Nah und doch so fern

Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Wohin soll ich gehen vor deinem Geist und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Psalm 139, 5+7

Der Forschungsdrang des Menschen hat ein unfassbares Wissen hervorgebracht. Physiker kennen sich immer besser mit den allerkleinsten Bausteinen der Materie aus. Astronomen können in die unendlichen Tiefen des Weltalls schauen und entdecken immer neue Galaxien. Die Entfernungen dorthin sind schwindelerregend. Faszinierend ist das Fortschreiten der Computertechnik. Auf kleinstem Raum werden unvorstellbare Leistungen erzielt. Das gilt nicht nur für wenige Spezialisten. Wir alle haben in den letzten Jahrzehnten erstaunlich viel Neues gelernt. – Bei all dem Wissen erscheint eines sonderbar: Wir sind zwar in unendliche Weiten vorgedrungen und wissen, dass alles auf mathematischen Formeln beruht, aber fragen nicht nach dem Mathematiker. Wir sind in die kleinsten Bausteine der Materie eingedrungen, können Atome spalten und ungeheure Kräfte entfesseln und alles lässt sich mathematisch bis ins Detail berechnen, aber fragen nicht nach dem Mathematiker. Vor mir liegt eine Illustration. Sohn und Vater stehen vor einer Gießkanne, auf die sich ein Schmetterling gesetzt hat. Der Sohn fragt: “ Vater, ist das alles von selbst entstanden“? Darauf der Vater: „Der Schmetterling schon aber nicht die Gießkanne“. Jeder weiß, dass dies blanker Unsinn ist, aber weil es sich so gut anhört, wird es einfach geglaubt. Die Bibel spricht von einer geistlichen Blindheit und will sagen, dass der Mensch Gott so nahe sein kann, ihn aber dennoch nicht wahrnimmt. „Nah und doch so fern“ weiterlesen

Wenn wir zur Ruhe kommen

Werde still vor dem Herrn und warte auf ihn. Psalm 37, 7

Vergleichen wir unsere Zeit mit früheren Zeiten, so müssen wir heute vom Zeitalter des Lärms und der Hektik sprechen. In früheren Zeiten stand das Handwerk hoch im Kurs. Alles wurde von Hand gemacht, dabei spielten Tage, Wochen oder Jahre oft keine Rolle. Das hat sich geändert. Was langsam ist, ist unproduktiv, sagte der Manager und begann, den Betrieb zu rationalisieren. Heute produziert er mit Maschinen in Sekunden, wozu früher Stunden nötig waren. Schöpferischer Geist erwacht aus der Stille. Weil uns die innere Stille fehlt, sind unsere Gedanken am Verkümmern, sind unsere Gespräche inhaltslos und unsere Beziehungen flüchtig geworden. Die Ruhelosigkeit unserer Herzen haben wir auf die Umwelt übertragen. Wir sind in Eile, weil wir Gejagte sind. Wir machen Lärm, weil es in uns so laut ist. Das Gewühl des Straßenverkehrs und der ständigen Hektik nennen wir Lebensqualität. „Wenn wir zur Ruhe kommen“ weiterlesen

Geläutert wie Gold

Dein Wort ist ganz durchläutert, und dein Knecht hat es lieb. Psalm 119, 140

Der Text erinnert mich an einen Besuch in den Goldminen Südafrikas. Mehr als ein Drittel aller Goldförderung kommt von dort. Wir waren mit dem Fahrstuhl einige hundert Meter in den Schacht hinabgefahren zu den Männern, die goldhaltiges Gestein abbauen. Berge von Geröll empfingen uns; es war dunkel und sehr warm hier unten. „Wo ist das Gold“, fragte ich meinen Begleiter. Er lächelte und sagte: „Aus diesem Felsgestein hier wird das begehrte Gold geschmolzen. Eine Tonne Erz ergibt ein Gramm Gold.“ – Zur Erinnerung nahm ich mir ein Stück Felsgestein mit, aber Gold konnte ich bei bestem Willen nicht entdecken. Offenbar war zu wenig darin vorhanden. „Geläutert wie Gold“ weiterlesen

Gott achtet auf meine Worte

Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen. Psalm 50, 15

Ich danke meinem Schöpfer, dass ich reden kann. Ich habe die Möglichkeit, zu kommunizieren und meine tiefsten Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen und kann Beziehungen aufbauen und pflegen.

Mit der gleichen Zunge kann ich auch beleidigen und verletzen und wertvolle Beziehungen wieder zerstören. Ich kann Gott fluchen und mich damit selbst verdammen.

Es ist eine traurige Tatsache, dass das meiste Leid in dieser Welt der Zunge zu verdanken ist. So haben wir allen Grund, Gott um Vergebung zu bitten für alles Unnütze und Schlechte, das über unsere Lippen gekommen ist. Offenbar geht kein Wort verloren und alles, was wir mit unserer Zunge angerichtet haben, wird als Frucht auf uns zurückkommen. Mit der Zunge kann ich sogar den Himmel öffnen, denn Gott hört, was der Mund redet und antwortet. „Gott achtet auf meine Worte“ weiterlesen

Außergewöhnliches wagen

Er erquickt meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Psalm 23, 3

Eine englische Übersetzung benutzt für erquicken das Wort restaurieren. Mir scheint, dass Restauration eine tiefere Auswirkung für unser Leben hat, als wenn ich nur erquickt werde. Restauration bedeutet Wiederherstellung. Gott möchte unser Denken, Fühlen und Handeln erneuern.

Eine Bekannte schenkte mir ein Foto. Irgendwo in der Toskana hatte sie eine zersprungene Glocke entdeckt und fotografiert. Während ich das Foto betrachte, kam die Frage zu mir, ob das nun das Ende dieser Glocke bedeute. Gibt es keinen Weg, sie wieder herzustellen, damit ihr Klang die Menschen erfreuen kann? Mit Sicherheit gibt es ihn, aber sie müsste dann zerbrochen und neu eingeschmolzen werden, damit ihr Guss noch einmal beginnen könnte. David wünschte sich eine Restauration seines Verhältnisses zu Gott. Es war in seinem Leben vieles vorgefallen, das seine Seele nun belastete. „Außergewöhnliches wagen“ weiterlesen

Brücken bauen statt Mauern ziehen

Denn mit dir kann ich Kriegsvolk zerschlagen und mit meinem Gott über Mauern springen. Psalm 18, 30

Ein Stück Beton liegt auf meinem Schreibtisch, es gehörte zur Mauer in Berlin. Darum, dass ich acht Jahre in dieser Stadt gelebt habe, kenne ich ihre Geschichte. Man hatte sie erschaffen, um Menschen voneinander zu trennen. Sie sollten nicht mehr miteinander reden können und keine Gemeinschaft mehr haben. Am 13. August 1961 wurde sie gebaut und am 9. November 1989 zerbrach sie wieder.

Es gibt aber auch Mauern, die ein ganzes Leben lang bestehen können. Eine davon ist die Mauer des Schweigens. „Brücken bauen statt Mauern ziehen“ weiterlesen

Lust ist Hunger der Seele

Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Psalm 37, 4

Die Runde war zusammengekommen, um über das Thema „Lust“ zu diskutieren. Ist Lust etwas Gutes oder Schlechtes, war die Frage. Die Meinungen gingen weit auseinander. Jemand sagte: „Lust ist der Motor meiner Seele. Hätte ich zu nichts Lust, fehlte mir der Antrieb, auch nur etwas zu tun. Ich würde weder arbeiten, noch meine Beziehungen zu Gott pflegen.“

Ein anderer sagte: „Lust ist Hunger meiner Seele, ein Hunger nach Gott. Darum, dass der Mensch Gott nicht kennt, versucht er seinen Hunger mit fragwürdigen Dingen zu sättigen. Der Hunger jedoch bleibt ungestillt, so greift er zu immer größeren Portionen und aus Lust wird Gier und Leidenschaft. Der Hunger hat ihn zum Sklaven gemacht und er beginnt sich selbst zu zerstören“.

Ein anderer sagte: „Lust kann Menschen isolieren. Seine seelischen Kräfte werden absorbiert und in die falsche Richtung gelenkt. Den Alkoholiker, Spieler oder Süchtigen führt Lust in die Isolation. Seine Gedanken beschäftigen sich den ganzen Tag damit, wie er seine Lust befriedigen kann. Das kann ihm die Sinne so vernebeln, dass er bereit wird, jede moralische Hürde zu überspringen.“ „Lust ist Hunger der Seele“ weiterlesen

Der Rat der Gottlosen

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen. Psalm 1, 1

Ein Gottloser ist ein Mensch, für den Gott nicht existiert. Er schließt sich dem „aufgeklärten“ Nietzsche an, der sagte: „Es ist eine Schmach, zu beten! Nicht für alle, aber für dich und mich und wer sonst auch sein Gewissen im Kopf hat. Für dich ist es eine Schmach, zu beten! Du weißt es wohl: Dein feiger Teufel in dir, der gerne die Hände faltet oder seine Hände in den Schoß legt, um es bequemer zu haben – dieser feige Teufel redet dir zu‚ „es gibt einen Gott!“

Nun stelle ich mir vor, ein solcher Mensch hat entdeckt, dass ich an Gott glaube und er beobachtet mich. Als Mensch bin ich ihm zwar sympathisch, aber irgendwie tue ich ihm Leid, so möchte er mir einen Rat geben und sagt: „Lieber Freund, ich sehe, dass Menschen dich verführt haben, an einen Gott zu glauben, den es nicht geben kann. Du betest ein Nichts an und merkst nicht, dass du eigentlich nur Selbstgespräche führst, obwohl du so intelligent bist. Du solltest deine Zeit besser nutzen, als mit Händefalten und Augen schließen.

Du bist irgendwo stehen geblieben und die Aufklärung ist an dir spurlos vorüber gegangen. Heute glaubt man an das Gute im Menschen, an die eigene Kraft und Intelligenz. Heute glaubt man an sich selbst und an die Wissenschaft, die Technik und damit an die Machbarkeit aller Dinge. Ich gebe dir einen guten Rat: Lege diesen Unsinn ab und werde ein aufgeklärter Mensch.“ „Der Rat der Gottlosen“ weiterlesen

Götter, die nicht helfen

Ihre Götzen aber sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht. Sie haben Mäuler und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht. Sie haben Ohren und hören nicht, sie haben Nasen und riechen nicht, sie haben Hände und greifen nicht, Füße haben sie und gehen nicht, und kein Laut kommt aus ihrer Kehle. Psalm 115, 4-7

Als das Volk Israel das verheißene Land erreichte, kam es zu Völkern, die sich überall Götterbilder aufgestellt hatten, dazu ungezählte Altäre und Tempel. Mit dem Volk Israel aber zog der lebendige Gott in das Land und er gab seinem Volk den Auftrag, alle Götterbilder, Altäre und Tempel zu zerstören. Das hatte einen wichtigen Grund. Zum Ersten sollten die Völker erkennen, dass ihre Götter Phantasiegebilde sind und in Wahrheit nicht helfen können. Zum anderen wollte Gott den Bann aus dem Land tun, der durch die Verehrung falscher Götter über sie gekommen war. Denn wer solche Monster anbetet, öffnet sich der unsichtbaren Welt und weil er den lebendigen Gott nicht kennt, betet er die Dämonen an; damit verliert der Mensch und sogar ein ganzes Land seinen Schutz und der Zerstörer hat ein leichtes Werk. „Götter, die nicht helfen“ weiterlesen

Drei Dinge genügen

Wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde. Psalm 73, 25

Als ich in Sibirien junge Menschen auf einer Bibelschule unterrichtete, stellte ich eines Tages eine Frage: „Wenn Umstände euch dazu zwingen würden, den Rest eures Leben auf einer einsamen Insel verbringen zu müssen, was würdet ihr als persönliche Habe mitnehmen; drei Dinge sind erlaubt.“

Die Antwort war verblüffend. Alle waren sich einig, dass sie ihre Bibel mitnehmen würden, dazu Bleistift und Papier. „Das genügt“, sagten sie. „So können wir Gottes Wort lesen und uns über seine großartigen Verheißungen freuen; wir können uns Gedanken darüber machen, aufschreiben und immer wieder lesen und sie auch ergänzen und vertiefen; beten können wir ohnehin und somit sind wir nicht mehr allein. Gott ist bei uns und diese drei Dinge machen den Aufenthalt erträglich.“ „Drei Dinge genügen“ weiterlesen

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