Hause sind, empfangen wurden. Ich werde sie in meinem Tagebuch später vorstellen…
Trotz der ermüdenden Reise, traf sich am Abend noch der Frauen-Bibelstudienkreis, den Marianne leitet und wir waren die Ehrengäste. An diesem Kreis nehmen hauptsächlich Filippinofrauen aus Bagabag, aber auch Frauen der SIL Leute teil. Entsprechend gemischt war die Sprache und man musste aufpassen die englischen Sätze aus dem Tagalog auszufiltern.
Müde, aber zufrieden, und vor allem dankbar nach der langen Reise gesund und wohlbehalten ans Ziel gekommen zu sein, schliefen wir die erste Nacht relativ ruhig ein. Wir sind gespannt was uns die nächsten drei Monate an Überraschungen erwartet. Wir werden Euch daran teilhaben lassen, so oft es geht. Ganz liebe Grüße nach Deutschland, von
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Stiefel’s Tagebuch: November
So, nachdem es mir gelungen ist, die erste Woche, die wir für unsere Reise bis Bagabag gebraucht haben, in den vorhergehenden Abschnitten, zu dokumentieren, will ich jetzt versuchen ein Tagebuch zu schreiben (heute, 15 Jahre später, nennt man das Blog und es geht auch viel einfacher). Sicher wird es nicht für jeden Tag möglich sein, weil es doch so vieles hier zu tun gibt. Ich will aber versuchen Euch an unseren Erlebnissen teilhaben zu lassen, – so zeitnah und so oft ich kann …
Weil ich inzwischen gelernt habe, wie man Berichte mit Bilder auflockern und diese Bilder auch nachträglich noch auswechseln oder ergänzen kann, werde ich an dieser Stelle die
Jeepneysammlung
anlegen. Die Idee entstand, als ich diesen schönen Jeepney sah, den ich Euch nicht vorenthalten wollte. Man sieht ja täglich viele davon (inzwischen habe ich Hunderte gesehen), aber dieser war bisher der Schönste, der mir vor die Linse kam. Wenn ich einen Schöneren finde kommt er hier noch dazu 😉
18/11 2003:
Erster Besuch im SIL Center Bagabag
Natürlich war ich sehr gespannt, das Computer Service Center (COS) hier im SIL Center Bagabag kennenzulernen. Mein erster Kontakt mit Martin, einem jungen Schweizer Elektroingenieur, der seit Juni diesen Jahres das COS hier leitet, war deshalb für mich ein Schlüsselerlebnis. Ausser Martin der das Netzwerk „am laufen hält“ wie er sagte, gibt es noch Jun, für Hardware Reparaturen und Judy für die Übersetzungsprogramme. Daneben stehen im COS noch einige Workstations, Scanner, Drucker, CD-Brenner, usw. die allen Übersetzern, die nicht direkt ans Netzwerk angebunden sind, zur Verfügung stehen.
Die Verbindung zur Aussenwelt (email, Internet) geht über eine 200kb/s Satellitenanbindung und eine 28kb/s Backup-Leitung für den Fall einer Unterbrechung der Satellitenverbindung. Weil hier auch öfter die Stromversorgung ausfällt, hat die ganze Anlage einen Notstromgenerator, der allerdings einige Minuten zum Anlaufen braucht. Deshalb werden alle Server und die wichtigen Workstations über USV betrieben. Natürlich interessierte mich vieles mehr, aber Marianne wollte mit uns die Runde machen und uns vielen Bewohnern vorstellen und so vertagten wir uns auf morgen.
Das SIL Center ist in unmittelbarer Nähe der Landebahn angesiedelt und besteht z.Zt. aus etwa 35 Gebäuden. Bungalows, Gemeinschaftsräume, Büros, ein Gästehaus, eine Schule, Werkstätten und ein Hangar für den Hubschrauber reihen sich um den ursprünglichen Kern von 6 Häusern in einem Kreis, der Anfang der 70er Jahre entstand. In der Mitte ist der Swimmingpool und ein Tennis- und Volleyballplatz. Ein neues Gebäude für die Unterbringung von Kursteilnehmern ist im Bau.
Als wir Michael, den Piloten besuchten, berichtete er uns von einem Beinahe-Absturz in der letzten Woche und zeigte uns auch gleich die Ursache: ein gebrochener Kolben des Motors. Dann zeigte er uns eine Plastiktüte mit den Metallteilen, die nach und nach aus dem Kolben herausgebrochen wurden und das Ölsieb verstopften, so daß der Öldruck sank. Nur durch die Öldruckanzeige merkte er überhaupt etwas von dem Defekt und ging schnell auf einer Lichtung im Urwald, weit von der nächsten Strasse oder Siedlung nieder, bevor der Motor blockierte. Es dauerte drei Tage bis Passagiere und Hubschrauber geborgen werden konnten. Das Flugzeug ist in Manila stationiert und alle Flüge werden sorgfältig koordiniert um Kosten zu sparen.
Quer durch das Gelände zieht sich ein großer länglicher Teich, über den eine Brücke führt. Darüber geht der Weg zum Haus von Marianne&Monie, das seit ihrem Umzug in den Dome, der einige Kilometer ausserhalb des Centers liegt, nur noch als Büro und Versammlungsraum genutzt wird. Neben diesem Bungalow steht noch ein kleines Häuschen mit nur einem Raum, in dem früher noch ein Übersetzer-Mitarbeiter von ihnen wohnte. Dieses Häuschen soll unsere Wohnung im Center werden. Marianne und Helga schmieden schon Pläne wie wir es einrichten werden. Wenn wir von dort aus dem Fenster schauen, geht der Blick in den „Urwald“. Bananenstauden und Palmen aller Art. Jede Menge Schlingpflanzen. Orchideen und Hibiskus-ähnliche Blütenstauden jeglicher Coleur, ein umgestürzter Baum, quer über den „Pond“; jede Menge Kleingetier, – aber keine Krokodile.
Werden wir uns hier wohlfühlen? Noch geniessen wir die Gastfreundschaft im Dome. Aber weil hier mein Arbeitsplatz sein wird, wäre es schon besser bald hier einzuziehen.
19/11 2003:
COS How To
Als wir heute wieder auf SIL Center Gelände fuhren, war uns der Weg schon vertraut. Etwa ein bis zwei km nach Bagabag rein, am Wochenmarkt links abbiegen, am Rathaus und der Stadtbücherei vorbei, an der Schule im Slalom durch die Straßensperre. Dann einen knappen km geradeaus und dann links in die Strasse nach Santiago abbiegen. Jetzt etwa 2 km geradeaus und hinter dem Airport rechts in den Feldweg zum Center. Diesmal hatten wir außer meinem Computer auch noch eine defekte Waschmaschine dabei und so lernte ich auch gleich die Reparaturwerkstätten und Troy, den Center Service Manager kennen. Neben den Werkstätten ist auch das Generatorhaus und der Wassertank. Zur Zeit werden gerade die Wasserleitungen, die schon über 20 Jare alt sind erneuert.
Am Morgen hatte mich Marianne im Dom gebeten ihre drei neu erworbenen Lampen mit Anschlußschnüren zu versehen. Weil die mit 220V betrieben werden, weigerte ich mich die Drähte einfach zusammen zu drehen, was hier offensichtlich durchaus üblich ist. So fragte ich Troy gleich nach der Begrüßung ob er einen Lötkolben (soldering iron) für mich hätte. Zu meinem Erstaunen zog er die Schublade neben sich auf und reichte mir einen elektr. Lötkolben und eine Rolle Lötzinn ohne Gegenfrage.
Als ich später ins COS ging, brannte Martin mir eine CD mit Infos für den Betrieb des Computer Service Centers, die sein Vorgänger Urs als html-Document mit dem Titel COSHOWTO zusammengestellt hat. Genau so was hatte ich gesucht und jetzt konnte ich studieren und mich auf meine Aufgabe vorbereiten. Ich war happy. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir vorstellen, nach unserer 3-monatigen Probezeit heimzufliegen und die Weichen für einen längeren Aufenthalt zu stellen (ein 10-Jahresvisum hatten wir ja schon). Ich war bereit wieder zu kommen und die Leitung des COS zu übernehmen, wenn Martin wieder in die Schweiz zurück geht. Gut, dass Gott die Zukunft kennt und die Weichen für uns stellt!
20/11 2003:
Frühgebet
Morgens werden wir meist vom Gesang der Bibelschüler in der Bambushütte nebenan geweckt, die ihre Morgenandacht von 4.30 bis 6.00 Uhr haben. Das ist schöner als ein piepsender oder gar schrillender Wecker. Wenn wir um 6.30 Uhr aufstehen und zum Duschen in den Dom gehen, ist die Sonne schon aufgegangen und die Jungen und Mädchen sind schon fleißig bei der Gartenarbeit. Marianne mitten unter ihnen dirigiert den Tatendrang in die gewünschte Richtung. Weil das ganze Gelände noch im Aufbau ist, gibt es noch viel zu pflanzen. Das Pflanzen ist dabei ein ganz besonderes Ritual. Heute ist so ein Tag an dem das Frühgebet im Garten stattfindet. Sobald es hell wird geht man mit Gesang und Gartengeräten an die Arbeit.
Jedes neu gepflanzte Bäumchen oder Strauch bekommt ein Schild an die Wurzeln gesteckt auf dem die Namen von Mitarbeitern und ihren Familien oder von Freunden aus der Heimat stehen.Wenn die Pflanze und das Schild ihren Platz gefunden haben, wird für die Personen auf dem Schild gebetet. Marianne weiß, was die einzelnen an diesem Tag ganz besonders brauchen oder der Geist Gottes zeigt es ihnen. Aber nicht nur die Personen deren Namen auf den neu gepflanzten Schildern stehen werden im Gebet vor Gott gebracht. Weil auch das Unkraut hier sehr schnell wächst, beten die Jungen und Mädchen und wer immer bei der Gartenarbeit mitmachen will, für die Menschen deren Namen sie bei ihrer Arbeit gerade vor Augen haben. Erstaunliche Gebetserhörungen die ihnen oftmals erst viel später aber machmal auch ganz spontan mitgeteilt werden, fördern den Glauben und den Eifer der Bibelschüler in jeder Hinsicht. Und nicht nur die Menschen, sondern auch die Pflanzen gedeihen unter diesem Schutz des Gebets scheinbar besser als sonst, was man an den Früchten unschwer erkennen kann.
21/11 2003:
Brownout
Heute morgen konnte ich es nicht erwarten ins COS zu kommen. Für 9.00 Uhr ist eine Stromabschaltung im Center geplant, weil es einige Arbeiten an der Stromversorgung zu tun gibt. Die ungeplanten Stromausfälle, die hier an der Tagesordnung sind, nennt man „Brownout“ im Gegensatz zum gewohnten Begriff „Blackout“. Niemand weiß genau warum; vielleicht weil die Leute hier braun sind?! Den ungeplanten Brownout bemerkt man im COS wenn die UPS (USV mit Pufferbatterien) an den PCs anfangen zu piepsen. Nach 2 Minuten übernimmt dann der Generator im Center die Stromversorgung, aber da man nie weiß, wie lange das dauert, werden die PCs, vor allem die Server, heruntergefahren.
Dann machen wir unsere Runde und schauen, was die Leute so machen. Eine Truppe wechselt eine defekten Stromzähler aus. Man braucht hier immer mindestens 3 Leute für einen Job. Angeblich aus Sicherheitsgründen, aber vermutlich weil alle etwas verdienen wollen. Die Zähler sind hier ausserhalb der Häuser angebracht und entsprechend den Witterungseinflüssen und Kriechtieren ausgesetzt. Als der Zähler ausgebaut wird, sehen wir die Kurzschlüsse. Der neue Zähler hat eine andere Bauweise und somit muss die Verkabelung angepasst werden. Das dauert wohl etwas länger, ob da eine Stunde reicht?
Die nächste Baustelle ist ein „Kiosk“, wie die Stromverteiler hier heißen. Das Center wird mit 2400 Volt versorgt und in den Kiosks sind Trafos die auf 220V und 110V herunter transformieren und damit ein oder mehrere Häuser versorgen. Die 110V sind historisch bedingt von den Amerikanern eingeführt worden. Entsprechend sind alle Steckdosen in den Häusern doppelt vorhanden. Im Gegensatz zur öffentlichen Technik sind hier im Center die meisten Leitungen vergraben, – was mich einigermaßen versöhnt.
Als wir in den geöffneten Kiosk schauen, sehen wir den Grund der Abschaltung. Termiten haben den Trafo und die Hauptschalter schon halb „zubetoniert“. Mit schwerem Werkzeug zerstören die Leute den Termitenbau scheibchenweise um nichts zu beschädigen. Termiten sehe ich keine, offensichtlich bauen die schon wieder woanders. Einige der Holzhäuser sind von ihnen schon halb aufgefressen. Nach der geplanten Stunde verlangt Troy der Center Services Manager Verlängerung. Als die Arbeiten abgeschlossen sind, fahren wir die Server in umgekehrter Reihenfolge wieder hoch.
Irgendjemand hat den PCs und Servern Namen der Protagonisten aus „Herr der Ringe“ zugeordnet. Da gibt es Aragorn, Frodo und Samwise.
Ich darf Samwise wieder einschalten.
22/11 2003:
Deutscher Rentner in Bayombong …
Weil Samstag hier, wie bei uns, Freitag ist, d.h. im Center nicht gearbeitet wird, hat Marianne einen Ausflug nach Solano geplant. Wir wollen uns im Pancake-House mit Tim&Tim treffen. Unerwarteterweise treffen wir dort Rense&Pauline mit ihren Kindern beim Essen. Rense und seine Frau sind aus Hongkong und Bibelübersetzer auf einer Insel im Süden. Weil letztes Jahr Garys Frau bei einem Autounfall ums Leben kam, konnte Gary die Stelle des Center General Managers nicht mehr wahrnehmen und zog mit seinen beiden Kindern nach Manila. So wurde Rense hierher berufen um die Aufgabe vorübergehend wahrzunehmen. Wie überall fehlt es auch bei SIL an Mitarbeitern und oft wird ein Loch gestopft, indem man ein anderes aufreißt.
Im oberen Stock des Pancake-House ist ein Internet-Cafe. Natürlich reizte es mich, auch so was mal kennen zulernen. Fünf Boxen auf zwei Meter nebeneinander, mit voller Ausstattung, d.h. 17″ Monitor, Win2000 Pro, wheel-Mouse, webcam, headset, alles da. Allerdings nur über Modem angebunden. Na zum Abholen der email reichts und auch meine website wird einigermaßen schnell geladen. Links von mir sitzt ein Spieler, er scheint es aber nicht so ganz zu blicken. Rechts von mir sitzen zwei junge Chinesinnen, die wohl auch ihre emails checken. Vermutlich die von den Freunden, denn sie kichern andauernd. Ich versuche Typo3 um die Verbindung zu testen. Es geht aber sehr zäh. Nach 15 min ruft mich Monie weil Tim&Tim eingetroffen sind. Ich zahle 8 Peso (12 Eurocent).
Tim Rice sen. ist auch Missionar (das sind hier fast alle mit denen wir zusammentreffen) und war u.a. auch Programmierer. Sein Sohn Tim Rice jun. hat (nach eigenen Angaben) auf seinem PC eine „homepage“ gebastelt (er schwärmt von macromedia, Flash, etc.) und möchte sie ins Internet stellen. Sie wollen wissen wie das geht. Ich versuche ihnen meine Erfahrungen nach deutschen Verhältnissen weiterzugeben, aber hier ist offensichtlich alles anders. Sie haben nicht mal einen eigenen Internet-Access. Tims Erfahrungen stammen aus der Schule. Aber dort hat er das Wissen des Lehrers schon überschritten und möchte mehr lernen. Wir tauschen die email Adressen und ich verspreche Tim sen. mal zu schreiben.
Als Monie ins Jollibee geht um für Rafi etwas mitzubringen, gehe ich auf eigene Faust los und entdecke einen Christlichen Buchladen. Als ich hineingehe, entdecke ich Helga& Marianne, die Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke kaufen. Helga hat inzwischen „irgendwo“ die Batterie meiner Uhr auswechseln lassen, aber als ich die anschaue steht sie. Dann fahren wir zusammen ins Restaurant des Holländers Piet und ich trinke seit langem mal wieder ein Bier. San Miguel light. Kalorienarm. Es schmeckt fast wie zu Hause. Dort treffen wir Werner. Werner ist ein deutscher Frührentner der mit einer Filippina verheiratet ist und in seinem eigenen Haus in Bayombong lebt. Er hat auch ein Haus in Dinkelsbühl wo er jedes Jahr einige Monate verbringt. Werner gibt uns gute Tipps, wo wir den Weihnachtsurlaub verbringen können. Ich denke wir werden uns wiedersehen. Ich muss noch mehr darüber erfahren, wie man hier mit seiner deutschen Rente leben kann. Solche Erfahrungsquellen anzapfen zu können ist Gold wert.
23/11 2003:
Gottesdienst in 4 Sprachen
Heute morgen hatten wir unseren ersten Gottesdienst hier auf dem Domegelände. Die Bambushütte neben uns diente uns als Kirche. Teilnehmer und Beteiligte waren alle die hier wohnen und studieren. Der Gottesdienst begann mit einer Zeit des Lobpreises und der Anbetung. Das ist für uns nicht ungewöhnlich, denn in unserer Heimatgemeinde ist es ähnlich. Allerdings schien mir hier alles viel lebhafter und freudiger und – irgendwie mehr von Herzen kommend. Weil auch hier viele Lieder die gleichen sind wie bei uns, konnten wir kräftig mitsingen, allerdings in Deutsch, während die anderen in Tagalog oder Palanan Agta sangen. Manchmal wird auch Englisch gesungen, wenn die Lieder noch nicht übersetzt sind.
Nach etwa einer halben Stunde, gab es die Zeit der Danksagung. Jetzt konnte reihum jeder sagen, was er im Laufe der vergangenen Woche erlebt hat und wofür er Gott dankbar ist. Bei uns war es natürlich die wohlbehaltene Ankunft hier und die freundliche Aufnahme. Dann kam der Teil des Opfers. Dazu wurde ein Bambuskörbchen in die Mitte der Runde gestellt (man sitzt oder steht immer im Kreis) und jeder durfte etwas hineintun, was aber nur wenige taten. Die armen Schüler haben ja selbst nichts und freuen sich überhaupt hiersein zu dürfen. Danach betete jemand aus der Runde, weihte das Opfer für Gottes Werk und bat dass er es segne.
Jetzt wurde ein Wort aus der Bibel gelesen ( 2.Kön. 4, 38-44 ) und Pastor Leonor, eine der Lehrerinnen legte es aus. Marianne stand an der Tafel um die Kernaussagen in Englisch und Palanan Agta an die Tafel zu schreiben. So können die Bibelschüler, das Thema noch die ganze Woche nachbearbeiten. Monie übersetzte leise für uns und jetzt schätzten wir diesen Übersetzungsdienst der uns zu Hause in unserer Kirche manchmal stört. Nach der Wortverkündigung kam eine Zeit des Austausches. Jetzt konnte man reflektieren welche Schlüsse man für sich persönlich aus diesem Wort gezogen hat oder konnte etwas ergänzen. Dazu gab es rege Beteiligung und ich staunte, wie gut alle aufgepasst hatten.
Zum Schluss wurden die Gebetsanliegen (prayer requests) für die kommende Woche auf einer anderen Tafel aufgelistet. Diese werden von den Bibelschülern die ganze Woche über morgens und abends im Gebet vor Gott gebracht und dienen am nächsten Sonntag wieder als Basis für die Danksagung wenn die Bitten erfüllt wurden. Voller Freude und innerlich reich gestärkt von der Einheit im Geiste sangen wir noch einige Lieder zum Schluss und machten ein paar Bilder für Euch zu Hause. Für uns war das Erlebte ein weiteres Zeugnis dafür, dass der Geist Gottes Menschen mit total unterschiedlicher Herkunft, Sprache, Bildungsstand, usw. zu einer friedlichen Einheit in Liebe vereinigen kann. Wenn das doch mehr Menschen in Verantwortung erkennen und leben würden …
24/11 2003:
Christmasparty – Weihnachtsfeier?
Noch einen Monat bis Heiligabend. Wir haben kein weihnachtliches Gefühl, obwohl hier schon seit Anfang November alles mit vielen bunten Weihnachtssternen und -lichterketten, künstlichen Christbäumen und glitzernden „Merry Christmas and Happy New Year“-Transparenten geschmückt ist. Wegen der für deutsche Verhältnisse sommerlichen Temperaturen, der grünen Reisfelder und der blühenden Büsche um uns herum will auch keine weihnachtliche Stimmung aufkommen. Vor dem Rathaus steht ein großer Christbaum, – aus grünglitzerndem Kunststoff in der heißen Sonne. Irgendwie ist das ganze schon komisch.
Weil wir in zwei Wochen nach Palanan fliegen wollen und nicht sicher ist, wann wir wiederkommen, hat Marianne die Christmasparty (Weihnachtsfeier?) mit ihrem Frauen-Bibelkreis schon auf heute angesetzt. Dazu waren auch die Familienangehörigen der Frauen eingeladen. Weil jeder etwas zum Essen mitbrachte, war das Büffet sehr reichhaltig. Nach einer Zeit des gemeinsamen Singens, war denn auch das Essen ein Höhepunkt. Für uns war vieles fremdartig im Geschmack, aber wir schafften es doch, von fast allem etwas zu probieren. Dabei lernten wir viele Leute kennen, denn das ist ja der Sinn so einer Veranstaltung, daß man sich kennen lernt. Und für uns angenehm war, daß wir nicht die Einzigen waren die niemand kannte.
Danach sprachen Marianne und Monie zum Thema Liebe in Ehe und Familie sehr einprägsam in Tagalog zu den etwa 30 Teilnehmern. Marianne brachte als ein Beispiel den Wortlaut ihres bereits 18 Jahre zurückliegenden Eheversprechens und wie sie dies in der Praxis realisierte. Anschliessend gab es zum Thema passende Spiele für Ehepaare wie z.B. der Transport eines Apfels ohne Zuhilfenahme der Hände über versch. Hindernisse, was natürlich große Erheiterung auslöste. Nach dem Ende des offiziellen Teils konnten die Teilnehmer auch Beiträge zum Besten geben. Ich hatte mein „Hui-Hui“ mitgebracht, was bei der Vorführung großes Erstaunen auslöste und als ich es rumgehen ließ, wollte jeder probieren ob er auch den Propeller in beiden Richtungen in Bewegung setzen konnte.
Alles in allem ein gelungenes Fest, – auch wenn Weihnachten mit keinem Wort erwähnt wurde.
25/11 2003:
Feierabend
Heute bin ich wieder mit Monie mit dem Motorrad ins Center gefahren. Ich arbeitete im COS und er an seinem Übersetzungs-Computer. Ich habe angefangen auf die Mittagspause zu verzichten (wie zu Hause auch) um die Zeit besser nutzen zu können. Trotzdem geht der Tag viel zu schnell rum. Als wir gegen 17.00 Uhr heimfuhren, fing es an zu regnen. Ein richtiger Tropenregen. Kurz aber intensiv. Weil wir sofort nass waren, hielt Monie nicht an. An den Senken streckte ich die Beine nach vorn und wir fuhren im kleinen Gang durch die etwa 10-20 cm tiefe braune Brühe, die nicht schnell genug abfliessen kann. Auch ein Erlebnis. Man darf nur nicht mittendrin stehenbleiben. Obwohl es vom Center bis zum Dome nur etwa 5 km sind und die ganze Fahrt keine 15 min dauert, fuhren wir im Trocknen los und kamen im Trocknen an. Der Regenguss war auch nicht unangenehm. Nur, daß wir jetzt völlig durchnässt sind.
Jetzt sitze ich mit frischen Kleidern auf der Terasse vor unserer Bambushütte und relaxe. Helga ist mit Marianne nach Solano gefahren und so sitze ich hier allein und geniesse den Feierabend. Maryann brachte mir einen Teller mit frischen wunderbar schmeckenden Papayas. Die Sonne geht hier sehr schnell unter und wirft die letzten Strahlen gegen die tiefhängenden Wolken. Farbenspiele wie man sie in Deutschland einfach nicht kennt. Mich durchströmt ein Gefühl der Zufriedenheit, wie schon lange nicht mehr, denn der Tag im COS war heute nicht sehr erfolgreich. Die Internet Anbindung war mehr als zäh und ich habe kaum etwas geschafft. Dafür habe ich jetzt das Notebook auf den Knieen und tippe meine Stimmung hier ein bis die Dunkelheit mich zwingt aufzuhören. Als Helga heimkommt will sie mir natürlich auch berichten und so schliesse ich für heute und höre ihr zu.
26/11 2003:
Missionsarbeit
Heute habe ich mal „richtig gearbeitet“. Ich meine das getan, weshalb ich (unter anderem) hier bin. Ich habe Monies PC „repariert“, d.h. die Windows Startsequenz wieder in den Normalzustand gebracht. Seit 4 Monaten, nach einer Reparatur in Manila, blieb der Hochlauf immer im Win98 Startup-Menü hängen und man musste manuell eingreifen um die richtige Sequenz zu wählen und zu starten. Nur ein kleines Problem, – aber Monie war happy als alles wieder „normal“ war. Eine Kleinigkeit?! Immerhin musste ich das Internet zu Rate ziehen und habe Einstellmöglichkeiten in Windows98 kennen gelernt, die ich nie zuvor benutzte. Dann kam Marianne ins COS mit PC, Drucker und Scanner und bat mich ihren Scanner zu „reparieren“. Die eingescannten Bilder wären immer so unscharf. Durch die ständige Luftfeuchtigkeit ist die Glasscheibe innen mit einem grauen Film beschichtet (Schimmel?). Natürlich braucht man zum Öffnen einen speziellen Inbusschlüssel den es hier nicht gibt. Ich muss mal morgen auf dem Markt schauen, da bekommt man (fast) alles. Mit Hilfe von Photoshop verbessere ich die verloren gegangene Qualität notdürftig.
Dann gab es ein Problem mit dem Ausdrucken von Mildreds Freundesbrief. Die Rasterung der Bilder ist zu grob. Marianne meint, das sei beim letzten mal besser gewesen. Wir versuchen verschiedene Drucker und verschiedene Auflösungen, ohne Erfolg. Marianne tut was sie in solchen Fällen immer tut. Sie betet. Und dann kommt die Erleuchtung: der aktuelle Freundesbrief hat 7,5 MB, der „alte“ hatte nur 3,2 MB. Der Druckerspeicher war zu klein um das MS-Publisher Dokument komplett zu laden, bevor es gedruckt wurde. Marianne weiß die Lösung selbst, nachdem die Ursache klar ist und so darf ich den Kopierer bedienen und beidseitig bedruckte Kopien in einem „amerikanischen“ Papierformat erstellen, die Helga dann vierfach faltet, damit Mildred sie kuvertieren kann. Auch das ist Missionsarbeit.
27/11 2003:
Super-Taifun Lupit (Grausamer)
Als ich gerade ins COS kam, machte mich Judy auf die website http://www.typhoon2000.ph aufmerksam. Das interessierte mich natürlich sehr, denn gestern hörte ich, daß wieder ein Super-Taifun mit dem Namen „Lupit“ (das ist Tagalog und bedeutet „grausam, bösartig“), von Osten her im Anmarsch sei. Da Monie am 1.12. nach Palanan fliegen will, beobachtet er das Wetter mit Argusaugen, denn nicht selten hat es seine Pläne verhindert. Ausserdem hat er schon viele Verwüstungen durch Taifune in Palanan miterlebet. Und so ist auch das Wettergeschehen immer ein Thema in den Gebeten der Missionare. Nicht selten haben sie erlebt, wie dann so ein Taifun in letzter Minute die Kurve gekriegt hat und wieder aufs Meer hinaus zog.
So scheint es auch diesmal zu sein, denn der Taifun wendet sich nach Norden und wir hoffen, dass er in sich zusammenfällt, bevor er China erreicht.
Am 9.12. planen wir dann auch nach Palanan zu fliegen und (hoffentlich?) am 19.12. wieder zurück. Denn dann geht der Pilot in den Weihnachtsurlaub in die USA und kommt erst am 27.12. wieder. Palanan ist mit öffentlichen Verkehrmitteln nicht oder nur ganz schwierig in mehreren Tagen über das Sierra Madre Gebirge oder über das Meer zu erreichen. Dort ist noch der ursprüngliche Regenwald und kaum Spuren von Zivilisation. Unsere Missionare haben den Agtas, einem Nomadenvolk von Sammlern und Jägern, anfang der 90er Land gekauft, damit sie ein Dorf gründen konnten. Heute gibt es dort eine Schule mit einem staatlichen Lehrer und die Leute können Lesen und Schreiben. Dadurch konnten sie auch eine Kommune gründen, die ihre Ansprüche besser vertreten kann. So können sie sich nun besser gegen die Ausbeuter behaupten, ihre Rattanbündel zu besseren Preisen verkaufen und ihre benötigten Lebensmittel günstiger einkaufen. Wir sind sehr gespannt, was wir dort sehen und erleben werden.
28/11 2003:
Monie’s 48. Geburtstag
Schon um 4.00 Uhr wurden wir durch die eiligen Schritte der Agta-Jungen, auf dem Kiesweg neben unserem Schlafraum, geweckt. Die vier Jungen Unoy, Jenny, Lemon und Pengpeng, die hinter unserem Häuschen in einer kleinen Bambushütte wohnen, trafen sich mit den Mädchen Marsha, Maryann und ihren Lehrerinnen Mildred und Leonor von der Mädchenunterkunft auf der anderen Seite des Domes, vor dem Schlafraumfenster Monies, um ihm ein Geburtstagsständchen zu bringen. In der sternenklaren Nacht war der von Gitarre begleitete Gesang in der Agta Sprache laut zu hören. Und sie sangen nicht nur ein Lied. Fast eine halbe Stunde lang konnte man ihren fröhlichen Liedern lauschen, – unterbrochen von den gesprochenen Glück- und Segenswünschen.
Um 4.30 Uhr haben die Studenten, die hier eine Art Bibelschule besuchen, jeden Morgen in unserem Nebenhaus eine Andacht bis etwa 6.00 Uhr wo auch viel gesungen und gebetet wird, – so daß wir keinen Wecker brauchen.
Beim Frühstück um 7.00 Uhr brachten wir natürlich u.a. auch das hier sehr amerikanisch gesungene „Happy Birthday to You“ als Ständchen und als ich Mittags mit Monie zusammen bei den „Mother Tongue Translators“ im Center zum Mittagessen eingeladen war, wurde es, mit Klavierbegleitung und vielstimmig, ebenfalls 2-3 mal gesungen.
Am Abend im Dome waren die Verwandten von Monie mit ihren Kindern dabei und als das „Happy Birthday…“ erklang, zeigt Monie mir mit beiden Händen, wie oft er es heute schon gehört hatte. Wir waren 26 Personen, mit 7 Sprachen, dazu 3 Hunde, 6 Katzen und 10.000 Ameisen in einem Raum und die Tische waren voll mit leckeren Speisen. Entsprechend vielsprachig war die Unterhaltung bei Tisch und danach. Wir müssen uns immer sehr konzentrieren um mitzukriegen, wann Englisch gesprochen wird und wann wir angesprochen sind. Wenn Marianne sich zu uns setzt und wir Deutsch sprechen können ist es immer eine Entspannung.
Ein Tag, den wir auch nicht so schnell vergessen werden.
29/11 2003:
Ausflug nach Santiago
Heute mußte Monie den Van, einen Toyota HIACE, zur 30.000 km Inspektion in die Vertragswerkstatt bringen, die 70 km entfernt in Santiago City ist. Da fuhren wir natürlich mit. Es ging in nordöstlicher Richtung und wieder über die Berge. Der Verkehr ist ja jetzt nichts Neues mehr für uns und doch haben wir nicht selten den Kopf geschüttelt über die Respektlosigkeit der Verkehrsteilnehmer gegenüber gefährlichen Situationen. Sogar die Hunde und Hühner legen beim Überqueren der Strasse keinen Schritt zu und wenn das Auto auch nur noch wenige Meter entfernt ist und laut hupt. Hupen ist hier übrigens Pflicht vor dem Überholen. Blinken dagegen scheinbar nicht.
Als wir uns im McDonald stärkten, war ich von der Sauberkeit angenehm überrascht. Die achten scheinbar sehr darauf ihren Standard weltweit gleich zu halten. Im Verhältnis zu Jollibee schon ein bis zwei Sterne mehr.
Santiago ist offensichtlich eine größere Stadt, denn hier gibt es High Speed Internet, sprich DSL. So wird es jedenfalls angeboten. Weil das bei der Verdrahtung hier über die Telefonleitung kaum möglich ist, bekommt man eine eigene Leitung bis ins Haus „gelegt“. Das kostet etwa 100 USD Anschlussgebühr, was mir bei dieser „Verkabelung“ hier sehr günstig erscheint. Welche Übertragungsrate das dann ist, habe ich allerdings nicht rausbekommen.
An einem Mast in der Innenstadt findet man: Trafos, Hoch (2,4kV)-, Niederspannungs (220V)- und Telefonleitungen. Stromzähler und sogar Telefonleitungsknoten (KVT). Nach einem Blitzschlag (was nicht selten vorkommt) gibts viel zu tun.
Der Markt ist so groß, daß man sich verlaufen kann. Ich suchte nach einem 150W Lötkolben und einem 3er Inbusschlüssel (und wurde fündig), während sich die Frauen mehr für Vorhangstoffe interessierten, wobei das große Angebot ihnen die Wahl nicht leicht machte. Marianne braucht immer besonders lang, weil sie „günstig“ einkaufen will. Für uns ist alles günstig, weil wir immer noch mit deutschen Preisen vergleichen.
Dann inspizierte ich einen Stand mit DVDs und fand die Filme, die zur Zeit bei uns laufen als Kopien für 50 Peso (etwa 80 Euro Cent). Laut Monie werden hier Software-Raubkopien vom Staat toleriert, weil sie wollen, daß die armen Leute sich weiterbilden.
Dann suchten wir für Rafi einen passenden Motorradhelm zu finden, was nicht ganz einfach war und wir fuhren ziemlich lange in der Stadt herum. Dabei fiel mir plötzlich auf, daß es in der ganzen Stadt keinerlei Ampeln oder Verkehrsschilder gab. Und trotzdem, oder gerade deshalb?, floß der Tricycle- und Jeepneystrom unablässig und fast ohne Zwischenräume als one-way Verkehr vierspurig durch die Innenstadt. Besonders faszinierend war es an den Kreuzungen zuzuschauen wie sich die Verkehrsströme kreuzten, ohne das jemand wirklich anhielt. Als ich am Strassenrand stand um gute Schnappschüsse zu machen, hielt jedes zweite Tricycle an um mich mitzunehmen und ich musste unablässig den Kopf schütteln.
Ich habe mir angewöhnt Geldbeutel und Digicam in den vorderen Taschen und die Hände dazu unterzubringen. Das gibt irgendwie ein sichereres Gefühl im Gedränge, obwohl ich noch keine negativen Erfahrungen gemacht habe.
30/11 2003:
Die Vorhut fliegt nach Palanan
Nach dem Gottesdienst heute morgen (Hiob 1-2) nahmen wir uns vor mal auszuruhen. Weil Monie morgen früh schon um 5.30 Uhr nach Palanan fliegt und seinen Laptop mitnimmt, habe ich heute schnell noch was ausprobiert. Er sagte mir nämlich ganz beiläufig, er habe vor längerer Zeit von der örtlichen Telefongesellschaft Digitel einen Internet-Zugang bekommen, – aber noch nie genutzt. So holte ich mir die Einwahl und das Passwort aus seinem PC heraus und schloss seine Telefonleitung an mein Modem an. Uns siehe da, fast auf Anhieb konnte ich ins Internet und zwar mit 48kb/s. Wow! Das ist doppelt so gut wie seine Einwahl im Center. Die Frage sind die Kosten. Aber so wie Monie meinte, verlangen die 0,16 Peso für die Minute, was sehr günstig wäre. Das muss ich morgen verifizieren. Dann hätte ich natürlich jede Menge Arbeit hier, aber auch jede Menge Möglichkeiten. Internet im Dome! Wer hätte das gedacht!!!
Gegen Nachmittag fuhren wir ins Center um den Flug für morgen früh vorzubereiten. Rafi, der mitfliegt musste auch dabei sein, denn alles was transportiert werden soll muss sorgfältig gewogen werden. Ian, der den Jesusfilm in Palanan Agta synchronisieren soll, Moni und Rafi mussten auf die Waage und natürlich alles Equipment, Computer, Medikamente und einiges spezielle Baumaterial. 900 lbs (pounds), etwa 400 kg Zuladung sind erlaubt, damit der Flieger auf der kurzen Startbahn in Bagabag hochkommt. Am Schluss waren noch 30 lbs frei und Monie holte schnell noch einen PC, der diese Woche repariert wurde aus dem COS. Den haben wir heute abend noch mit einer neuen Tastatur und Maus ausgetestet. Nach dem Abendessen beteten wir für gutes Wetter, einen guten Flug und Bewahrung vor Malaria und anderen Gefahren, bis wir uns am 11.12. in Palanan wieder sehen.
Stiefel’s Tagebuch: Dezember
So, nachdem ich es doch geschafft habe im November für jeden Tag eine Seite ins Tagebuch zu schreiben, bin ich etwas zuversichtlicher geworden, das auch weiterhin machen zu können. Zu erzählen gibt es genug und an Bildern fehlt es auch nicht. Nur an der Zeit fehlt es. Marianne hat immer so viel Arbeit für mich. Ihr fehlt ein Hausmeister, eine Sekretärin, ein Allround-Handwerker und ein Computerexperte. Und außerdem ein aufmerksamer und kritischer Zuhörer, denn Marianne steckt voller Plaäne und Ideen und kann es kaum erwarten diese zu verwirklichen. Ich dachte, das Zuhören könnte ich Helga überlassen, aber wenn es um technische Dinge geht, will sie mich.
Na ja, deshalb sind wir ja hier.
In wenigen Tagen kommt unser Sohn Mathias, vielleicht kann er mich ja etwas entlasten. Aber dann wollen wir nach Palanan und da gibt es nur zwei Stunden Strom am Abend (aus dem Generator) und kein Internet. Da wird mein Tagebuch etwas ruhen, bis wir zurück sind.
Damit es euch inzwischen nicht langweilig wird, hier noch meine Erfahrungen mit dem
Reisanbau
Der Reisanbau ist für viele Filippinos in den flachen Teilen Luzons eine Haupterwerbsquelle. Auf dieser Seite möchte ich deshalb einfach eine Bildersammlung zum Thema Reis anlegen. Ich hoffe wir bekommen Zeit die Reisterassen von Banaue zu besichtigen, die ja eine große Sehenswürdigkeit sein sollen. Die Bilder werden dann auch hier erscheinen.
01/12 2003:
Verbindung mit Palanan …
Als ich heute morgen erwachte und der Tag dämmerte, fiel mir gleich ein, daß Monie und Rafi nach Palanan fliegen sollten. Natürlich schaute ich sofort aus dem Fenster nach dem Wetter. Denn wie der Pilot Mike mir gestern erklärte, fliegen sie aus Sicherheitsgründen immer nur auf Sicht. Da es hier in dieser Jahreszeit immer irgendwie bewölkt ist, müssen die Wolken entweder so hoch sein, daß man darunter durchfliegen kann, oder man braucht für Start und Landung je ein Loch in den Wolken. Diese Bedingungen sind nicht jeden Tag gegeben und so ist immer eine Unsicherheit vorhanden. Nicht selten muß der Flug mehrmals verschoben werden, was sehr nervenaufreibend ist. Deshalb hatten wir auch an den Vortagen für gutes Wetter gebetet und den Wetterbericht beobachtet. Nach meiner Sicht war es eine geschlossene niedrige Wolkendecke und so legte ich mich wieder hin und spitzte die Ohren, ob ich den Motorenlärm des Flugzeugs oder des zurückkehrenden Vans hören würde.
Nun geht nicht weit von unserer Hütte eine Straße vorbei und ich hörte immer wieder Motorenlärm, aber leider nicht vom Flugzeug. Als wir um 6.30 Uhr zum Duschen in den Dom gingen, waren wir zunächst gespannt und dann erleichtert, als wir hörten, daß sie gestartet waren. Eine halbe Stunde später kam dann auch über Funk die Meldung von Palanan, daß die Landung problemslos möglich war. Inzwischen war der Himmel ganz klar geworden und wir hatten einen wunderschönen sonnigen Tag. Wenige Stunden später kamen auch die Leute aus Palanan in den Dome, die mit dem Rückflug angekommen waren. Monie hat sich die Funkverbindung mit Kurzwelle eingerichtet um jeden Morgen um 7.00 Uhr abzufragen, wie die Situation dort ist um notfalls sofort Hilfsmaßnahmen ergreifen zu können.
02/12 2003:
… und Verbindung mit dem Rest der Welt.
Gestern habe ich zum ersten mal mit meinem Laptop ausprobiert, mich im Dome über die Telefonleitung ins Internet ein zu wählen und war überrascht, gleich eine 46 kbs Verbindung zu bekommen. Als ich dann bei NETdirekt http://www.netdirect.com.ph/ die Preise abrief, war ich angenehm überrascht. Man kann für etwa 50 Euro Cent eine Stunde surfen! Da habe ich natürlich gleich mal nach DSL Infos gesucht und einen Artikel gefunden, daß DigitelOne plant, DSL schon bald flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Mit einer ganz guten Flash Werbung http://www.digitelone.com/dsl/ soll wohl der Bedarf geweckt werden. In vielen größeren Städten ist es ja schon vorhanden. Allerdings noch ziemlich teuer. Für eine ADSL mit 128kbs down- und 64kbs upstream kostet die Flatrate 4.500 Peso (etwa 75 EUR) pro Monat. Die schnellste Variante mit 1024/512kbs kostet aber schon 40.000 Pesos + 10% VAT, also etwa 660 EUR/Mon. Wenn ich bedenke, daß ich Vergleichbares zu Hause für 10 EUR/Mon. bekomme, dann wird mir klar wo wir sind. Die Arbeitsgeschwindigkeit mit dem Modem ist hier allerdings besser als über den Satellit im Center, so daß ich beschlossen habe meinen Arbeitsplatz hierher zu verlegen.
Seit gestern haben wir eine Englischlehrerin. Amy (20) kommt aus Brisbane/Australien und wohnt im Center bei ihren Eltern. Sie unterrichtet die Agtas hier im Dome in Englisch und so nimmt Helga auch an diesem Unterricht teil. Nach Helgas Aussage ist dies ein sehr „interessanter“ Unterricht, da Amy nur Englisch kann. So hilft Marianne in manchen Fällen mit, da sie die Sprachen aller Schüler beherrscht. Marianne ist auch dabei ein Schulprogramm mit PowerPoint auf dem PC zu erstellen, mit dem die Schüler üben sollen. Weil sie immer voller Ideen ist, will sie das auch noch mit Sprachausgabe in beiden Sprachen machen. Sowas gibt es natürlich nicht zu kaufen.
03/12 2003:
Praktische Arbeiten mit Jenny
Zusammen mit Jenny habe ich heute einige Reparaturarbeiten an Türschlössern und Lampen ausgeführt. Er war sehr geschickt und wollte immer auch das machen was ich machte. Wenn ich ein Werkzeug brauchte, brachte er immer gleich das Richtige, obwohl er kaum Englisch versteht. Als ich eine Lampe bei der die Fassung defekt ist abklemmen wollte, fragte ich ihn nach dem Sicherungskasten und er führte mich sofort zur Hauptsicherung (60A), bei uns wäre das die verplombte Panzersicherung vor dem Zähler. Hier ist der Zähler am Strommast an der Strasse und die Hauptsicherung hat einen Hauptschalter. Als ich den Strom abschaltete riefen die Mädchen in der Küche ganz aufgeregt „Brownout, Brownout“, weil sie Strom zum Kochen brauchen. Als ich die Lampe abklemmen wollte, sah ich daß die Drähte nur zusammengedreht und isoliert waren. Jetzt werde ich Lüsterklemmen kaufen, falls es die hier gibt.
Weil Pastor Mildred, eine der Lehrerinnen, uns für einige Zeit verläßt, wurden heute Gruppenfotos gemacht. Das ist für die Agtas immer ein Spaß. Besonders wenn man ihnen sagt, sie sollen die Zähne zeigen. Nach den Gruppenfotos wollten sie alle noch mal einzeln und in kleinen Gruppen fotografiert werden. Na ja, mit der Digicam ist das ja kein Problem.
04/12 2003:
TeamSpeak
Nach dem Frühstück holt Marianne immer ihr Notizbuch undschreibt die zu erledigenden Arbeiten auf. Ich schlug ihr vor die Tafel zu benutzen und wir machten eine Spalte für die praktischen Arbeiten und eine für die Computerarbeiten.
So steht in der linken Spalte u.a. Türschlösser und Lampen reparieren, Gegensprechanlage montieren, Duschaufhängung reparieren, Pumpenindikator erfinden (zur Kontrolle der Wasserpumpe), Steckdose fürs Schweißgerät montieren, versch. Schweißarbeiten, Beleuchtungsverkabelung, usw. Die Liste wächst schneller als ich sie abarbeiten kann.
In der Computerspalte steht u.a. Aufbau eines Computer-Netzwerkes für mehrere PC, Drucker, Scanner, usw., Konsolidierung der email-Adressbücher im Dome und im Center, Testen und evtl. Reparieren verschiedener PC-Komponenten die nicht mehr funktionieren, Buchhaltungsprogramm für CMU Bedürfnisse entwickeln, Dokumentations-Methoden mit verschiedenen Programmen entwickeln, neue Hardware anschaffen, Kommunikation übers Internet verbessern (TeamSpeak), usw. Auch diese Liste ist noch unvollständig. Und das ist nur meine!
Mariannes tägliche Aufgabenliste ist immer so groß, daß sie nicht an einem Tag zu bewältigen ist. So heißt es Prioritäten setzen. Die höchste Priorität hat hier das Gebet! So fängt der Tag schon ganz früh mit einer längeren Gebetszeit an (manchmal auch während der Gartenarbeit) und hört auch damit auf. Dadurch liegt auf allem was dazwischen getan wird Gottes Segen und die Auswirkungen sind spür- und sichtbar.
Gestern führte ich Marianne die Möglichkeit über das Internet mit Deutschland zu sprechen vor. Das Programm heisst TeamSpeak und ist im Internet zu haben (http://www.teamspeak.org). Man braucht dazu nur noch ein Mikrofon am PC. Wer mit uns sprechen will, oder mehr darüber wissen will, kann mir ja eine mail schreiben (philippinen@erhardt-stiefel.de). Als Marianne fast 15 Minuten mit Udo in Deutschland gesprochen hatte, war sie ganz heiß, das mit allen ihren Freunden zu versuchen und jetzt muss ich ihre Freunde in USA und Deutschland dazu bringen, die benötigten Installationen vorzunehmen. Mehr denn je bin ich überzeugt: die Arbeit wird mir hier nicht ausgehen.
05/12 2003:
Erfahrungsunterschiede
Fast pausenlos folgt eine neue Erfahrung der anderen und man weiß nie genau was im nächsten Moment passiert. In den ersten Tagen zeichnete Monie uns eine Kurve auf und erklärte uns, wie unser Gefühlsleben und unsere Erlebnisse erfahrungsgemäß hier verlaufen werden. Wenn man den ersten Kulturschock überwunden hat, kommt man in eine Phase, wo alles neu und interessant ist und die Zeit fast zu rasch verfliegt um all die neuen Erfahrungen verarbeiten zu können. Dann kommt die Phase der Ernüchterung, es wird einem bewusst auf welche Annehmlichkeiten man hier verzichten muss, man fängt an immer öfter an zu Hause zu denken und wünscht sich schließlich, dass die Zeit bald rum ist und man „zu den Fleischtöpfen Ägyptens“ zurückkehren darf. Wenn man auf dem Tiefpunkt angekommen ist, geht es je nach Mentalität langsam wieder aufwärts und in der vierten Phase schließlich bekommt man Frieden in die Seele, ist mit den Umständen ausgesöhnt und lernt Land und Leute zu lieben und das Verzichten fällt leicht. Dann kann man es auch längere Zeit hier aushalten und etwas leisten.
Interessant ist für mich nicht nur, dass diese Voraussage tatsächlich eintrifft, sondern auch, dass sie bei uns beiden ganz verschieden abläuft. Während ich (anscheinend) noch immer in der ersten Phase bin und ständig Neues entdecke, ist Helga schon in der dritten oder gar vierten. Schon nach zwei Wochen merkte ich wie sie bei mir Schutz suchte und nicht mehr sehr glücklich war. Dann ging es langsam wieder Aufwärts und gestern Abend sagte sie, dass es ihr jetzt schon schwer falle, an unsern Abschied von hier zu denken. Besonders die jungen Agtas hier haben es ihr angetan. Man sieht es ihnen nicht nur an, dass sie glücklich sind, ihre Fröhlichkeit ist richtig ansteckend. Von morgens bis Abends hören wir ihre Lieder und ihr Lachen. Ich bin so gespannt, wie es in ihrer Heimat Palanan sein wird. Wir haben jetzt schon soviel davon gehört und in Videos gesehen und fiebern dem Abenteuer entgegen.
Heute ist auch unser Sohn Mathias in Manila angekommen und wird am Dienstag hierher nach Bagabag fliegen. Darauf freuen wir uns auch schon.
06/12 2003:
Essensgewohnheiten
Heute will ich mal was zu unserem Essen schreiben. Was es zu Essen gibt bestimmt meistens Marsha, was es nicht gibt Marianne. Sie ist sehr gesundheitsbewußt und legt großen Wert auf Naturkost. Mit der Zeit kann ich schon ganz gut raten was in den Schüsseln ist, aber es gibt doch immer wieder Überraschungen. Beim Frühstück ist in der Schüssel mit dem großen Löffel drauf meistens Haferbrei. Zu Hause hätte ich die Nase hochgezogen, aber hier habe ich ihn inzwischen regelrecht schätzen gelernt. Für meinen Geschmack verfeinere ich mir den Brei durch Untermischen von etwas Milchpulver oder Weizenkeime und braunem Zucker. Die Schüssel mit der Gabel drauf enthält meistens Papayas. Frisches Obst ist bei jeder Mahlzeit dabei.
Natürlich gibt es als Obst auch Melonen, Bananen, Mangos, Ananas, Äpfel oder Birnen (Reihenfolge entspricht der Häufigkeit). Na ja, am häufigsten gibt es eben das was auf dem Gelände wächst und dann das was auf dem Markt am günstigsten ist. Dreimal die Woche ist Markt und die Mädchen gehen dann Einkaufen. Frühstück gibt es um 7.00 Uhr, um 10 Uhr ist Merinda (Versperpause), da gibt es oft eine kleine Zwischenmahlzeit, meist ein Saft mit Vitamin C und eine kleine Süßspeise oder Gebäck. Beim Mittagessen sind es meist vier Schüsseln, die auf dem Tisch stehen und eine enthält immer Reis.
Natürlich in vielen Varianten zubereitet und mit unterschiedlichem Geschmack, aber eben immer Reis. Wenn der Reis nur gedämpft ist, gibt es noch eine Knoblauch- oder Soja- oder sonst irgendeine Sauce dazu. Die zweite Schüssel enthält Gemüse verschiedenster Arten und die vierte Obst wie gehabt. Die dritte Schüssel ist immer noch die Überraschung. Heute gab es Kürbisblüten! Natürlich aus dem eigenen Garten. Sie werden gedünstet und mit Zwiebeln und versch. Gewürzen sehr schmackhaft zubereitet. Als ich Marianne fragte, ob man nicht mehr davon habe, wenn die Blüten Kürbisse hervorbringen, hielt sie mir eine Vorlesung in Gartenkunde.
Es gibt weibliche und männliche Blüten und nur die weiblichen bringen Frucht hervor. Aha, dann kann man also die männlichen abzwicken?! Na ja, nicht alle, sagte sie augenzwinkernd, einige Männer braucht man schon auch noch, sonst geben auch die weiblichen keine Frucht. Das leuchtete mir ein. Beim Abendessen ist oft das Gemüse vom Mittag in ein Omelett gebacken oder es gibt Schneckennudeln, seltener Brot, nie Butter, manchmal Käse, aber immer Obst.
Nach jeder Mahlzeit bringt uns Maryann immer eine Kanne heißes Wasser für den Kaffee (beim Frühstück ist er meist schon fertig gebrüht). Frisches Wasser steht natürlich auch bei jeder Mahlzeit auf dem Tisch und inzwischen habe ich das Wasser sehr schätzen gelernt. Ich trinke hier auch viel mehr Wasser als zu Hause. Das Trinkwasser kauft man hier in großen Kanistern (10-15 Liter), das Brauchwasser pumpt man sich aus dem Grundwasser. Es gibt keine zentrale Wasserver- und -entsorgung.
Vieles was wir zu Hause immer gegessen oder getrunken haben, habe ich seit wir hier sind nicht mehr gesehen. Wir haben beide etwas abgenommen und fühlen uns rundherum pudelwohl. Besonders wohltuend sind die Gespräche nach den Mahlzeiten, denn hier hat man Zeit, – auch wenn es viel Arbeit gibt.
Die Hunde lassen es sich wirklich gutgehen. Die liegen tagsüber die meiste Zeit nur rum und lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Aber in der Nacht gehen sie auf die Jagd und halten das Gelände von dem größeren Ungeziefer frei. Wir leben ja inmitten der Reisfelder, in denen auch Kröten, Schlangen und sonstiges Getier wohnt – und machmal auch unser Gelände besucht. Einmal fanden die Mädchen eine Schlange in der Kloschüssel, die dort nicht mehr rauskam. Es ist die Aufgabe der Hunde solche Tiere zu vertreiben und wir sind schon oft in der Nacht von ihrem Kampflärm geweckt worden.
07/12 2003:
Ein Tag in Solano
Heute morgen haben wir den sonntäglichen Gottesdienst in der Jesus Flock Christian Church in Solano miterlebt. Weil der Gottesdienst überwiegend in Englisch ablief, konnten wir sogar die Predigt (Phil. 4, 15-17) verstehen. Die Lieder sind fast die gleichen wie in unserer Pforzheimer Gemeinde (nur eben in Englisch) und die ganze Liturgie (einschl. Abendmahl) war für uns fast wie gewohnt. Man merkt hier eben den amerikanischen Einfluss in allen Bereichen. Natürlich sind die Gesänge etwas lebhafter und die Band etwas lauter, die Lieder werden noch öfter wiederholt und es wird mehr applaudiert, usw, aber das entspricht eben der Mentalität der Filipinos. Die Versammlung fand in der großen Halle der Accelerated Flock Academy statt, einer christlichen Schule, deren Rektor gleichzeitig der Pastor der Kirche ist.
Marianne hat mich wieder mal als „Computer-Experten“ vorgestellt und so zeigte mir der Pastor nach dem Gottesdienst seine Schule und wollte von mir Tipps für den Aufbau seines „Computer-Network“ für den Schul-Unterricht. Natürlich fehlt es ihm auch, wie überall hier, an Geld und Material und so ist guter Rat teuer. Weil Privatschulen hier staatlich nicht gefördert werden, wird der Schulbetrieb überwiegend von Spendengeldern finanziert. Die meistens Eltern sind arm und zahlen, wenn sie können, umgerechnet etwa 300 EUR/Jahr. Stolz zählte Pastor Ariel auf, wieviel Gold-, Silber- und Bronzemedaillen und sonstige Auszeichnungen seine Schüler beim jährlichen Leistungswettbewerb bekamen, mit dem die Schulen hier ihre Qualität beweisen. Die Schüler werden individuell ihrer persönlichen Lerngeschwindigkeit entsprechend betreut und gefördert.
Nach dem GD trafen wir uns mit Werner zum Essen und lernten dabei auch seine Frau Marina kennen. Sie lebte sehr lange in Konstanz und spricht gut Deutsch. Dann luden sie uns ein ihr Haus zu besichtigen. Werner lebt seit 15 Jahren in Bayombong und hat die ganze Zeit immer wieder an dem Haus gearbeitet und an- und ausgebaut. Entsprechend toll ist es von innen und außen. Wunderschöne Möbelstücke hat er im Laufe der Jahre gesammelt und sich sein kleines Paradies geschaffen. Auf der Garage hat er sogar einen kleinen Swimmingpool. Man kann hier eben mit der Rente aus Deutschland bedeutend größere Sprünge machen und wenn man mal weiß, wo man was bekommt und wo es gute Handwerker gibt, dann lässt sich auch hier (fast) alles machen.
Zur Zeit restauriert Werner eine alte Pferdekutsche. An den schönen Tauchstränden gibt es sehr viele Hotels, die von Deutschen betrieben werden. Mit einem dieser Hoteliers hat Werner Geschäftsbeziehungen. Er zeigte mir eine lange Bestellliste von deutschen Lebensmitteln und Getränken, die er sich quasi ins Haus liefern lassen kann. Unter anderem fand ich da „weißen und roten Pressack“, eine schwäbische Spezialität. Ich fragte Werner Löcher in den Bauch, aber ich weiß immer noch nicht genug, um zu entscheiden ob ich hier leben möchte …
Weil hier die Geschäfte sonntags wie jeden Tag geöffnet haben, kaufte Marianne auf dem Heimweg noch einiges ein. Sie kann sich nur schwer für etwas entscheiden und bat uns zu helfen. So haben wir es endlich gemeinsam geschafft, den Kühlschrank für ihre Küche und den kombinierten Gas- und Elektroherd für „unser“ Häuschen zu kaufen. Jetzt sind wir alle froh, denn es war ein dreiwöchiger Entscheidungsprozess. Marianne will immer den günstigsten Preis für die beste Qualität, was hier sehr schwierig zu finden ist.
Dann holten wir die Vorhänge fürs Schlafzimmer in der Nähstube an und kauften die Malaria-Prophylaxe für Palanan ein. Weil ich inzwischen sehr durstig war, ging ich in einen „Supermarkt“ um Wasser zu kaufen, dabei entdeckte ich einen Kühlschrank mit Getränken. So kaufte ich mir zwei Dosen San Miguel Light Beer um mal einen anderen Geschmack zu bekommen, – aber es hat mir nicht geschmeckt.
Aber in einem Elektroladen habe ich einen Phasenprüfer gekauft! Den brauche ich ganz dringend, denn Essa’s Nähmaschine steht unter Strom und ich muss den Phasenschluss suchen. Weiß jemand wie man am Ladentisch in Englisch einen Phasenprüfer verlangt? Es war nicht ganz einfach, aber ich habe ihn bekommen. „Srewdriver with Neon Bulb“ steht drauf und er kostete 65 Peso.
P.S. den philippinischen Nikolaus hat mir meine Schwiegertochter zum Nikolaus geschickt. Wo der wohl herkommt? Vermutlich aus China, wie das meiste hier…
08/12 2003:
Ein Tag im COS (Computer Services)
Martin hatte mich am Freitag angetextet und wollte eine TeamSpeak Session. Leider kam ich mit TS vom Dome aus nicht ins SIL Intranet. So fuhr ich heute Morgen mit dem Tricycle-Taxi rein. Wow, ich war eine Woche nicht mehr hier und schon sieht alles anders aus. Martin hat seine Pläne weitgehend verwirklicht und das COS „umgebaut“. Jetzt ist der User- und der Servicebereich sauber getrennt und die Server stehen auch ordentlich auf einem eigenen Tisch. Leider ist Martin nicht da. Er musste nach Manila sein Visum „checken“, weil er am 17.12. wieder nach Hause in die Schweiz fliegt. Den Tricycle Fahrer habe ich auf 16.00 Uhr für die Rückfahrt bestellt. So packe ich mein Notebook aus und schließe mich ans Network an um meine emails zu checken und mein Tagebuch zu aktualisieren…
Weil Martin nicht da ist, hat Judy hier das Kommando übernommen. Vermutlich wird sie nach Martins Weggang die Stelle des COS Managers besetzen bis jemand aus Nasuli kommt. Auch nur vorübergehend? Als ich mit Jun, dem PC Techniker darüber spreche, runzelt er nur die Stirn. Das ist vielsagend. Judy ist wohl die Dienstälteste hier. Schatzi, ihr Hündchen, ist stets an ihrer Seite. Schatzi beherrscht ein ganzes Repertoire an Kunststücken und Judy hat mir schon alle vorgeführt. Ich habe ihr ein paar Bilder von Schatzi gemacht, die ich ihr per email schicken will. Aber es gibt Probleme mit dem Versenden über meinen Provider in Deutschland. So schicke ich sie über das COS Network. Judy ist vor eineinhalb Stunden zum Lunch gegangen und noch nicht zurück. Mal sehen was sie sagt. Dann habe ich Schwierigkeiten ins Internet zu kommen und gehe zu Jun.
Jun ist „very busy“. Er kämpft gerade damit die Internet-Verbindung „wieder zum Laufen“ zu bringen. Aha, deshalb! Dazu „restartet“ er das Satelliten-Modem und den Internet-Server Aragorn, aber offensichtlich ohne Erfolg. Ich schaue ihm eine Weile zu und erkenne kein System seines Tuns. Natürlich hätte ich Fragen, aber ich sehe wie er zusehends nervöser wird, denn es kommen schon Anrufe von ungeduldigen Usern. So halte ich mich mal zurück, denn natürlich fehlt mir die Kenntnis für diesen Fall. Vermutlich würde Martin die Sache schnell in den Griff bekommen, aber der ist in Manila. Judy kommt zurück, aber sie nimmt keine Notiz von Jun’s tun. Nach einer Weile geht das Internet wieder, aber „very slow“. Judy meint, das liegt am Wetter, vielleicht würde es ja bald schneien. Wenn was nicht geht, schiebt man die Schuld auf den Satelliten. Jetzt frage ich nach einer Fehlerstatistik, aber die gibt es nicht. Nach Junes Aussage passiert das täglich mindestens dreimal …
Der Tag verging wie im Fluge, denn als ich auf die Uhr schaue ist es 15:53 Uhr. Als ich zum Gate komme, wartet der Tricycle-Fahrer bereits auf mich.
09/12 2003:
Heute schreibt Helga
Heute kam unser Sohn Mathias an. Wir texteten hin und her bis ich die Nachricht bekam, dass sie gelandet sind. Schleunigst machten wir uns auf den Weg ins SIL Center. Die Wiedersehensfreude war natürlich groß und es gab viel zu erzählen. Dabei fiel mir auf, dass er schon alles wusste, was wir zwischenzeitlich hier erlebt hatten. Natürlich, ganz klar! Er hatte unser Tagebuch regelmäßig im Internet verfolgt. Allerdings habe ich da ja meistens nur meine Eindrücke beschrieben. Was Helga ihm erzählte war für ihn neu. Da beschloss ich Helga in Zukunft mehr zu beteiligen.
Hier schreibt jetzt sie:
Ja, es stimmt schon, ich empfinde manches ganz anders als Erhardt. Das Leben dieser Menschen ist für mich so unfassbar und unvorstellbar, dass ich immer dankbarer werde für unser Land und die Versorgung, besonders im medizinischen Bereich. Eines musste ich besonders lernen, Zeitangaben muss man absolut flexibel nehmen, aber nicht nur Zeitabsprachen, der ganze Alltag ist so geprägt. Ich habe mich zwischenzeitlich schon ganz gut eingelebt in unserem Bambushäuschen und durfte recht viele Kontakte schließen mit Familien aus der Umgebung, dank unserer Gastgeber. Ich kann wirklich sagen, dass ich so ganz langsam immer mehr mich über diese Zeit hier freue. Ja bei mir geht es eben etwas langsamer (behutsamer) als bei Erhardt, der keinerlei Eingewöhnungsschwierigkeiten hatte.
10/12 2003:
Wetterbeobachtung
Jetzt heißt es wieder das Wetter beobachten, um abschätzen zu können ob wir morgen fliegen werden. Gestern zeigte mir Mike Mowers, unser Pilot, einige Internetadressen unter denen man die aktuellen Wetterdaten, Sturmwarnungen und Satellitenbilder ansehen kann. Die Seiten werden von den Meteorologischen Stationen rund um die Welt aktualisiert und sind sehr zuverlässig. Dann hielt er mir eine kleine Vorlesung über Wetterkunde. Von Pearl Harbor kommt die Wettervorhersage (rechts, zum Vergrößern anklicken). Darauf kann man leicht den Zusammenhang zwischen der Erddrehung und der globalen Luftbewegung erkennen. Während sich in der nördlichen Hemisphäre die Luftmassen entgegen der Erddrehung in West-Ost Richtung, sozusagen im Uhrzeigersinn bewegen, ist es auf der südlichen Erdhälfte gerade umgekehrt.
So strömen also beide Luftmassen sich durch die Sonneneinstrahlung aufheizend dem Äquator zu und treffen dort über den Ozeanen aufeinander. Dadurch entstehen immer wieder große Turbulenzen, die sich zu Wirbelstürmen und Orkanen auswachsen können. Dabei werden die in Meereshöhe erhitzten Luftmassen bis in 12.000 m Höhe geschleudert uns erreichen dabei Geschwindigkeiten von mehreren Hundert Stundenkilometern. Natürlich ist das Wettergeschehen auch noch vom Winkel der Sonneneinstrahlung abhängig, d.h. Jahreszeit bedingt. Zur Zeit ist es relativ ruhig!
Bei dem letzten Satz lächelte Mike wissend und man sah seinem wettergebräunten Gesicht die Erfahrung von mehr als 15 Jahren Tropenflügen für JAARS an. Dann fügte er hinzu: Ein Phänomen das die Prognose der Wetterentwicklung zusätzlich erschwert, ist „El Nino“. Aber das wäre ein extra Thema.
Uns interessiert im Moment nur das Wetter von morgen in Nord-Luzon im allgemeinen und speziell in Palanan. Marianne hat ihre eigene Theorie: Wenn wir fliegen wollen regnet’s sowieswo, – das war schon immer so. Na, schau’n mer mal…
Eine Woche im Regenwald von Palanan
Liebe Freunde, die Erlebnisse in Palanan waren die eindrücklichsten unserer Philippinenreise. Ich habe die 8 Tage hier zusammen gefasst. Natürlich sind die Seiten noch unvollständig und ich werde weiterhin Texte und Bilder ergänzen. Diese direkt nach unserer Rückkehr zusammen gestellte erste Fassung habe ich geschrieben um die frischen Eindrücke festzuhalten und meinen Freunden zu Hause ein erstes aktuelles Bild von Missionsarbeit weiter zu geben. Für uns war es jedenfalls ein Erlebnis, das wir in unserem Leben nicht missen möchten. Und wir können jedem, der an christlicher Mission interessiert ist, nur wärmstens empfehlen die Arbeit selbst vor Ort zu erleben. Für Fragen stehen wir immer gerne zu Verfügung. Liebe Grüße, Helga, Mathias & Erhardt
11/12 2003:
Erstes Fernziel unserer Reise: Dibungko in Palanan
Gott meint es gut mit uns und stimmt unseren Plänen durch einen blauen Himmel über Bagabag mit wenig Bewölkung zu. Als wir ins SIL Center kommen, betankt Mike gerade die Maschine. Die Wetterlage in Palanan bessert sich auch zusehends. Monie teilt über Funk mit, dass er schon einige „weiße Löcher“ gesehen hat. Mike will sicherheitshalber noch etwas warten. Es wäre dumm, wenn wir umkehren müssten, – was auch schon vorkam. So haben wir noch Zeit uns umzusehen. Ich schau mir die Flugwerkstatt an und als gelernter Werkzeugmacher interessiert mich natürlich die Ausstattung. Es sind zum Teil schon ziemlich alte Maschinen und Werkzeuge, aber es ist alles da um auch eine havarierte Maschine wieder flugfähig zu machen. Und das war dieses Jahr auch schon einmal notwendig, als ein Nachwuchs-Pilot die Länge der Landebahn in den Bergen falsch einschätzte und die Maschine zerlegte. Glücklicherweise ohne Personenschaden. Zur Sicherheit gehe ich noch mal auf die Toilette und als ich rauskomme steht Mike allein da und wartet auf uns. Die anderen sind mich suchen gegangen. Als alle wieder da sind, bilden wir einen Kreis und beten um Bewahrung und ein Wolkenloch in Palanan. Obwohl die Helios keine 80 m braucht um abzuheben, rollt Mike ganz ans südliche Ende der Startbahn. Er ist ein sehr erfahrener Pilot. Das beruhigt.
Wir fliegen nach Nordosten, zunächst in 3000 ft. (etwa 1000m) Höhe und als wir die Berge von Nueva Viscaya überquert haben, sehen wir eine riesige Fläche von Reisfeldern unter uns. Wie kleine Inseln liegen die Dörfer unter den Schatten spendenden Bäumen, während die Reisfelder im Sonnenlicht funkeln. Weil ja jetzt die kalte Jahreszeit ist, sind nur relativ wenige Felder richtig grün. Die meisten sind gepflügt oder ganz frisch bepflanzt. Weil sich vor uns eine Wolkenbank auftürmt, steigt Mike auf 7500 ft. Jetzt ist die Freiheit grenzenlos. Über den Bordfunk teilt mir Mike mit, dass wir jetzt das Sierra Madre Gebirge überfliegen. Aus der fast ebenen Wolkendecke türmen sich vor uns weiße Quellwolken auf. Mike hält direkt darauf zu. Dort gibt es erfahrungsgemäß Löcher, sagt er. Und jetzt zeigt er seine Kunst. In vielen Kurven und Serpentinen sinkt er mit 5m/s zwischen den Wolken durch und dann sehen wir plötzlich aus etwa 300 m Höhe den Fluß und die „Landebahn“ des Palanan Airport. Die etwa 10x100m Betonfläche sieht aus wie ein Blättchen Zigarettenpapier. Vor der Landung dreht Mike noch eine Runde über dem Agta-Dorf Dibungko, während Marianne die Video-Kamera am Auge hat. Am Airport wartet schon eine ganze Abordnung auf uns. In 10 Minuten werden Gepäck und Passagiere ausgewechselt und Mike fliegt wieder zurück. Löcher in der Wolkendecke sind in der Regenzeit in Palanan rar und das muss genutzt werden. Jetzt sind wir vom Wetter total abhängig. Wann werden wir wieder zurück können?
Der erste Weg führt uns zur Polizeistation von Dibanuwan, so heißt die Provinz-„Hauptstadt“ von Palanan, wo unsere Pässe registriert werden. Der wohl einzige (?) Polizist hier würdigt uns keines Blickes. Den Eintrag in eine Liste müssen wir bei der Sekretärin selbst vornehmen, – und dafür bezahlen. Dann geht’s zum „Rathaus“. Der Bürgermeister ist nicht da. Sein Stellvertreter heißt uns
herzlich Willkommen und wir dürfen uns ins Gästebuch eintragen. Offensichtlich sind wir ihm sympathisch und er weist seine 3 Sekretärinnen an uns ein „Merienda“ zu bringen. Wir bekommen jeder eine Flasche Coca-Cola (mit Strohhalm!) und drei Erdnußbutter-Kekse. Alles original verpackt. Das beruhigt. Beim Abschied lädt er uns zur Weihnachtsfeier ein, die morgen stattfinden soll. Die Kinder hätten ein tolles Programm einstudiert. Wir bedanken uns auf philippinische Art, höflich aber unverbindlich. Dann geht’s weiter zum Parkwächter. Palanan wurde zum Northern Sierra Madre Natural Park erklärt und jeder Besucher muss eine Art Eintrittsgeld berappen. Auf der Quittung steht u.a., was hier alles nicht erlaubt ist. Z.B. keine Drogen, kein Alkohol, keine Glücksspiele und – kein Dynamit-Fischen. Das ist hier ein Problem. Monie erzählt uns, dass die Korallenriffe zu großen Teilen durch diese Praktiken zerstört worden sind. Aber es sind nicht die Besucher, die so was machen. Dann gehen wir zum Hause von Arnold, dem CMU-Vorstand und seiner Frau Julie, die uns zu einem Imbiss eingeladen haben. Während des Essens erzählt uns Julie, wie Arnold das Haus nach ihrem Einzug von Schlangen gesäubert hat. Sieben der giftigen Philippinen-Kobras hat er getötet oder vertrieben und einen Steinsockel unten herum gemauert, bevor sie sich einigermaßen sicher fühlten. Und wir wollen in den Urwald!
Marcos und Boy spielen uns zum Abschied virtuos einige an die spanische Kolonialzeit erinnernde, selbst komponierte Gitarrenstücke und dann geht’s runter zum Fluss. In einem Schuhladen, an dem wir vorbeikommen, kaufen wir noch die richtige Fußbekleidung. Tsinellas, die traditionellen Gummischlappen, sind für unser Vorhaben unerlässlich. Die Boote, die uns nach Dibungko bringen sollen, warten schon. Am Flussufer hocken eine Reihe Frauen zusammen und auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Picknick. Beim Näherkommen zeigt sich jedoch, dass hier Wäsche im Fluss gewaschen und auf den Kieseln getrocknet wird. Zwei Männer bemühen sich am Flussufer ein Schwein zu einem wartenden Tricycle zu transportieren. Einer zieht an dem um ein Bein gebundenen Strick und der andere zieht am Schwanz. Als das Schwein sich erfolgreich dagegen wehrt, binden sie ihm kurzerhand die Beine zusammen und tragen es. Es schreit aus vollem Halse. Wahrscheinlich ahnt es, im Gegensatz zu uns, ziemlich genau was ihm blüht. Dann ziehen wir die Hosenbeine hoch und waten ins Wasser um das Boot zu besteigen. Dibungko ist von Dibanuwan nur wenige km entfernt, aber weil der Fluß einen großen Bogen macht sind wir einige Zeit flussabwärts unterwegs. Der Fluss ist sehr breit und hat trotz vieler Nebenarme eine starke Strömung. Nun hier ist Regenzeit und das gute Wetter heute ist eine absolute Ausnahme. Ich frage versch. Leute nach dem Namen des Flusses und bekomme versch. Antworten: z.B. Konayan oder auch Noname. Der richtige Name ist ein Zungenbrecher: Pinakanauan.
Dann legen wir unterhalb Dibungko an. Es gibt keinen Steg und das Flussufer ist steil und drei Meter hoch. Wir müssen in den Matsch und klettern. Hier zeigt sich zum erstenmal, dass kurze Hosen und keine Schuhe die beste Bekleidung sind. Ich versuche mit meinen Tsinellas zurechtzukommen und verliere sie fast in einem Matschloch. Der Aufstieg zum Dorf ist fast 200 Meter steil aufwärts. Die Agtas haben eine Art Treppe in den roten Lehmboden gehackt aber der Regen ebnet die Stufen immer wieder ein. So ist schon der Aufstieg ein kleines Abenteuer. Und dabei haben wir heute Glück, denn es regnet nicht. Den Weg werden wir noch so oft nehmen, dass wir ihn nie vergessen werden. Am Ende des Aufstiegs werden wir durch einen atemberaubenden Blick ins Dorf belohnt. Zur Rechten vor uns liegt das zentrale Gebäude mit Versammlungsraum, Schulraum und Schlafraum. Geradeaus schauen wir auf den Hauptweg zwischen den Hütten der Agtas. Gepflanzte Palmen, Ananas- und Bananenstauden und viele für uns unbekannte blühende Büsche in Reihen zeigen, dass hier dem Regenwald ein Lebensraum für Menschen abgerungen wurde. Das etwa 15 ha grosse Gelände, eine ehemalige Kaffeeplantage, wurde 1990 von unseren Missionaren relativ günstig gekauft und diesem Agta-Stamm geschenkt. In Palanan gibt es noch etwa 1000 Agtas. Die Menschen dieses Stammes waren Nomaden und seit ihnen Dibungko gehört und sie einen festen Platz in der Gesellschaft haben, ist ihr Selbstbewusstsein gewaltig gestiegen. Sogar die lokalen Politiker wurden jetzt auf ihre Existenz aufmerksam und kamen zu Wahlkundgebungen ins Dorf! Natürlich mussten die „Wahlberechtigten“ erst einmal registriert werden und da sie weder ihr Geburtsdatum kannten, noch einen unseren Konventionen entsprechenden Namen hatten und nicht lesen und schreiben konnten, gab es für unsere Missionare viel zu tun.
Zuerst reinigten wir unsere dreckigen Füße und Tsinellas an einem von den zwei „Brunnen“, aus denen das Dorf mit Wasser versorgt wird. Das ist natürlich kein Trink- sondern Grundwasser das wegen der Bodenbeschaffenheit aber doch relativ sauber ist. Nachdem uns unsere Schlafplätze zugewiesen wurden und wir einen ersten Blick ins „Bad“ geworfen hatten, machte Marianne einen Rundgang durchs Dorf mit uns. Sie war seit August nicht mehr hier und so gab es ein großes Hallo bei jedem Wiedersehen. Marianne ist 1,83 m groß und wenn sie „ihre“ kleinen Agtas umarmt, sieht es aus als nähme eine Mutter ihre Kinder in den Arm. Die Begrüßungen sind herzlich und obwohl die Agtas ihre Gefühle kaum zeigen, sehen wir ihre Freude. Uns gegenüber sind sie zunächst etwas scheu, aber wir haben den Kredit von der Missionarin vorgestellt zu werden. Wir bekommen viele Namen und die jeweilige verwandtschaftliche Beziehung gesagt und dürfen viele Hände schütteln. Dabei habe ich zu warten bis die Frauen mir die Hand entgegenstrecken. Bei den Männern ist es umgekehrt. Die Agtas sind sehr freundlich und posieren auch gern für ein Foto. Sie zeigen auch gerne stolz ihre Kinder und das sind in der Regel mehr als ein halbes Dutzend. Als ich Helga darauf aufmerksam mache, dass sich in dem um Hals und Schulter geschlungenen Tuch von Diyelle, Malleng’s Mutter, etwas bewegte, zeigte sie uns auch sofort ihr jüngstes, nur wenige Wochen altes Baby. Als wir es fotografieren wollten um es seiner in Bagabag zurückgebliebenen Schwester zu zeigen, legte sie es gleich an die Brust und warf sich in Positur.
Marianne erzählt uns, dass immer wieder (auch uneingeladene) Besucher ins Dorf kommen um die Menschen in ihrer natürlichen Umgebung zu fotografieren und deshalb sind sie es gewohnt. Allerdings gibt es auch Zeitgenossen, die es mehr auf die Nacktheit abgesehen haben und da heisst es aufpassen, dass die Agtas keine schlechten Erfahrungen machen und ihre Natürlichkeit und ihr Zutrauen behalten. Wenn man einige Zeit mit diesen Menschen zusammen ist, spürt und erlebt man ihre Natürlichkeit hautnah und merkt nach und nach was uns „zivilisierten Menschen“ eigentlich verlorenen gegangen ist. Es ist keine Übertreibung wenn ich sage, wir haben ein Stück vom „Paradies“ gesehen. Natürlich nicht im Sinne von „Schlaraffenland“, denn der Kampf ums Überleben ist genauso deutlich sichtbar. Die Agta sind Jäger und Sammler. Sie leben vom Fischfang und der Jagd im Regenwald. Und in der Regenzeit gibt es nicht jeden Tag Beute. So besteht eine Mahlzeit meist nur aus aus Reis (den man von den Missionaren kaufen kann) ergänzt durch die verdaulichen Kräuter und Wurzeln des Waldes. Und nicht selten gibt es eben auch gar nichts zu Essen. Wenn einer Glück hat und Beute macht, ist er nach dem Sittenkodex verpflichtet mit allen zu teilen. Und wenn etwas vom Fischfang oder der Jagd zum Verkauf übrig bleibt, wird auch der Erlös geteilt. Somit besteht für den Einzelnen kein Anreiz zur Vorratshaltung. Man lebt wortwörtlich von der Hand in den Mund und Notzeiten sind damit voraussehbar.
Zum Abschluss unseres Rundgangs gehen in wir das Haus der Missionare. Es war das erste feste Holzhaus hier und es hat sogar ein Obergeschoss. Jetzt ist es von den Taifunen ziemlich lädiert, aber immer noch funktionsfähig. Hier wohnen jetzt ständig einige Mitarbeiter, die sich vor Ort um die medizinische, soziale und geistliche Versorgung des Stammes kümmern und auch Einsätze in der Umgebung haben. Diese Mitarbeiter sind Mitglieder von CMU (Christian Mission for the Unreached), einem gemeinnützigen Verein, der von den Missionaren gegründet wurde und dessen Ziele nun von Filipinos verfolgt wird. Nora eine der Mitarbeiterinnen sorgt mit ihren Helferinnen für unser leibliches Wohl. Sie kauft die Waren ein, die fliegende Händler von der Küste und aus den Bergen bringen, kocht für uns, macht die Wäsche und was immer nötig ist. Dazu gibt sie die Reisrationen aus, schaut nach den Kranken und berät die Schwangeren und Stillenden, und die gibt es immer. Morgen werden 60-70 Seminarteilnehmer erwartet und so hat Nora heute alle Hände voll zu tun. Trotzdem hat sie schon unseren Essplatz gerichtet, als wir uns müde zu Tisch setzen, während es draussen schon dunkel wird. Weil es hier keine öffentliche Stromversorgung gibt, wird ein kleiner Generator angeworfen, der die wenigen Lampen im Hause versorgt. Und so heben wir gespannt die Deckel von den Schüsseln, während Nora zwei große Platten mit Riesengarnelen reinbringt. Mit so einer köstlichen Versorgung hatten wir nicht gerechnet und so schmeckt uns die erste Mahlzeit im „Urwald“ ausgezeichnet, – und wir vermissen nicht einmal den Weißwein dazu.
12/12 2003:
Fischjagd, Volleyball und Workshops
Nach dem Abendessen krochen wir gleich unters Moskitonetz, denn wenn der Generator abgeschaltet wird, ist Ruhe im Dorf. Weil wir sehr müde waren, schliefen wir auch ziemlich schnell ein. Das heißt, ich schlief gleich, aber Helga leuchtete mit ihrer Taschenlampe noch ab und zu in Richtung der Raschelgeräusche. Man hatte uns nämlich geraten unseren Rucksack in eines der Blechfässer zu stecken, denn nur dort sind derlei Dinge wirklich sicher vor den Ratten, die in der Nacht kommen. Eine Besucherin hatte mal einen Samsonite Koffer mitgebracht, – was die Ratten nicht davon abhielt trotzdem ihre Kekse zu fressen. Um 4:30 Uhr wurden wir von Gitarrenklang und Gesang geweckt. Die Agtas haben jeden Morgen eine Art Andacht „Dawn Watch“ genannt, wo sie miteinander singen und beten bis es hell wird. Da zwischen dem Kopfende unseres Lagers und dem Podium des Versammlungsraumes nur 10 mm Sperrholz sind, waren wir fast mitten drin.
Es war sehr wunderschön anzuhören und der Gedanke, dass die gleichen Menschen, die sich noch vor einem Jahrzehnt in der Dunkelheit vor bösen Geistern fürchteten, jetzt fröhlich Gott als ihren Schöpfer preisen, war für mich sehr wohltuend. Die Morgentoilette findet natürlich etwas anders statt, als man es sonst gewohnt ist. Ein kleiner Verschlag enthält eine Toilettenschüssel und zwei Wasserfässer. Zuerst verrichtet man seine Notdurft, dann schöpft man sich einen Eimer voll Wasser aus dem Fass und gießt sich einen oder zwei Schöpfer davon über den Kopf. Danach ist man hellwach. Jetzt kann man sich abseifen und sich den Rest des Eimers über den Kopf leeren. Wenn man sich dabei über die Toilettenschüssel stellt, ist danach auch gleich gespült.
Nach dem Frühstück stehen drei Agta Jäger vor unserer Veranda und fragen, ob wir mit zur Fischjagd wollen. Natürlich, – aber nur zum Zuschauen. Vorsichtig klettern wir wieder den Hang hinunter zum Fluss. Das Boot ist schon von Dibanuwan herunter gekommen. Die Agtas haben nur einen Lendenschurz oder eine kurze Hose an, obwohl es relativ kalt ist. Während wir den Fluß hinunterfahren, fängt es an zu regnen. Durch den Fahrtwind verstärkt wird es uns auch bei 20 Grad unangenehm kalt. Na ja es ist ja auch Winter! Dede, einer der Agtas bringt mir seinen Regenschutz und kauert sich vor mir tief ins Boot. Ich sehe an seiner Haut, dass er friert. Ich kauere mich zu ihm, lege meinen Arm um ihn und wir teilen uns den Regenschutz. So kann ich seinen fremdartigen Körpergeruch wahrnehmen und seine krausen Haare aus nächster Nähe untersuchen. Ich sehe keine Läuse. Marianne hatte uns nämlich von ihren Entlausungsaktionen bei den Kindern erzählt. Irgendwie empfinde ich in meinem Inneren eine Verbindung zu diesem kleinen Negrito. Vermutlich ist es der Glaube an unseren Schöpfer, der uns beide körperlich so verschieden, in unserer Seele aber doch sehr ähnlich gemacht hat. Und die Liebe zu Gott und dem Nächsten, die uns in diesem Moment vereint.
Jetzt fahren wir einen Seitenarm des Pinakanauan hinauf. Ich staune mit welchem Geschick und Gespür Charly, unser Bootsführer, die Untiefen meidet und die Stromschnellen meistert. Dann steigen wir an einer Furt aus dem Boot. Die Agta schärfen ihre Harpunenspitzen auf den Steinen und schieben sich einen schweren Kieselstein unter einen um den Bauch gespannten Riemen auf den
Rücken. Dann laufen sie am Ufer entlang und spähen ins Wasser. Wir folgen in gebührendem Abstand mit dem Boot. Schließlich kommen wir in einen ruhigen Seitenarm, stellen den Motor ab und lassen uns treiben. Die Agta sind jetzt im Wasser, das hier nur etwa einen Meter tief ist. Sie haben ihre Schwimmbrillen aufgesetzt und das Gesicht im Wasser. Plötzlich ist niemand mehr zu sehen. Wir warten gespannt. Minutenlang geschieht nichts. Ich schaue mich um und suche das Wasser ab. Nach 3-4 Minuten taucht einer auf um kurz darauf wieder zu verschwinden. Weit und breit sehen wir keine Menschen außer uns, doch plötzlich hören wir aus dem Urwald leise die Titelmelodie aus Titanic. Die Erklärung: irgendwo da drin gibt es eine katholische Kirche und es ist Weihnachtszeit. Hier spielt man in dieser Zeit alles Gefühlvolle ziemlich laut. Sheryl aus Santiago erzählte mir, wie sie in der Weihnachtszeit mal morgens um 4.00 Uhr von einem scheppernden Lautsprecher geweckt wurde der plärrte: „I’m dreaming of a White Christmas…“. Das wird hier unter Palmen wohl immer ein Traum bleiben …
Etwa 20 Minuten lang sehen wir die Agta immer wieder nur kurz an der Oberfläche. Unser Bootsführer sagt, heute ist es schwer unter Wasser zu sehen, weil der Regen der letzten Tage das Wasser getrübt hat. Nach einer halben Stunde gehen die Agta ans Ufer und lassen sich erschöpft von der Sonne aufwärmen. Im Gegensatz zu unserer ist ihre Motivation zur Fischjagd der Hunger und der Kampf ums Überleben ist in der Regenzeit besonders hart. Denn es scheint, als ob wir heute ohne Beute heimkommen werden. Nach einer Pause machen sie noch weitere Versuche an anderen Stellen, fangen aber tatsächlich nichts. Trotzdem sehe ich keine Enttäuschung in ihren Gesichtern als wir heimfahren müssen. Aus einem kleinen Beutel, den alle immer bei sich tragen, holt einer etwas Bräunliches heraus, streut aus einem Röhrchen etwas Salzartiges auf ein Blattschnipsel, schiebt alles in den Mund und fängt an zu kauen. Nach einer Zeit spuckt er einen rötlichen Saft aus. Später erfahre ich, das sie die Betel-Nuss kauen, die eine Art Betäubungsmittel zur Unterdrückung des Hungers und der Enttäuschung enthält. Ich fange an über unseren Wohlstand, unsere Essgewohnheiten und unseren Umgang mit Enttäuschungen nachzudenken …
Nach der Rückkehr von der leider erfolglosen Fischjagd sehe ich, dass die Jungens inzwischen den Volleyballplatz wieder hergerichtet haben. Zwischen zwei Palmen ist neben dem Dorfplatz das Netz gespannt. Ich spiele mit. Jeder gute und schlechte Schlag wird ausgiebig kommentiert und jeder Siegpunkt führt zu Freudengeschrei. Als Helga, die uns zuschaut, einen verirrten Ball zurückkicken will, verliert sie auf dem rutschigen Lehmboden das Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Zum Glück ist sie nur leicht verletzt. Eine leichte Zerrung im linken Handgelenk und eine Hüftprellung lautet die erste Diagnose, aber zunächst stört sie mehr, dass ihre Kleider schmutzig sind. Das stört mich am wenigsten. Ich spiele mit den Jungen Volleyball bis es mir zu heiß wird, denn inzwischen brennt die Sonne regelrecht. Später gehe ich allein bis ans Ende des Dorfes und verfolge einen schmalen Pfad in Richtung Regenwald, bis er immer enger wird und bergab führt. Natürlich reizt es mich weiterzugehen, aber allein ist es wohl unvernünftig. Schließlich gibt es hier auch Schlangen und vermutlich bieten sie mir keinen Apfel an, denn ich bin ja nicht Eva …
Als ich wieder zurückkomme, höre ich aus der Schule fröhliche Kinderstimmen die Weihnachtslieder singen. Silent Night, Holy Night und Joy to the Lord höre ich und hole schnell meine Kamera bevor ich mich langsam anschleiche um den Reiz der Szene nicht zu zerstören. Als ich durch einen Spalt in der flexiblen Trennwand in den Schulraum blicke, sehe ich eine Szene wie aus einem afrikanischen Fernsehfilm, nur mit dem Unterschied, das hier nichts gestellt ist. Die Kinder turnen auf den Schulbänken rum wie eine kleine Affenhorde. Als der Lehrer mich bemerkt, sagt er etwas zu den Kindern und sie drehen sich nach mir um und rutschen in die Bänke rein. Ich stelle mich dem Lehrer vor und erzähle ihm was ich gehört habe. Sofort läßt er die Kinder noch mal alle Weihnachtslieder singen. Während ich ein paar Fotos mache, tauchen immer mehr Kinder auf. Scheinbar ist das für die Kinder eine besondere Abwechslung, so was wie ein Besuch im Zoo wo man ein seltenes Tier sieht. Aber sie lassen sich gerne fotografieren und lächeln mich meistens an. Vor einem Jahrzehnt wären sie schreiend davongelaufen, sagt Marianne. Als sie am Anfang im Dorf lebte um die Sprache zu lernen, gab es keine Schule und die Agtas waren Analphabeten. Erst als die Missionare ein Schulhaus bauten, schickte die Regierung einen Lehrer hierher. Der unterrichtet hier die Grundschulklassen, bis die Kinder nach Dibanuwan in die Schule gehen können. Obwohl wetterbedingt viele Schulstunden ausfallen, schneiden die Agta-Kinder bei Schul-Vergleichs-Wettbewerben überdurchschnittlich gut ab.
Bei gutem Wetter kommen fliegende Händler von der Küste und aus den Bergen oft viele Kilometer weit zu Fuß mit ihren Waren auf dem Kopf und bieten sie hier an. Heute haben wir Glück und gutes Wetter. So gibt’s zum Mittagessen nicht nur wieder Riesengarnelen aus dem Fluss, sondern auch noch Thunfisch aus dem Meer. Die Seminarteilnehmer treffen nach und nach ein. Sie bringen sich das Essen für ihre Familie mit (teilweise sind auch die Kinder dabei) und kochen selbst. Interessant sind für uns die originellen Kochöfen. In eine große eckige Blechdose, meist ein Ölkanister, werden mit etwas Schamott ein paar Eisenstäbe für den Feuerrost und die Topfauflage fixiert. Eine Öffnung sorgt für den richtigen Zug. Das Brennholz wird mit dem Buschmesser entsprechend gekürzt. Diesen Arbeitsgang sparen sich die Agta, die das Holz beim offenen Feuer einfach nachschieben.
Jeden Monat kommen die Mitarbeiter von CMU hier in Dibungko zusammen um ihre Erfahrungen auszutauschen, neue Kraft und Weisung von Gott zu empfangen und sich durch Seminare und Workshops für ihren Dienst weiterzubilden. Inzwischen ist die Anzahl der philippinischen Mitarbeiter auf über fünfzig angewachsen. Es sind Pastoren und Evangelisten, die entweder die in Palanan neu entstandenen Gemeinden betreuen bzw. die umliegenden Orte und Siedlungen besuchen und dort Gottes Wort verkünden. Aus diesen Diensten entstehen dann weitere Gemeinden. Es ist erstaunlich wie groß der Hunger nach dem lebendigen Wort Gottes in dieser Gegend ist. Die in den Bergen lebenden Agta sind Negrito Nomaden und wurden früher von den Flachlandbewohnern (Lowlander) wegen ihrer dunklen Hautfarbe und ihres Kraushaares verachtet. Die Flachländer betreiben Ackerbau und Viehzucht und betrachten sich als die besseren Menschen. Eine Fabel, die sie früher den Agta erzählten ist bezeichnend für das Verhältnis und erklärt die Minderwertigkeitsgefühle der Agta: Als Gott den Menschen schuf, formte er ihn aus Lehm und steckte ihn in den Ofen. Den ersten nahm er zu früh heraus. Er wurde der Vater der weißen Kolonialherren (Spanier). Dann machte er einen zweiten Versuch. Diesmal ließ er ihn zu lange im Ofen, so dass er fast verbrannte. Der misslungene Mensch wurde der Vater der Agta. Erst beim dritten Versuch entstand der schön gebräunte Vater der Lowlander.
Als die an böse Geister glaubenden Agta (Animisten) das Evangelium von Christus in ihrer Sprache lesen lernten und zum lebendigen Glauben an Gott fanden, wurde ihr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl so gestärkt, dass sie sesshaft wurden und begannen mit den Flachländern Handel zu treiben. Dabei erzählten sie auch freudig von ihrem neuen Glauben und überzeugten durch ihre sichtbare Veränderung. So haben viele Flachländer, die früher nur dem Namen nach Christen waren, auch eine lebendige Beziehung zu Gott gefunden und einige davon sind heute auch Mitarbeiter der Mission. Weil die Missionare jetzt hier sind, ist Monie natürlich dieses mal der Hauptreferent. Heute, am Eröffnungsabend berichten die etwa 60 Teilnehmer der Reihe nach vom Stand ihrer Arbeit, von den aktuellen Problemen in den Gemeinden und den Plänen für die nächste Zeit. Wir sitzen auf der Terrasse des Versammlungsraumes und Marianne übersetzt uns die verschiedenen Beiträge. Dann werden wir aufgefordert auch etwas von unserer Kirche in Deutschland zu berichten, was ich gerne tue. Ich weiß ja nicht was Marianne ihnen übersetzt, denn ihre Sätze sind doppelt so lang wie meine, aber am Schluss gibt es Beifall und so muss es wohl ganz gut gewesen sein.
13/12 2003:
Regenzeit
Schon in der letzten Nacht setzte heftiger Regen ein. Wir wurden immer wieder durch das Trommeln der wolkenbruchartig auf das Wellblechdach herabstürzenden Wassermassen geweckt. Dann wurde der Generator angeworfen. Ach ja, das Seminar ging weiter. Gestern Abend hatte Monie das Tagesprogramm an die Tafel geschrieben. Die Themen der Workshops sind: Geist, Seele und Leib, Verletzung und Heilung, Ehe und Familie, Erziehung, Das Wort Gottes, Das Gebet. Von 4:30 Uhr bis 20:30 Uhr, also volles Programm. Ja, wenn die Teilnehmer zum Teil bis zu 8 Stunden Fußmarsch auf sich nehmen, muss die Zeit ausgenutzt werden, denn morgen gehen sie schon wieder zurück um am Sonntag wieder ihren Dienst in den Gemeinden zu tun. Als die lebhaften Gesänge mit elektronischer Orgelbegleitung begannen, wähnte ich mich nicht mehr im Urwald. Doch ein Blick aus dem Fenster in den regennassen Urwald belehrt mich eines Besseren.
Nach dem Frühstück machen Helga und ich einen Spaziergang durchs Dorf. Wir können uns nicht richtig vorstellen, dass die Menschen in den Hütten im Trocknen sitzen. Unter Regencape oder Schirm laufen wir mit weichen Knien in kleinen Schritten auf den glitschigen Wegen aus rotem Lehm und halten uns gegenseitig fest. Der Matsch dringt unter die Fußsohlen und dann werden sie rutschig, aber ohne die Tsinellas wäre es noch riskanter. Die Kinder dagegen rennen barfuss durch die Pfützen als wären sie nicht da. Der Regen ist nicht kalt, aber nass. Und Kleider trocknen ist hier nicht so leicht, wenn die Luft so feucht ist. Die Agta helfen sich damit, dass sie einfach nichts oder nicht so viel anziehen. Sie sitzen in ihren Hütten und gehen nur raus um Holz oder was Essbares aus dem Wald zu holen. Wahrscheinlich denken sie: Die spinnen, die Weißen. Warum laufen die nur im Regen rum, wo sie doch ein festes Dach überm Kopf haben. Ich frage Marianne ob die Hütten den wirklich dicht sind? Sie sagt, die Agtas sind Meister im Abdichten. Wenn es irgendwo reintropft, rücken sie nur ein paar Blätter zurecht uns schon nimmt der Tropfenfluss einen anderen Weg. Im schlimmsten Fall müssen eben ein paar Bananenblätter drauf …
Dann mache ich mir Gedanken wie sie denn in ihren Hütten mit offenem Feuer kochen. Kein Problem. Der Hüttenboden, ein Rost aus gespaltenen Bambusrohren (praktisch, da braucht man nicht auszufegen) ist etwa 40 cm über dem Boden. Das Feuer ist auf der Erde unter dem Dachüberstand ganz dicht am Hüttenboden und wird sehr klein gehalten. So kann man es in der Hütte sitzend durch Nachschieben des Holzes steuern. Das hat gleich mehrere Effekte: Man kann einen Kessel drüber hängen und hat immer warmes abgekochtes Wasser. Die aufsteigende Wärme zieht durch den Hüttenboden und wärmt die Hütte. Der Rauch hält die Moskitos ab und die Hunde, die unter der Hütte liegen, können sich auch am Feuer wärmen. In der Regenzeit ist das Feuer die ganze Zeit an um besonders die kleinen Kinder, die meist nichts anhaben zu wärmen. Die Wärme ist besonders nötig, wenn es nichts zu Essen gibt.
Wir sitzen auf der Terrasse neben dem Seminarraum und weil wir nichts verstehen (Marianne ist unterwegs) diskutieren wir drei das gleiche Thema das gerade im Workshop bearbeitet wird. Erziehung. Es ist erstaunlich wie viel Zeit man plötzlich für Gespräche hat, wenn es kein TV, kein PC und kein Telefon gibt. Unser Sohn erzählt uns sein Erleben unserer Erziehungsbemühungen besonders während der Pubertät und ist sehr offen. Wir staunen, was wir alles nicht mitbekommen haben. Aber auch wann wir ihn durch unser Vorbild unbewusst positiv beeinflusst und wann unsere Ermahnungen das Gegenteil bewirkt haben. Am Ende sind wir uns einig: Wir haben uns alle drei bemüht, das Beste draus zu machen, aber ohne Gottes Hilfe hätte es durchaus auch anders enden können. Und dann bestätigen wir uns gegenseitig unsere Zufriedenheit miteinander.
Die Seminarteilnehmer sind inzwischen verabschiedet und auf dem Heimweg. In dem Regen 8 Stunden zu laufen, ist auch ein Opfer. Monie hat sich etwas erschöpft hingelegt um Auszuruhen. Dann kommt Marianne um Medikamente zu holen und fragt, wer zu einem Krankenbesuch mitgeht. Ich melde mich freiwillig obwohl es gerade wieder in Strömen gießt. Engas, Jennys Vater hat einen bösen Husten und das Rheuma plagt ihn gewaltig im Rücken. Poing, seine Frau, hat Marianne gebeten ihm Medizin zu bringen. Weil die Beschwerden mit hungrigem Magen schwerer zu ertragen sind, nehmen wir eine Tüte Haferflocken, Obst und etwas Schokolade mit. Mit dem Regenschirm und in Tsinellas tapse ich vorsichtig hinter Marianne her, die sinnvollerweise einen Regencape übergestreift und Gummistiefel angezogen hat. So hat man Hände und Kopf frei, das ist eben Erfahrung. Als wir zu Engas und Poings Hütte kommen, kann ich kaum glauben, dass da jemand drin wohnt. Marianne reicht die essbaren Lebensmittel hinein und sagt Engas er soll seinen Rücken entblößen, damit sie ihn einreiben kann.
Ich weiß nicht was das ist, aber es riecht gut. Marianne ist Krankenschwester und weiß wie man die wenigen zur Verfügung stehenden Medikamente am effektivsten einsetzt. Sie gibt Engas noch etwas Vitamin C und spricht tröstend und beruhigend zu Poing. Dann betet sie mit den alten Leuten und wir verabschieden uns. Als ich mich bücke um noch schnell meine Kamera auf Geratewohl ins dunkle Innere auszulösen, läuft mir der Regen den Rücken runter und ich bekomme ein Gefühl, wie Engas es jetzt nach der Salbe haben muss. Auf dem Rückweg sagt mir Marianne, dass Engas, wie die meisten Agta hier, Tuberkulose hat und man immer damit rechnen muss, dass er die Nacht nicht überlebt. Die Lebenserwartung der Agta ist nicht sehr hoch.
Jesus sagte: Was ihr einem meiner geringsten Brüder tut, das habt ihr mir getan. Irgendwie habe ich das Gefühl, auch etwas Gutes getan zu haben, obwohl ich nur dabei war.
Als wir zurückkommen steht schon Merienda da, die Nora gebracht hat. Kaffee und Kekse. Das schmeckt gut und der Regen stört nicht mehr so sehr. Beim Kaffee reden wir dies und das und weil Marianne jetzt Zeit hat, fragen wir sie, über den Beginn der ganzen Arbeit aus. Dann erzählt sie uns so viele Geschichten, dass es für ein ganzen Buch reichen würde und ich empfehle ihr eines zu schreiben. Später vielleicht, sagt sie, jetzt gibt es noch Wichtigeres zu tun. Aber ihre Erlebnisse mit Schlangen, Hunden, Eidechsen, Kakerlaken, Spinnen, Läusen und sonstigem Getier, von den Moskitos gar nicht zu reden; und die vielen Stunden auf dem Krankenlager mit Malaria, Typhus, Blutvergiftungen und Bandscheibenvorfällen erinnern mich irgendwie an Paulus und seinen Leidenskatalog. Und dann fällt mir die Ermahnung Pauli an seine Mitarbeiter ein: „Leide mit als ein guter Streiter Jesu Christi“ und auch wie er mit Silas zusammen im Gefängnis von Philippi (bei den Philippinos?) angekettet war und gesungen hat bis die Gefängnismauern bebten.
14/12 2003:
Zweiter Regentag im Dschungelcamp
Heute ist Sonntag. Wieder hat es die Nacht durch geregnet, wie gestern schon den ganzen Tag und langsam machen wir uns Sorgen wegen des Rückfluges. Eigentlich war für heute ein Ausflug an die Küste geplant und ein Picknick am Meer. Das ist natürlich ins Wasser gefallen. Der Fluß ist inzwischen so weit angeschwollen, dass die Insel in der Mitte fast nicht mehr sichtbar ist. Wir wollten am Morgen nach Dibanuwan zum Gottesdienst fahren aber wegen der Wetterverhältnisse will Monie nur unseren Sohn mitnehmen. Beim Abstieg auf dem glitschigen Boden stürzt er und verletzt sich leicht am Fuß. Das wäre nicht so tragisch, aber seine Kleidung ist nicht mehr vorzeigbar und er kommt zurück. So fährt Monie allein mit Nestor und noch ein paar Mutigen. Hoffentlich kommen sie gut zurück, denn die Strömung im Fluß nimmt ständig zu. Dann sehe ich zwei Kinder am Brunnen, die Wasser holen. Scheinbar macht ihnen der Regen gar nichts aus. Offensichtlich braucht man in der Hütte auch Wasser wenn es regnet. Ob das Regenwasser zum Kochen nicht geeignet ist?
Hier gibt es kein Telefon. Auch kein Mobilfunk-Telefon. Die einzige Verbindung von Dibungko zur Außenwelt ist ein VHF-Funkgerät mit dem wir Arnold in Dibanuwan und bei guten Wetterverhältnissen auch Bagabag erreichen können. Es wird mit Solarzellen betrieben, die bei gutem Wetter Akkus laden. Seit es regnet, gibt es keinen Solarstrom und die Akkus werden geladen, wenn am Abend der Generator läuft. Tagsüber wird für die 220 V Beleuchtung ein Zerhacker benutzt. Wenn es so trübe ist, reicht der Akku-Vorrat manchmal nicht aus und man muss den Generator laufen lassen. Aber auch der Treibstoff ist begrenzt. Als Nora das Funkgerät bedient, kommt eine Mitteilung, dass das Flugzeug der Airline mit der wir notfalls ausfliegen wollten, wenn Mike uns nicht holen kann, abgestürzt sei. Marianne erzählt uns, dass die Filipinos bei jedem Wetter fliegen, – mit entsprechendem Risiko. Bei dem Regen ist die Sicht sehr schlecht. Wir hatten uns gestern schon gewundert, dass trotzdem Fluglärm zu hören war. Wenn die Meldung stimmt und es nicht aufhört zu regnen, sitzen wir hier fest.
Als wir in den Versammlungsraum kommen, leitet ein Agta-Pastor die Zeit des Singens. Etwa 25 Erwachsene und fast genauso viele Kinder haben sich versammelt. Es geht alles sehr unkonventionell zu, aber man merkt die Andacht. Bei den Danksagungen übersetzt uns Marianne, dass sie sich freuen uns zu sehen, denn sie hatten schon seit einiger Zeit dafür gebetet, dass wir gut ankommen. Ich denke, jetzt können sie beten, dass wir wieder gut wegkommen. Davon sage ich aber nichts, als ich an der Reihe bin und danke ihnen. Es wird erwartet, dass jeder etwas sagt und so kommen auch Helga und unser Sohn dran. Weil er erwähnt, dass er Jura-Student ist und ein Praktikum in Makati machen wird,
meint ein Agta, das sei gut, dass sie jetzt einen eigenen Anwalt bekommen, der ihre Interessen in Manila vertritt und dazu nichts kostet. Marianne übernimmt den Teil der Predigt. Sie predigt über einen Text in dem es um Saat und Ernte, um Unkraut und böse Wurzeln, geht. Dabei benutzt sie die Tafel und visualisiert ihre Worte, so dass wir ungefähr verstehen, was sie sagt. Die Predigt muss unter die Haut gegangen sein, denn nach der Predigt steht ein Agta auf und bittet um Vergebung, dass er in letzter Zeit schlecht über die Gemeinde geredet hat und gelobt Besserung. Dann gehen er und seine Frau herum, strecken jedem die Hand hin (auch uns) und bitten um Verzeihung. Das beeindruckt mich. So eine spontane Reaktion auf eine Predigt habe ich noch nie erlebt.
Nach dem Gottesdienst gehen wir rüber zum Mittagessen. Nora hat wieder gezaubert. Obwohl die Vorräte durch die Seminarteilnehmer dezimiert wurden und wegen des Regens keine Händler mehr kommen, ist der Tisch voll verschiedenster Speisen, deren Namen ich nicht kenne. Deshalb interviewe ich nach dem Essen eines der Mädchen und lasse mir die Namen der verschiedenen Gemüsesorten buchstabieren. Es würde zu weit führen, hier alles genau zu beschreiben und das könnte ich auch nicht. Deshalb mache ich ein paar Bilder von den verschiedenen Schüsseln in denen die Essenszutaten vorbereitet werden. Als ich einer Schüssel mit der Kamera zu Leibe rücke, steigt ein Schwarm kleinster Mücken auf. Offensichtlich gibt es Mitesser, die beim Kochen flüchten oder – zum Geschmack beitragen.
Gemüsesorten
Von links: egg plants & okra, yum, kangkong & native onions, chili, ciguerillas & kannutitopis |
Weil der Herd mit zwei Platten nicht ausreicht um für so viele Personen zu kochen, wird auch draußen auf offenen Feuerstellen gebrutzelt. Die Hunde, die dazwischen rumstreunen, zucken manchmal zusammen, wenn das Fett aus der Pfanne spritzt und so mancher Käfer ist sicher auch schon ein Opfer der Hitze geworden, wenn er aus dem Dachgebälk über der Kochstelle abstürzte. Das muss man gesehen haben, denn wenn man nur den gedeckten Tisch sieht, würde man es nicht glauben. Aber alles wird sehr gut durchgebraten, damit die Wurmlarven abgetötet werden. Deshalb ist der Thunfisch auch ziemlich hart und trocken. Guten Appetit!
Kochstellen
Nach dem reichlichen Mittagessen diskutieren wir über den Kinderreichtum der Agta. Manche Frauen sind immer schwanger, obwohl das Essen meistens sehr knapp ist. Die Kinder werden bis zu zwei Jahren gestillt. So haben die Frauen manchmal nicht genug Milch für’s Baby, geschweige denn für zwei Säuglinge. Entsprechend schwach ist die Widerstandskraft der Kleinen gegen Krankheiten und die Säuglingssterblichkeit entsprechend hoch. Die Missionare versuchten den Agtas Familienplanung mittels Verhütung beizubringen, aber die Agtas benutzten die Kondome z.B. als Christbaumschmuck. Marianne erklärte den Wunsch nach vielen Kindern als Altersvorsorge. Wer keine Familie hat ist im Alter, falls er überhaupt alt wird, ziemlich schlecht dran. Zwar ist die Dorfgemeinschaft sozial, aber wenn nichts da ist, kann man auch nichts teilen. So gibt es im Dorf zwei alte Männer, die offensichtlich zu schwach zum Fischen und Jagen sind und nicht einmal eine Hütte haben. Einer davon, Marianne nennt ihn wegen seines technischen Interesses den Ingenieur, wartet um die Mittagszeit immer in der Nähe des Missionarshauses auf etwas Essbares aus der Küche. Natürlich bekommt er auch einen vollen Teller ab, den er dann an der alten Pumpe hockend genüsslich leert. Aber wer gibt ihm was, wenn die Missionare nicht da sind?
15/12 2003:
Dritter Regentag
Heute ist Montag. Für Donnerstag war der Rückflug geplant. Falls es wegen des Wetters nicht klappen sollte, war als Reservetermin der Freitag vorgesehen. Danach fliegt Mike in die USA in Weihnachtsurlaub. Dann ist nur noch die Möglichkeit mit der philippinischen Fluggesellschaft zu fliegen, deren Maschine allerdings gestern abgestürzt ist. Wir hörten heute durch den Funk, dass die Insassen, zwei Piloten und ein Mechaniker tot sind. Monie versucht Details zu bekommen und kurbelt die Frequenzen durch. Aber es gibt kein abgerundetes Bild. Offensichtlich gab es an einem Flugzeug einen Motorschaden aber man konnte irgendwo im Busch notlanden und niemand kam zu Schaden. Dann schickte man ein Team zur Reparatur und Bergung, das aber in den Bergen abstürzte. Anscheinend sind alle drei Insassen tot. Jetzt wird erstmal nicht geflogen. Monie sagte, dass die Flugzeuge schlecht gewartet werden und die Piloten Kamikazeflieger sind. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Menschen hier ihr Leben als nicht besonders wertvoll erachten. Hoffentlich können wir mit Mike fliegen bevor er in Urlaub geht. Er kommt erst nach Weihnachten wieder. Feiern wir Weihnachten im Urwald? Helga sieht schon sehr besorgt aus. Ich weiß nicht so recht. Der Regen geht uns alle auf die Nerven. Die Regenzeit dauert 7 Monate …
Monie hat ein weiteres Seminar vorbereitet. Für die Mitglieder des CMU-Leitungsteams. Das sind seine engsten Mitarbeiter in Palanan. Sie brauchen am Ende des Jahres eine neue Ausrichtung auf die Vorhaben in 2004. Heute geht es um die persönliche Seelsorge und zur Eröffnung darf jeder seine Sorgen abladen. Das geht von „zu wenig Zeit für’s Bibelstudium“ bis „Kampf gegen die Ratten, die alles zernagen“. Die Mitarbeiter sind viel unterwegs und haben vielleicht keine Blechfässer?. Wenn wir von den Problemen hören und die Armut sehen, fragen wir uns immer, wie wir die Situation verbessern könnten. Deshalb frage ich Marianne, was die vollzeitlichen Mitarbeiter denn für ihren Dienst bekommen. Je nach Ausbildungsstand und Verantwortung zwischen 2000 und 4000 Peso im Monat, das sind etwa 30-60 EUR (für die Seminarteilnahme gibt es 2 kg Reis pro Familie extra). Das reicht auch hier nur gerade so zum Überleben. Ich bin bewegt über soviel Hingabe und Opferbereitschaft. Hier gibt es kein Konsumdenken, sondern Einsatzbereitschaft ohne Frage nach gerechter Belohnung. Kein Egoismus, sondern echte Nächstenliebe. Marianne, die uns übersetzte wird zu einem Kranken gerufen der Malaria hat und weil wir jetzt nichts mehr verstehen, ziehen wir uns etwas zurück.
Als wir auf der Veranda sitzen kommen einige Kinder und suchen Kontakt. Sie versuchen ihr Englisch anzubringen und sagen die Zahlen auf soweit sie kommen. Da kommt mir die Idee ihnen Unterricht zu geben, denn der Lehrer ist wegen des Hochwassers nicht gekommen. So gehe ich mit ihnen in den Schulraum. Unterwegs schließen sich noch einige an. Als ich an die Tafel gehe, setzen sich die Kinder brav in die Schulbänke. Ich schreibe die Zahlen 1 bis 10 an die Tafel und lese sie langsam vor. Die Kinder sprechen es im Chor nach. Das ist anscheinend die Lehrmethode des staatl. Lehrers. Marianne sagte uns, dass die Kinder sehr schnell auswendig lernen und bei Wettbewerben sehr gut abschneiden. Aber obwohl sie Englisch sprechen, wissen sie nicht immer was das bedeutet was sie sagen. Also hole ich mir einzelne an die Tafel. Sie müssen die Zahlen lesen auf die ich zeige und die Zahlen schreiben, die ich sage. Es klappt ganz gut. Als die Zahlen langweilig werden, üben wir „What’s your name?“. So lerne ich die Namen der Kinder kennen. Wer seinen Namen schreiben kann, darf ihn an die Tafel schreiben. Offensichtlich hat es sich im Dorf rum gesprochen, dass es einen neuen Lehrer gibt, denn plötzlich kommen auch größere Kinder vorbei und schauen neugierig zu. Da lasse ich die Großen Lehrer spielen, was große Erheiterung hervorruft. Solange sie machen was ich vorschlage geht’s ganz gut, aber wenn sie anfangen zu diskutieren, stehe ich auf verlorenem Posten. So ziehe ich mich langsam wieder zurück, aber die Kinder machen weiter.
Als ich durchs Dorf schlendere, sehe ich vor Malleng’s Hütte eine Ansammlung von Männern sitzen. Es sieht aus als wenn sie etwas spielen würden. Ich schleiche mich an, schaue ihnen über die Schulter, – und bin überrascht. Randy, Malleng’s großer Bruder hat einen der Boots Motoren zerlegt. Tatsächlich, das ganze Getriebe auseinander genommen. Ob er das je wieder zusammen bekommt? Die Agta sind sehr geschickt und lernen schnell. Deshalb sitzen sie auch alle um Randy und schauen ihm zu. Ich inspiziere verstohlen seine Werkzeugkiste und staune wie gut er ausgestattet ist. Ich hätte nie gedacht, dass diese Hütte eine Kfz-Werkstatt beherbergt. Nach einer halben Stunde höre ich tatsächlich den Motor laufen. Marianne erzählt mir, dass die Mission den Agta die Boote zur Verfügung stellt und dass der Taifun im August wieder eines zerstört hat. Jetzt sollen auch die Palmen, die durch den Taifun stark dezimiert wurden, wieder aufgeforstet werden um dem Dorf mehr Schutz zu bieten. Es ist ein ständiger Kampf gegen die Naturgewalten, aber für die Agta scheint das alles völlig normal zu sein.
16/12 2003:
Der Regen lässt nach
Nacht einer weiteren durchregneten Nacht, sahen wir heute morgen einen hellen Fleck am Himmel, was uns hoffen lässt. Zeitweise hört es sogar ganz auf zu regnen, aber dann kommen auch gleich die Moskitos. Ich komme mir schon vor wie eine wandelnde Apotheke. Malaria-Prophylaxe, verschiedene Vitaminpillen und seit einigen Tagen auch Antibiotika, weil meine Ohren zu geschwollen sind und dann immer die Mückenschutzmittel mit denen wir uns Arme und Beine einreiben müssen um die Anzahl der Stiche möglichst gering zu halten. Wer längere Zeit im Dorf bleibt bekommt mit Sicherheit Malaria, denn die Prophylaxe kann man nur für kurze Zeit schlucken, sonst bekommt man Leberschäden. Also alles in allem ist es hier trotz der malerischen Umgebung sehr unwirtlich. Deshalb horchen wir auch auf als wir Flugzeugmotoren hören. Ich schaue zum Fluss runter, der seinen Höchststand schon überschritten hat. Tatsächlich, man fliegt wieder. Das ist auch für uns ein gutes Signal. Die Talebene, die fast ganz vom Wasser überzogen war, teilt sich schon wieder in grün und braun. Monie meint, morgen könnten wir an die Küste fahren. Er ist immer optimistisch, – und hat Erfahrung!
Mittags arbeiten wir am Schulgebäude. Der Maschendraht, noch keine fünf Jahre alt, ist unter der Farbe stellenweise total durchgerostet. Vielleicht haben auch die Kinder nachgeholfen. Manche Agta holen sich benötigte Materialien dort wo sie zu finden sind und schneiden bei Bedarf auch mal ein Kabel durch, wenn sie einen Draht brauchen. Sie verstehen sowieso nicht ganz, warum man ein Gebäude aus Steinen bauen muss, wo das so soviel mehr Arbeit kostet. Deshalb trifft sie der Verlust ihrer Hütte durch einen Taifun, was immer wieder vorkommt, auch nicht so hart. Man kann ja in vier Stunden wieder eine neue bauen. Aber beim Bau des neuen Gebäudes, das für die Mitarbeiterschulung verwendet werden soll, haben alle tüchtig mitgearbeitet, denn schließlich gab es hier Geld zu verdienen. Sie haben den ganzen Kies vom Fluss herauf getragen, natürlich auch den Zement und das Eisen, die Betonsteine selbst hergestellt und viel beim Bau geholfen. Obwohl die Fenster noch nicht drin sind, konnten inzwischen schon drei Zimmer als Unterkunft für die Seminarteilnehmer verwendet werden. Das Gebäude wurde nach den neuesten Erkenntnissen taifunsicher konstruiert und im Notfall können die Agta hier auch Zuflucht suchen. Jetzt wird der Bau für einige Wochen ruhen, denn die auswärtigen Arbeiter, die seit dem Sommer hier sind, haben einen Urlaub verdient. Ein Teil der Kosten wurde übrigens von der Evangelischen Landeskirche in Stuttgart übernommen.
Am Nachmittag hören wir wieder Flugzeuglärm und innerhalb kurzer Zeit landen und Starten vier Flugzeuge. Eines dreht sogar eine Runde übers Dorf. Monie funkt nach Palanan und bringt gute News. Am Donnerstag können wir auf gutes Wetter hoffen. Außerdem: Saddam Hussein sei gefangen worden. Es ist erstaunlich wie schnell sich solche Neuigkeiten über Funk verbreiten, denn im Dome in Bagabag gibt es kein TV. Das muss also von den Fliegern kommen. Ich überlege welche Bedeutung das für uns oder gar für die Agta hier im Urwald habe und komme zu dem Schluss, dass diese Info, die sicher Millionen weltweit noch einige Zeit beschäftigen wird, für uns hier völlig bedeutungslos ist.
Ich drehe wieder eine Runde durchs Dorf, immer auf der Suche nach Details, die mir helfen die Menschen hier besser zu verstehen. Vermutlich werde ich das nie. Der Anthropologe Bion Griffin, Professor an einer Universität auf Hawaii, hat hier einige Jahre gelebt und seine Dissertation über die Agta geschrieben. Er sah die Menschen wissenschaftlich, ich versuche sie als Mitmenschen zu sehen, Gottes Geschöpfe, die eben anders sind, anders denken und handeln als wir. Vielleicht sind sie aber, trotz aller Not und Armut, zufriedener als die meisten in unserer deutschen Wohlstandsgesellschaft.
Ein Detail an einer Bambushütte fiel mir auf einem Rundgang durchs Dorf auf. Ich gehe nochmal mit der Kamera hin und fotografiere es. Dann frage ich Marianne nach der Bedeutung dieses Anbaus. Es ist die Küche in dieser Hütte. Die Ebene des „Küchenbodens“ ist etwas höher gelegen als der „Fussboden“ des Wohn- und Schlafraums. So setzt man sich nicht aus versehen auf den Suppentopf und wenn man „in der Küche“ einen Fisch zerlegt, kann man es quasi auf dem Küchenboden tun und die Abfälle leicht aus dem Fenster werfen, wo es die Hunde auch sehen, die unter dem Fußboden hocken. Alles sehr praktisch und durchdacht …
17/12 2003:
Missionseinsatz in Culasi
Es hat aufgehört zu regnen und zwei Boote warten unten am Fluss auf uns. Eines der Boote ist etwas größer und hat an einem anderen Anlegeplatz, etwas weiter flussaufwärts angelegt. So steigen wir auf einem anderen Weg hinunter. Der Abstieg ist aber auch nicht viel leichter, denn durch die Regentage ist alles ziemlich rutschig. Ich staune, dass der Pegel des Flusses sich in so kurzer Zeit normalisiert hat. Vor 24 Stunden war er noch mindestens ein Meter höher. Um an Bord zu gehen braucht man ein gutes Gleichgewicht, wenn man nicht ins Wasser fallen will. Ich staune wie Helga das alles so meistert, ahne aber noch nicht, was mir noch bevorsteht. Während wir das Boot besteigen, springen die Kinder mit den Kleidern in den Fluss und schwimmen ums Boot herum. Das Wasser ist doch relativ kalt, denn nach ein paar Minuten klettern sie wieder an Bord und ziehen sich um. Als alle ihren Platz gefunden haben und der Proviant verstaut ist, geht’s mit der Strömung relativ flott flussabwärts.
Unser Ziel ist die „ISABELA SCHOOL OF FISHERIES“ eine Highschool in Culasi, einem Ort an der Palanan Bay, der von einer Fischfanggesellschaft gegründet wurde. Seit 1964 gibt es dort diese weit und breit einzige Highschool an der Palanan Küste. Etwa 200 Schüler und Schülerinnen kommen von den Dörfern entlang der Küste und sind die ganze Woche hier. Als Marianne und Monie im August an der Küste waren und vor einem Taifun in den Ort flüchteten, wurden sie von der Schule eingeladen einen Vortrag zu halten. Sie predigten den Kindern das Evangelium in ihrer Sprache, was von der Lehrerschaft so positiv aufgenommen wurde, dass man sie einlud regelmäßig Bibelstudien durchzuführen. Inzwischen sind die Kinder alle mit Neuen Testamenten in ihrer Sprache versorgt und Nestor geht mit seinem Team regelmäßig dorthin um Bibelunterricht zu halten. Die Menschen hier sind hungrig nach Gottes Wort.
Die Kinder warteten schon in der Schule auf unsere Ankunft. In ihre Schulfarben, weiß, rosa und blau, gekleidet sahen sie alle sehr adrett aus. Ich kam mir dagegen in meinen hochgekrempelten Jeans und Tsinellas wie ein Seeräuber vor. Josy, die Lehrerin der Grundschule, die auch am Ort ist, aber deren Kinder schon in die Weihnachtsferien gegangen waren, begrüßte uns. Sie war auch bei dem Seminar letzte Woche in Dibungko und mir somit kein fremdes Gesicht. Ihre Töchter gehen auch in die High School und vermutlich hat sie die Verbindung geschaffen. Nestor und sein Team hatten ein Keyboard, Lautsprecher und Mikrofon mitgebracht und sangen zunächst mit den Kindern einige flotte Lieder. Dann kam Mathias an die Reihe und er schlug die Brücke zwischen dem „Fürchtet euch nicht..“ der Engel in der Weihnachtsgeschichte und den Schwierigkeiten des Lebens die nach dem Schulabschluss auf uns zu kommen. Dabei bezog er sich auf seine eigenen Erfahrungen und machte den Kindern Mut mit Gottes Hilfe ihr Leben zu meistern.
Als ich an die Reihe kam, äußerte ich zunächst meine Freude über den ersten „echten“ Christbaum, den ich hier auf den Philippinen zu Gesicht bekommen habe. Dann bezog ich mich auf die Weihnachtsgeschichte in Lukas 2 und sprach darüber, dass die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem nicht nur ein historisches Ereignis war, sondern der Anfang einer Geschichte die Gott heute noch schreibt und in der wir auch vorkommen. Denn der Christus der als Kind in der Krippe zu uns kam, um uns die Liebe Gottes zu zeigen, kann auch heute noch in unserem Herzen geboren und unser persönlicher Heiland werden. Dann erzählte ich ihnen wie ich Gott in meinem 13. Lebensjahr mein Leben übergeben habe und wie er mich bis heute geführt hat. Nach den Vorträgen machten Nestor und seine Helferinnen mit den Kindern lustige Geschicklichkeits-Spiele als Mannschaftswettbewerbe. Später wurde auch noch Volleyball gespielt. Mathias spielte mit, war aber schon nach einer Viertelstunde, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit ziemlich platt.
Paranan ist die Sprache der Palanan Flachländer. Die Agta Sprache ist eine Art Dialekt davon. Marianne sagt immer, das ist wie Hochdeutsch und Schwäbisch. Nur gibt es auf den Philippinen keine einheitliche Sprache, wie unser Hochdeutsch. Deshalb habe ich auch gar nicht erst versucht, etwas zu lernen. Mathias hingegen versuchte in der Mittagspause, nachdem wir die mitgebrachten Brote und das Obst verzehrt hatten, mit den Mädchen einen Anfang zu finden. Ich höre ein wenig zu und versuche ein System zu erkennen, was mir aber nicht gelingt. Die jungen Leute haben aber viel Spaß miteinander, gegenseitig ihre Sprache auf Gemeinsamkeiten zu durchforschen. Die gemeinsame Sprache ist Englisch. Ob Mathias das gelernte allerdings in Manila verwenden kann, bezweifle ich. Ich gehe hinunter an den Strand und suche nach Muscheln. Der Strand ist ziemlich dunkler grober Sand und die Wellen sind mehrere Meter hoch. Ungeeignet zum Baden und zu gefährlich zum Schwimmen. Im Sommer ist es ein Paradies, sagt Marianne.
Den Rückweg zu den Booten legen wir am Strand zurück. Die Meeresluft ist sehr feucht und kühl aber es macht Spaß mit nackten Füßen durch den Sand zu stapfen. Als wir alle wieder an Bord sind zeigt uns Rafi seine Geschicklichkeit indem er während der Fahrt auf den Auslegern herumturnt wie ein Affe. Ich setze mich auf den Bug und versuche bei der Fahrt flussaufwärts, so viel wie möglich von den Bildern in mich aufzusaugen. Palanan ist ein Stück ursprünglicher Natur und sehr beeindruckend, aber auch wetterbedingt sehr unwirtlich. Hier ist ein ganz anderes Klima als in Bagabag. Unsere Gastgeber schwanken zwischen „ihr habt die beste Jahreszeit gewählt“ und „ihr müsstet mal im Sommer kommen“. Es ist eben alles relativ. Wir genießen es jedenfalls so wie es ist und heute ist es im Gegensatz zu den letzten Tagen super.
Als Dibungko in Sicht kommt erklärt uns Monie, dass man vor dem Super-Taifun im August aus dieser Perspektive nichts von Dibungko bemerkt hätte, weil das Dorf ganz im Urwald versteckt war. Der Sturm hat einen großen Teil der Palmen abgeknickt und die Bananen zerfetzt. Jetzt sollen wieder Palmen gepflanzt werden, denn die Bewaldung bietet nicht nur Lebensraum für Mensch und Tier sondern bietet auch Schutz bei solchen Stürmen. Das ist auch einer der Gründe für den Bau des neuen Schulungsgebäudes. Es wurde taifunsicher angelegt und soll den Agtas als Zufluchtsstätte dienen. Marianne nutzt die Gunst der Stunde und hat ständig die Video-Kamera am Auge. Sie hat mich jetzt mehrfach leichfüßig ins Boot steigen bzw. aus dem Boot springen sehen. Das will sie endlich mal filmen. Ich tue ihr den Gefallen und turne auf den Ausleger hinaus. Als ich ans Ufer springen will, habe ich wohl den Satz falsch abgeschätzt, jedenfalls lande ich auf der Nase. Als wir am Abend im Versammlungsraum das Video zeigen, ist das Gelächter groß. Mal schauen, ob das was für „Pleiten, Pech und Pannen“ ist.
18/12 2003:
Es geht „heimwärts“
Der erste Blick am Morgen gilt dem Wetter. Obwohl es in der Nacht wieder etwas geregnet hat, sehen wir jetzt viele Löcher in der Wolkendecke. Wir sind schon um 5.00 Uhr aufgestanden um rechtzeitig am Flugplatz zu sein. Die wenigen mitgebrachten Dinge sind schnell im Rucksack verstaut und wir gehen rüber zum Frühstück. Der Weg ist ziemlich abgetrocknet und die Kinder tummeln sich schon wieder draußen. Sobald es hell wird fängt hier das Leben an. Alle wissen, dass die Missionare heute wieder weggehen werden und so ist eine gewisse Unruhe im Dorf zu spüren.
Wir genießen das letzte Frühstück in Dibungko mit gemischten Gefühlen. Einerseits sind wir froh planmäßig wieder zurück in die Zivilisation zu kommen, andererseits wird uns bewusst, dass wir etwas zurücklassen werden, das für uns unvergesslich bleiben wird. Die Menschen hier sind uns in der einen Woche so ans Herz gewachsen, dass wir schon jetzt Trennungsschmerz empfinden. Glücklicherweise fliegen Nora und Nestor mit uns und so nehmen wir ein Stückchen Dibungko mit. Nach dieser Woche kann ich unsere Missionare viel besser verstehen. In diesem Land und den darin verwurzelten Menschen seine Lebensaufgabe zu erkennen, bedarf nicht nur eines göttlichen Sendungsbewusstseins.
Termitenjagd
Als wir ins Haupthaus zurückkommen, teilt Monie uns die neuesten Nachrichten aus Bagabag mit. Dort regnet es und Mike kann im Moment nicht starten. Eine neue Geduldsprobe. Ich will noch einmal durchs Dorf laufen und letzte Eindrücke sammeln, als ich eine kleine Menschenansammlung sehe. Randy ist unter das Dach des Schulgebäudes geklettert und bearbeitet einen Balken mit der Lötlampe. Als ich näher komme sehe ich den Grund für die Aufregung. Ein Termitenvolk ist auf der Reise durchs Gebäude. Wegen der Bedrohung und Vernichtung durch das Feuer kehren sie ihre Laufrichtung um und wollen wieder dorthin zurück, wo sie hergekommen sind. So können wir den Strom bis zu der Stelle verfolgen, wo die Laufrichtungen aufeinanderprallen. Es ist faszinierend zu sehen wie sie sich verständigen und wie schnell die Nachricht umzukehren in die Tat umgesetzt wird. Wie Soldaten in 4-er und 6-er Reihen marschieren sie dicht hintereinander mit atemberaubendem Tempo. So finden wir ihren Bau im Generatorhäuschen. Monie meint, während des Regens muss irgendwie Wasser in ihren Bau eingedrungen sein und sie wollten ihn jetzt verlassen. Über das verbindende Antennenkabel fanden sie den Weg ins Schulhaus. Nach einer halben Stunde ist ein großer Teil des Volkes vernichtet, aber ob man alle erwischt hat ist zweifelhaft.
Hui-Hui und andere Spiele
Um das Warten auf Mike zu verkürzen bringe ich den Mädchen und Jungen ein paar Spiele bei. Zunächst Ching-Chang-Chong, bei dem zwei Spieler zum gleichen Zeitpunkt eine Hand zu einem zuvor definierten Symbol formen, z.B. Papier, Schere, Brunnen. Gewonnen hat wer dreimal das stärkere Symbol zeigt (z.B. Schere zerschneidet Papier fällt aber in den Brunnen, Papier deckt Brunnen zu, usw.). Dann improvisiere ich ein Spiel, dass wir in Deutschland mit Streichhölzern spielen, – und nenne es „Pebbles“. Dazu sucht sich jeder Mitspieler drei Kieselsteine. Hinter dem Rücken nimmt er dann etwas von seinem Vorrat (0-3) in eine Hand und streckt sie als Faust in die Mitte der Runde. Wer die Summe aller Steine in den Händen richtig rät, bekommt von jedem Spieler einen Stein. Solche Spiele fördern die Kommunikation und das Englisch, das ja für alle Beteiligten die verbindende Fremdsprache ist. Dann erinnere ich mich an das Hui-Hui, das ich mitgebracht habe. Als ich es vorführe, ist die Begeisterung und das Gelächter so groß, dass sich im Nu das halbe Dorf einfindet. Jeder will es probieren und ein „Bastler“ fragt mich gleich nach Konstruktionsdetails. Ich verspreche es als Muster für den Nachbau da zu lassen, zeige Nestor den Trick und gebe es in seine Obhut. Dazu die Idee: Wenn sie solche Hui-Hui herstellen würden, könnten sie auf dem Markt der Lowlander Geschäfte damit machen! Spiele sind immer beliebt und die Filipinos sind Spieler. Die Dorfjungen spielen zwar lieber mit ihren (Spielzeug-)Waffen, aber ich stelle mir vor, wenn ich länger hier wäre, könnte ich ihnen auch noch was anderes beibringen.
Gibt es ein Wiedersehen?
Dann kommt der Funkspruch von Mike, dass er in einer Stunde kommen wird und wir machen uns auf den Weg. Drei Boote sind von Dibanuwan gekommen, denn viele wollen uns begleiten. Die Kinder die nicht mit können schauen teils neugierig teils traurig zu, wie wir zum letzten mal den Berg hinunter und in die Boote steigen und winken so oft wir zu ihnen schauen. Die zurückbleibenden Erwachsenen versichern uns, dass sie für unsere sichere Heimkehr beten werden und ich versichere ihnen beim Händeschütteln immer wieder, dass ich ein Stück meines Herzens hier lasse und mir die Tage mit ihnen unvergesslich bleiben werden. Als wir die Regentage erlebten, hätte ich nicht gedacht, dass uns der Abschied so schwer fallen würde. Aber die gefühlsmäßige Verbindung zwischen Menschen ist viel stärker als alle äußeren Unwirtlichkeiten. Als wir ablegen und flussaufwärts fahren schauen wir auf eine große Zahl kleiner und ganz kleiner schwarzer, krausköpfiger, bunt gekleideter, liebenswerter Menschen zurück, die uns zum Abschied winken bis sie hinter der Flussbiegung verschwinden. Adieu Dibungko. Auf Wiedersehen?!
Den Fluß hinauf nach Dibanuwan
Dann ziehen wir als Karawane durch Dibanuwan an Arnolds Haus vorbei, wo wir erwartet werden, unser Gepäck in ein Tricycle verladen wird und sich noch einige anschließen um uns zum Flugplatz zu begleiten. Bis Mike kommt, werden noch eine größere Anzahl Gruppenfotos mit allen zur Verfügung stehenden Kameras gemacht. Der beste Platz dafür ist die Brücke vor dem „Airport“, die als besondere Touristenattraktion gebaut wurde. Dann hören wir Motorengebrumm und schon ist Mike im Anflug. Helga fällt ein Stein vom Herzen, was sie uns voller Erleichterung mitteilt. Der erste Flug mit Nora, Nestor, Rafi, Monie und Mathias ist nach Cagayan geplant, von wo die Gruppe in 4 Stunden mit dem Bus nach Bagabag fährt. Das ist für den Flieger in nur einer halben Stunde erreichbar und so reicht sein Treibstoff für den zweiten Flug mit Marianne, Helga, mir und dem ganzen Gepäck bis Bagabag. Die Zeit bis Mike zum zweiten mal landet verbringen wir mit letztem Informationsaustausch. Pastor Marcos hat viele Fragen zum Leben in Deutschland. Er ist vom Baufach und will wissen wie bei uns die Häuser gebaut werden. Natürlich interessieren ihn auch die Preise und es ist schwer die Relationen von Kosten, Verdienst und Kaufkraft klar zu machen.
Dann kommt Mike zurück und alles geht sehr schnell. Nach dem Start dreht Mike noch zwei Runden über Dibungko, weil die Sicht selten so gut ist und Marianne Filmmaterial sammelt für die Dokumentation. Sie hat schon soviel zusammen, dass ein neuer Film geschnitten werden könnte. Allerdings fehlt noch sowohl das Drehbuch als auch der/die entsprechende(n) Mitarbeiter. Es gibt so viel zu tun hier und wir beten dafür, dass Gott junge begabte Leute ruft einige Zeit hier zu verbringen und eine Aufgabe zu übernehmen. Wer sich gerufen fühlt, darf sich gern bei mir erkundigen.
Dibungko, Agta-Dorf und Missionsstation in Palanan
Die beiden Gebäude mit den grünen Blechdächern sind massiv gebaut. Links oben das neue Schulungsgebäude, mit Unterrichts- und Schlafräumen. Und einer richtigen Küche. Rechts das alte Gebäude mit Schule, Versammlungsraum und einer Unterkunft. Das Holzhaus links unten ist das alte Missionarshaus, das der Taifun so gewaltsam verkleinert hat. In der Mitte des Bildes, das erste Gebäude in dem die Missionarbeit begann. Heute wohnen die Mitarbeiter darin, die ständig vor Ort sind. Die Hütten der Agta sind nicht alle im Bild oder teilweise fast nicht zu erkennen, weil sie aus demselben Material wie die Bäume und Büsche sind.
Die Wolken über Palanan sind zwar voller Löcher, aber wir müssen uns zwischen ihnen auf über 10.000 ft hochschrauben um dann über der Wolkendecke in langsamem Sinkflug Bagabag zuzustreben. Der Flug ist angenehm ruhig und weil am Ziel ebenfalls eine gute Sicht ist, dreht Mike vor der Landung noch zwei Runden über dem Dome-Gelände. Als wir im SIL Center aussteigen, begrüßen uns Sue, Ian und Amy und laden uns zu einem Willkommens-Merienda in ihr Haus ein. Es gibt selbst gebackenen Weihnachts-Kuchen und wir staunen über die Menge an Weihnachtskarten, die sie schon von Australien bekommen haben. Nach der Ankunft im Dome wird erstmal ausgiebig geduscht.
Wieder „zu Hause“
Das Dome-Gelände ist etwa 2 ha groß und liegt an der Strasse von Bagabag nach Murong. Es besteht zum größten Teil aus Reisfeldern. Das Gebäude mitten drin wird von den Filipinos wegen seiner Bauform als das Schildkröten-Haus (Turtlehouse) bezeichnet. Auf dem Gelände sollen einmal Schulungsgebäude und Unterkünfte für Seminarteilnehmer, Bibelübersetzer, Bibelschüler, Pastoren, Mitarbeiter und Besucher entstehen. Die Pläne sind weitgehend fertig, allein es fehlen die finanziellen Mittel. Das ganze Projekt wird von Spendengeldern finanziert und unterhalten.
19/12 2003:
Balut
Der erste Flug gestern brachte Nora, Nestor, Rafi, Monie und Mathias nach Cagayan, von wo sie dann mit dem Bus nach Bagabag fuhren. So kamen sie erst viel später im Dome an als wir und es dunkelte schon. Ich weiß nicht, was Nestor unserem Mathias unterwegs über die philippinische Spezialität Balut und seine Wirkung bei Genuss erzählt hat, oder wie er ihn davon überzeugt hat es unbedingt probieren zu müssen. Jedenfalls hatte er ihm einen Floh ins Ohr gesetzt und eine Art Mutprobe aus ihm herausgekitzelt. Kaum waren sie angekommen, schon fuhr Nestor nach Bagabag rein und holte ein Dutzend dieser ganz speziellen Eier. Dann machten sich die „Feinschmecker“ darüber her. Nestor und Nora waren ja längere Zeit In Dibungko gewesen, wo es diese „Delikatesse“ nicht zu kaufen gab. Aber auch eine der Lehrerinnen nahm an diesem „Gaumenschmaus“ teil. Auch ich war eingeladen…
In einem Reiseführer von Monie hatte ich schon vorher etwas über Balut gelesen und lehnte dankend ab. Zwar hatte ich in China schon manche Erfahrung mit allerlei unbekanntem Getier gesammelt, aber da war ich als Vertreter unserer Firma sozusagen verpflichtet gewesen, es zu probieren. Jetzt genügte es mir schon zuzusehen, wie es den Filipinos schmeckte. Als Mathias dann bereit war diese für europäische Verhältnisse eher ungewöhnliche Speise zu verzehren, waren natürlich alle gespannt wie es ihm schmecken würde. Die dabei gemachte Bilderstrecke spricht für sich. Ich will nur eins dieser Bilder hier einfügen und – bewundere seinen Mut. Nestor akzeptierte ihn nun auch als Mann und bei den Mädchen hatte er ja sowieso ein Stein im Brett.
Vielleicht kann ich Mathias dazu bewegen, hier etwas zu ergänzen und aus seiner heutigen Sicht über seine Erfahrungen aus unserer gemeinsamen Zeit auf den Philippinen zu schreiben.
20/12 2003:
Urlaubsplanungen
2003 war unser Sohn Mathias Jurastudent im 7.Semester und brauchte noch ein weiteres Praktikum. Als er hörte, dass unser Plan für die Philippinenreise konkret wurde und der genaue Termin feststand, bewarb er sich bei einer Kanzlei in Manila um eine Praktikumsstelle. Dabei sah er gleich einen längeren Weihnachtsurlaub vor um mit uns zusammen sein zu können. Als er dann nach Bagabag kam, war ja von unseren Gastgebern gerade die Woche im Regenwald von Palanan geplant, die wir dann mit unvergesslichen Eindrücken zusammen erleben durften. Dafür bin ich heute noch der Familie Chiong sehr dankbar, denn sowas kann einem kein Reisebüro vermitteln.
Diese Sätze schreibe ich im nachhinein – 15 Jahre später – und ich bin Gott dankbar, dass wir alles ohne irgendwelche gesundheitlichen Beeinträchtigungen „überstanden“ haben.
Glücklich wieder zurück im Dome schmiedeten wir Pläne, wie wir die restliche Urlaubszeit von Mathias miteinander verbringen konnten, bevor er wieder zum Praktikum zurück musste. Es gab verschiedene Vorschläge. Marianne wollte uns gerne die Schönheit der Philippinen zeigen, um uns vielleicht einen längeren Aufenthalt schmackhaft zu machen. Wir merkten, dass sie auch unbedingt mal Urlaub nötig hätte und luden sie ein, nach Weihnachten eine Woche mit uns in ein Resort an der Westküste zu gehen, das Werner Ilg uns empfohlen hatte. Marianne konnte sich aber nicht entschliessen ihre große „Familie“ im Dome so lange allein zu lassen und so kam es zu diesem Kompromiss: Wir wollten uns zusammen noch vor Weihnachten das UNESCO-Weltkulturerbe, die Reisterrassen von Banaue ansehen und wir drei Stiefels danach mit Marina und Werner nach San Juan fahren, wo Werner ein Resort kennt, dass von einem Deutschen betrieben wird.
Die Tage dazwischen waren ausgefüllt mit manchen gemeinsamen Erlebnissen und Erfahrungen, die ich heute beim Schreiben und Betrachten der Bilder wieder neu erlebe.
21/12 2003:
4.Advent im Dome
Den Gottesdienst zum 4.Advent verbringen wir im Dome. Ich genieße es inzwischen sehr, einfach nur Hörer zu sein. In Deutschland erlebe ich nur sehr selten Gottesdienste bei denen ich nicht für irgendetwas verantwortlich bin oder in irgendeiner Form einen Beitrag von mir erwartet wird. Hier kann ich die verschiedenen Beiträge auf mich wirken lassen auch wenn ich die Sprache nicht verstehe. Und ich kann mir über den Predigttext meine eigenen Gedanken machen. Interessant ist immer die anfängliche Danksagungsrunde, bei der jeder ganz zwanglos seine Erfahrungen mit Gott während der vergangenen Woche mitteilen darf. Interessant ist die Vielfalt der Erlebnisse und die ganz unterschiedliche Bewertung der Ereignisse. Gott hat uns individuell geschaffen und so erleben wir auch die Wirklichkeit. Aber es ist immer die Liebe Gottes die uns trägt und vereint.
Heute predigt Lemon über 1.Sam. 3 und beim anschließenden Erfahrungsaustausch darf jeder sagen, was er der Predigt für sich persönlich entnommen hat. Weil wir heute keine Übersetzung bekamen, gebe ich meine eigenen Gedanken zum Text in Kurzform wieder, was für die anderen scheinbar eine Bereicherung ist, wie ich an den Gesichtern ablese.
Marianne fasst an der Tafel zusammen:
1. Wenn wir in Gottes Gegenwart leben (Samuel im Tempel – Gottes Geist in uns), kann Gott uns als seine Mitarbeiter (Diener/Werkzeuge) gebrauchen.
2. Nur wenn wir in der Ruhe/Stille sind, kann Gott zu uns reden. Meistens durch sein Wort (die Bibel), oft auch durch Menschen oder Erlebnisse. Manchmal können wir sogar seine Stimme hören.
3. Gottes Aufträge für uns sind oft nicht populär, und wir haben Skrupel, aber wenn wir gehorsam sind, kann Gott durch uns wirken.
4. Wenn wir Gottes Willen gehorsam ausführen, werden andere Menschen durch uns gesegnet.
22/12 2003:
Spätzle & Grombierasalad
Unsere Gastgeberin, die Missionarin Marianne Chiong, geb. Finkbeiner, ist ja ein „Schwarzwaldmädel“ und manchmal – besonders wenn Gäste aus Deutschland da sind – erinnert sie sich an ihre Heimat und an das, was sie dort immer gern gegessen hat. So bat sie Helga einmal, ob sie nicht mal schwäbisch für uns kochen könne. Man einigte sich auf Spätzle & schwäbischen Katoffelsalat. Weil wir beides bisher noch nicht auf dem Tisch gesehen hatten, war Helga’s Frage natürlich gleich nach der Verfügbarkeit der Zutaten. Mehl und Eier konnten wir im Supermarkt kaufen, also kein Problem mit handgeschabten Spätzle. Und dann staunten wir, denn – Marianne hatte sogar eine Spätzlespresse. Aber, Kartoffeln hatten wir noch nicht auf dem Tisch gesehen und auch im Laden sahen wir bisher keine.
Kein Problem, sagte Marianne, die gibt’s auf dem Markt. Also nix wie hin auf den Markt von Bagabag, der täglich stattfindet, denn es wird alles frisch verkauft. Besonders Fisch und Fleisch. Ich sah keine Kühlschränke oder Eis. Dafür sah ich aber viele hungrige Fliegen, die ständig verscheucht wurden. Manche hatten Federbüschel an kleinen Elektromotoren über ihrem Fleisch aufgehängt.Auf die Fische – die sich noch bewegten – wurde hin und wieder etwas Wasser gespritzt, damit sie frisch aussahen. Wir nahmen uns Malleng mit, die am besten Englisch sprach, damit sie uns beim Einkaufen übersetzen konnte. Zunächst schauten wir uns das reichhaltige Gemüseangebot an. Manches kannten wir schon, wie zum Beispiel die Kürbisblüten, aber bei den meisten Sorten hatten wir keine Ahnung. Wir kauften auf dem Gemüsemarkt auch nur Kartoffeln, Zwiebeln und eine Gurke.
Beim Fleisch sah ich zu wie ein halbes Schwein zerlegt wurde. Nicht wie bei uns in verschiede Fleischpartien, sondern eher wie ein Kuchen. Das Schwein wird in handliche Stücke zersägt, die dann alles enthalten: auch Schwarte, Fett und Knochen. Der Preis richtet sich dann vermutlich nach dem Gewicht der Stücke und dem Fleischanteil. Als das halbe Schwein verkauft war, dann ging relativ schnell, holte man irgendwo her eine weitere Hälfte. Wir entschieden uns für zwei Dutzend Hähnchenschenkel und zum Nachtisch nahmen wir von den kleinen süßen Bananen mit, die wir auch so gerne mochten. Die werden hier ganz reif geerntet und schmecken wunderbar.
Dann durften wir kochen. Bei den Spätzle – die philippinischen Nudeln heißen Pancit – schauten mir die Mädels interessiert zu, als ich den Teig mit der Spätzlespresse ins kochende Wasser drückte. Die Zubereitung von Kartoffelsalat hatten sie wohl noch nie gesehen und bei den vielen Hähnchenschenkeln im Backofen bekamen sie ganz große Augen. Die gabs nicht alle Tage.
Die Mädchen hatten inzwischen den Tisch gedeckt und die Platte mit den Hähnchenschenkeln und die Schüssel mit den Spätzle fand regen Zuspruch.
Nur an den Kartoffelsalat trauten sich die Agta nicht heran und beäugten ihn skeptisch. Später hörten wir, dass sie am Abend Bratkartoffeln daraus machten. Offensichtlich muss für sie alles so gut durchgebraten sein, damit es verträglich wird. Vielleicht gilt aber in anderen Ländern auch das Sprichwort vom Bauern, der nur Bekanntes ißt.
23/12 2003:
Im Pancake House
Heute morgen hat sich Nora, unsere treue Köchin in Palanan, verabschiedet und ist in Weihnachtsurlaub zu ihren Eltern gefahren. Weil sie viel Gepäck hatte, wurde ein Tricycle auf das Dome-Gelände bestellt. Das Turtlehouse (Schildkrötenhaus), wie es die Filipinos in Bagabag wegen seiner Bauweise nennen, liegt ausserhalb des Ortes in den Reisfeldern. Deshalb kommen nur selten freie Tricycles vorbei und man muss entweder in die Stadt laufen oder sich „ein Taxi“ her bestellen. Das Dome-Gelände ist quadratisch mit etwa 100 m Seitenlänge (1ha), ist umgeben mit einem hohen Zaun und der einzige Eingang ist ein Tor im Nordwesten, gerade gegenüber dem Dome. Wenn jemand rein oder raus will läuft meist Pengpeng oder ein anderer Junge zum Tor um es zu öffnen und zu schließen.
Wir werden auch immer sicherer was die Benutzung der Verkehrsmittel betrifft. Letzte Woche bestellte Marianne uns ein Tricycle zum Turtelhouse das uns nach Bagabag reinbrachte. Im Zentrum ist der „Busbahnhof“, d.h. die Haltestelle der Busse und Jeepneys. Von dort fuhren wir mit einem Jeepney nach Solano. Dann gingen wir allein zum Pancake House. Dort hatten wir Werner zum erstenmal getroffen und heute war er wieder da. Er saß mit Kurt, dem Besitzer bzw. Betreiber des Restaurants zusammen und trank ein Bier. Kurt ist Niederländer und wirbt mit einer stilisierten Windmühle am Eingang für seine holländischen Spezialitäten. Wir setzten uns dazu und bestellten auch ein Bier. Wir saßen auf der kleinen Terrasse am Eingang. Gleich hinter der Windmühle …
Als wir mit Werner über unseren geplanten gemeinsamen Urlaub in San Juan sprachen, kamen einige Amerikaner aus dem SIL Center, die wir schon mal gesehen hatten, grüßten freundlich und gingen ins Restaurant hinein. Helga meinte etwas später, was die amerikanischen Missionare wohl gedacht haben, als sie uns hier Bier trinken sahen? Alkohol ist doch bei den „frommen“ Amerikanern sehr verpönt. Kurt der seine Gäste drin bedient hatte und gerade bei uns vorbei schaute, hatte Helgas Frage gehört. Er grinste, und sagte:“Kommen sie doch mal rein und schauen sie was die auf dem Tisch stehen haben.“ Da bestellte ich noch ein Bier bei ihm. Ob die Bedienung bei Kurt auch seine Köchin oder gar seine Frau ist, wissen wir nicht mehr. Auch ihren Namen haben wir leider vergessen.
24/12 2003:
Die Reisterrassen von Banaue
Wir hatten ja geplant für ein paar Tage nach Banaue zu fahren, dort zusammen Weihnachten zu feiern und uns das sogenannte 8.Weltwunder, die Reisterrassen von Banaue im Gebirge von Ifugao anzuschauen. 2003 war das Internet noch lange nicht so informativ und so schnell wie heute, so dass ich überhaupt nicht darauf vorbereitet war, was wir zu sehen bekommen. Ich glaube fast, dass es Marianne und Monie ähnlich ging. Sie hatten all die Jahre ihre ganze Kraft und Zeit dafür eingesetzt ihren missionarischen Auftrag zu erfüllen und sich kaum (oder keine) Zeit dafür genommen, die Schönheiten ihres Landes kennen zu lernen. Es erschien mir damals als unsere Mission sie für ein paar Tage fortzulocken, damit sie auch mal ausspannen.
So fuhren wir am Tag vor Weihnachten mit dem Van der Chiongs dem Toyota HIACE von Bagabag in der Provinz Nueva Vizcaya über Lamut aus der Ebene der Reisfelder nach Nordwesten ins Gebirge. Wir passierten die Provinz-Hauptstadt von Ifugao, Lagawe und schraubten uns bis auf 1500 Meter Höhe nach Banaue hoch. Laut Routenplaner ist die Strecke nur etwa 75 km weit, aber es werden (auch heute noch) 2,5 Std. Fahrzeit angegeben. Es ist die einzige Straße dorthin und entsprechend stark befahren. In manchen engen Kurven ging es sehr knapp aneinander vorbei und wir hielten machmal den Atem an. Als wir den ersten Blick auf die Reisterassen werfen konnten waren wir überwältigt. Sie gelten als das älteste Bauwerk der ganzen Philippinen und sind 2000 Jahre alt. Man kann sich nicht vorstellen wieviel Kraft und Schweiß in dieser rund 10 km² umfassenden Anlage steckt. Unsere Erlebnisse dort habe ich in der Bilderstrecke 2003 Banaue etwas ausführlicher dokumentiert.
Marianne hatte uns telefonisch eine (oder zwei?) Übernachtungen im Banaue Hotel gebucht. Als ich jetzt 2019 diese Zeilen schrieb habe ich etwas recherchiert und dieses Video vom Banaue Hotel gefunden. Es hat sich nicht sehr verändert; sogar die großen Kriegerfiguren stehen noch am Eingang. Wir wurden auf einer großen Tafel Willkommen geheissen und hatten auch ein gemeinsames Mahl im Restaurant. Dann schlug Marianne plötzlich vor am gleichen Tag wieder heim zu fahren. Offensichtlich war ihre Sorge um die jungen Leute im Dome größer als ihr Wunsch nach ein paar Tagen Urlaub. Scheinbar hatte sie die Buchung schon storniert. Was sollten wir machen? Unsere Einladung wurde ausgeschlagen. Auch gut. Dann sparten wir das Geld für unseren Urlaub in San Juan. Mathias war enttäuscht. Er war schließlich die treibende Kraft gewesen …
25/12 2003:
Weihnachtsstimmung
Ich vermisste in den Gottesdiensten der letzten 4 Sonntage den Bezug zu Advent und Weihnachten, – aber wir sind ja in einer anderen Kultur. Andere Länder, andere Sitten. Auch wenn hier alles grünt und blüht, fehlt es nicht an Hinweisen auf Weihnachten. Quer durchs Land, auf den Straßen, in Geschäften und Wohnungen findet man schon seit Anfang November Weihnachtsdekorationen. Meistens sehr kitschig, aber das konsequent. Vor den öffentlichen Gebäuden stehen große Weihnachtsbäume und oftmals auch Krippenfiguren in Lebensgröße. Die letzten Wochen vor Weihnachten hörten wir die Leute fast jeden Morgen sehr früh lachend und lärmend zur Frühmesse gehen (84% der Filipinos sind nominell Katholiken – eine Folge der Christianisierung während der spanischen Kolonialzeit 1565-1898). Dann kommen immer wieder Gruppen von jungen Leuten ans Tor und singen, so etwa wie unsere Sternsinger, um etwas Geld oder Essbares zu bekommen. Geknallt wird hier nicht nur an Silvester, sondern auch schon in der Weihnachtszeit. Also rein äußerlich ist Weihnachten sehr präsent und die Einflüsse aus der amerikanischen Kolonialzeit (1898-1946) sind nicht zu übersehen.
Was ich vermisse, ist schwer zu definieren. Es ist die Einstimmung in der Adventszeit, die Vorbereitung auf Weihnachten. Natürlich auch mit allen gewohnten Beigaben, dem Adventskranz, der Weihnachtsdekoration nach persönlichem Geschmack, dem Tannenduft, dem selbstgebackenen Weihnachtsgebäck (Gutsele), dem kalten Wetter, den Kaminabenden, usw. Aber auch die Weihnachtslieder, -konzerte, -feiern und eben die Advents-Gottesdienste und -predigten. Die Liturgie. Die alljährlich wiederkehrende Proklamation der Vorbereitung auf die Ankunft des Messias, auf die Menschwerdung Gottes und – des Hinweises auf Jesu Wiederkunft. Denn das Kind in der Krippe ist ja kein Kind geblieben, sondern hat die Schuld der Menschheit auf sich genommen, als Unschuldiger mit dem Tode gesühnt und ist als Auferstandener wieder auf den Thron zurückgekehrt. Das ist das Evangelium von Christus, das vor 2000 Jahren begann und heute noch gilt. Das ist Gottes Geschenk an uns und das feiern wir mit Freuden. Wie, das ist eine ganz persönliche Sache, wobei die Traditionen natürlich eine große Rolle spielen …
Santa Claus fährt über San Juan Schlitten
26/12 2003:
An die Westküste > Bilderstrecke Urlaubsreisen 2003 San Juan
Nach Weihnachten fuhr Marianne uns drei Stiefels mit unserem Gepäck nach Bayombong zu Marina und Werner. Nachdem Werner uns sein Haus gezeigt hatte und wir zusammen deutschen! Kaffee getrunken hatten, fuhr Marianne wieder zurück nach Bagabag. Wir blieben über Nacht, um am anderen Morgen zusammen in Urlaub zu fahren. Werner ist ein deutscher Frührentner. Er hat seine philippinische Frau Marina in Konstanz kennen gelernt. In Bayombong hat er sich ein schönes „deutsches“ Haus gebaut. In seiner Garage hat er einen Jeep und auf der Garage einen kleinen Swimmingpool. Werner kennt viele Deutsche auf den Philippinen. Obwohl sie verstreut auf Luzon leben, die meisten natürlich an einer Küste (kein Wunder bei 7000 Inseln), haben sie sich zusammen geschlossen und betreiben ein gemeinsames Warenlager. Darin verwalten sie Lebensmittel aus Europa, die sie sich per Container aus der Heimat liefern lassen. Werner zeigte uns einen Warenkatalog und ich staunte nur. Er kann also – fast wie bei uns in der Metro – auch größere Vorräte an deutschen Lebensmitteln einkaufen.
Dementsprechend tranken wir zum Abendessen auch deutsches Bier. Dabei erklärte uns Werner das philippinische Konzept der Vorratshaltung. Die meisten Filipinos arbeiten in der Regel nur so lange bis sie genügend Geld für den Tagesbedarf beisammen haben. Dann wird auch nur der Tagesbedarf gekauft. Denn wenn sie mehr nach Hause bringen zehrt die ganze Verwandtschaft davon. Und die ist groß. Uns ging ein Licht auf. Beim Einkaufen im Supermarkt hatten wir uns immer gewundert, warum man alles in so kleinen Portionen kaufen konnte. Nicht nur die Lebensmittel und Zutaten zum Kochen einer Mahlzeit, auch Hygieneartikel, Waschmittel, Reinigungsmittel, etc. waren in Portionen für eine einmalige Benutzung abgepackt. Wer mehr kauft oder hat muss teilen …
Nach einem guten Frühstück fuhren Marina, Helga und ich mit dem Bus los, während Werner und Mathias mit dem Jeep fuhren. Vermutlich wollte Werner auf dem Rückweg das Lebensmittellager der Deutschen besuchen. Obwohl Bayombong und San Juan nur ca. 80 km Luftlinie auseinander liegen, dauerte es sowohl mit dem Bus als auch mit dem Jeep fast einen halben Tag bis wir im Las Villas Beach Resort am Strand von San Juan ankamen. In diesem schönen Feriendomizil an der Westküste von Luzon hat Werner ein Zimmer für uns drei Stiefels reserviert. Er kennt die Besitzer Helmut und Susan, denn er hat dort schon öfter „Urlaub“ gemacht. Helmut ist Deutscher. Ein Schwabe aus Untertürkheim, wie wir später erfahren.
Diesen Bericht schreibe ich erst heute im Juni 2019. Ich habe sehr lange mit Google Earth nach Las Villas gesucht und – es auch gefunden. Leider ist es nicht mehr in Betrieb. Aber dann habe ich Peter gefunden der das P&M Final Option Beach Resort betreibt. Er schrieb mir, dass Helmut jetzt sein neues La Roca Villa Resort Hotel in San Juan gebaut hat. Ich werde ihm schreiben, wenn die Diashow von unserem Urlaub in San Juan fertig ist.
Die findet man dann hier in der Bildergalerie unter Urlaubsreisen 2003 San Juan.
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31/12 2003:
Silvesterparty
Hallo Freunde,
ich sitze hier bei einem Bier in einem Internet-Cafe in San Juan, einem kleinen Ort bei San Fernando an der Westkueste von Luzon, wo wir bei 35 Grad unter Palmen am und im Suedchinesischen Meer (28 Grad) die Feiertage verbracht haben. Leider sind die Buchstaben auf meiner Tastatur nicht mehr lesbar, so dass das Schreiben sehr muehsam ist (trotzdem bin ich erstaunt wie hoch die Trefferquote ist), so dass ich den Text hier kurzhalte. Ich wollte Euch auch nur ein kleines Lebenszeichen geben und mich fuer die vielen Weihnachtsgruesse-emails bedanken. Ja, wir haben ein herrliches Leben hier und fuehlen uns sehr wohl. So stelle ich mir Urlaub vor. Uebrigens bin ich nach dem 1.1.2004 (also morgen) „richtiger“ Rentner. Wenn ich wieder in Bagabag an meinem PC sitze, will ich alles, was ich mir inzwischen notiert habe, hier ablegen, einschliesslich einer kleinen Auswahl von Hunderten von Bildern, die ich gemacht habe. Bitte habt noch etwas Geduld.
Inzwischen wuensche ich Euch allen ein Gesegnetes Neues Jahr 2004!
Herzliche Gruesse von Helga und Erhardt (ohne Mathias)
Danach fand die wohl schon lang geplante Silvesterparty statt. Helmut und Susan hatten uns ein paar Tage zuvor erzählt, wie schwierig es auf den Philippinen ist zuverlässiges Personal zu bekommen. Je besser man sie entlohnt, desto unregelmäßiger erscheinen sie zur Arbeit. Trotzdem fehlte es am Silvesterabend an nichts. Wir hatten ein reichhaltiges Büffett und viel Spaß. Es waren auch Leute da, die nicht Gäste im Resort waren. Kurz vor Mitternacht nahm ich mir einen der Kunststoffstühle und begab mich zum Strand um das Feuerwerk von San Juan zu sehen. Es schien nicht mehr zu enden. Gegen zwei Uhr am Neujahrsmorgen ging ich zu Bett. Helga schlief schon.
Stiefel’s Tagebuch: Januar
Hallo Freunde,
diese Zeilen schreibe ich erst jetzt im Juli 2019 und deshalb ist es ab jetzt auch kein Tagebuch mehr, sondern eher eine Ereignisübersicht vom Rest der Reise mit eingebauten Links zu diversen Bilderstrecken.
Nach unserem Urlaub in San Juan verbrachten wir noch gut zwei Wochen in Bagabag im Dome. Diese Zeit habe ich jetzt in Domelife dokumentiert. Der Höhepunkt im Januar war eine Reise nach Davao und Mati an das Südende der Philippinen, wo wir eine Woche bei den Missionaren Erika und Wilson Arcenas verbrachten. Für die letzten Tage im Januar, bis zu unserem Urlaub auf Boracay hatte Mathias uns ein Zimmer im City Garden Hotel in Manila gebucht, das direkt gegenüber von seinem Appartment-Turm steht.
06/02 2004:
Stiefel’s Tagebuch: Februar
Hallo Freunde,
ich sitze hier in einem Internet-Cafe auf Boracay, der Trauminsel, die von sich behauptet den schoensten Strand der Welt zu haben. Diese Aussage kann ich aus meiner mehr als 40-jaehrigen Reiseerfahrung insoweit bestaetigen, dass der Strand von Pensacola Beach in Florida, den ich 1964 kennenlernte, fuer mich bisher immer diesen Rang einnahm und nun an zweiter Stelle rangiert.
Hier jetzt alle Vorzuege von Boracay niederzuschreiben waere strafbar, denn dazu ist die Zeit auf dieser Trauminsel viel zu schade. Ich wollte Euch auch nur ein kleines Lebenszeichen geben und mich fuer alle emails bedanken, denn leider geht ja unsere Zeit hier zu Ende. Ja, wir haben/hatten ein herrliches Leben hier und fuehl(t)en uns mehr als wohl. So stell(t)e ich mir meinen Ruhestand vor. Habe bereits einige Recherchen gemacht, wie man hier laengere Zeit leben koennte.
Wenn ich wieder in Iptingen an meinem PC sitze, will ich alles, was ich mir inzwischen notiert habe, hier ablegen, einschliesslich einer groesseren Auswahl von Hunderten von Bildern, die ich gemacht habe. Bitte habt also noch etwas Geduld.
Bald gibt es hier jede Menge Neues!
Herzliche Gruesse von Helga und Erhardt (mit Mathias)
09/02 2004:
Heimreise
Der Rest unserer Philippinenreise ist schnell erzählt aber einige Highlights gibts doch noch.
- Als der Beamte bei der Passkontrolle unser 10-Jahresvisum und die Aufenthaltsdauer sah, nickte er anerkennend und fragte freundlich ob es uns denn auf den Philippinen gefallen habe und ob wir auch wieder kommen würden. Natürlich nickten wir auch freundlich!
- Die Maschine der Swiss Air war nur halb belegt. Eine freundliche Stewardess wies uns freie Sitzreihen ganz vorne zu, so dass wir uns zum Schlafen sogar hinlegen konnten.
- Weil es in Manila 30° C hatte, waren wir sommerlich angezogen, hatten aber jeder eine warme Jacke als Handgepäck vorgesehen. Kurz vor der Gepäckaufgabe stopfte Helga noch schnell die Jacken in die große Tasche. Als wir anderntags in Zürüch ankamen, herrschten dort -5° C. Wir froren wie die Schneider. Die freundliche Stewardess gab uns je eine Decke der Swiss Air mit.
- Von Zürich nach Stuttgart war die Luft so turbulent, dass keine Getränke serviert wurden. Das störte uns wenig, wir wollten einfach nur heim.
- Beim Anflug auf Stuttgart sahen wir die ordentlich angeordneten Siedlungen mit den sauberen Strassen – und waren froh wieder daheim zu sein.
- Michael und Damaris holten uns am Flughafen ab und daheim erwartete uns ein tolles Essen und ein gut gefüllter Kühlschrank. Weil Damaris am 10.02. auch Geburtstag hatte, feierten wir gleich zweimal.
18/02 2004:
Epilog
Einige Tage nach unserer Heimkehr waren wir beim Einkauf im Supermarkt. Da sagte ich zu Helga: „Schau dir mal die Gesichter der Leute an, was fällt dir da auf?“. Und sie sah es auch. Die meisten Menschen auf den Philippinen, die wir kennen gelernt oder auch nur gesehen hatten, waren jung und trotz Armut unbeschwert, fröhlich und zufrieden. Scheinbar sogar – glücklich.
Aber bei uns in Deutschkand ist es gerade umgekehrt.
Da nahm ich mir vor, ab heute, meinem ersten Geburtstag als Rentner, nie mehr undankbar, unzufrieden oder schlecht gelaunt zu sein. Wenn ich dadurch auch nicht mehr jünger werde.
Schon diese Erkenntnis machte uns dankbar für das Erlebte und war die Reise wert.