Mein Nachbar schenkte mir zum Geburtstag die neue Basisbibel.
Zunächst war ich skeptisch und fragte mich, wozu wir noch eine neue Bibelübersetzung brauchen. War doch die gute alte Lutherbibel erst 2017 revidiert worden.
Die Begründung für die Herausgabe einer neuen Übersetzung kann man hier Deutsche Bibel Gesellschaft nachlesen. Sie überzeugte mich aber (noch) nicht.
Meine Skepsis schwand, als ich zwei Bibelstellen darin prüfte, die selbst manchem Theologen Zweifel bereiten.
Zum Beispiel den Satz im sogenannten Vaterunser, den Luther in Matth. 6, 13 mit „… und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ übersetzt hat.
Als ich in der Basisbibel, die auch online gelesen werden kann, im Kapitel 6 des Evangeliums nach Matthäus im Vers 13 den Satz so las: „Und stell uns nicht auf die Probe, sondern rette uns vor dem Bösen.“ war ich angenehm überrascht.
Der Begriff Versuchung ist laut Wikipedia negativ. Da heißt es:
„Eine Versuchung ist der Anreiz oder die Verleitung zu einer Handlung, die reizvoll erscheint, jedoch unzweckmäßig ist, einer sozialen Norm widerspricht bzw. verboten ist.“
Diese Bedeutung als Gottes ‚Absicht‘ zu verstehen, ist schwer zu erklären.
Bei dem Begriff der Basisbibel ‚auf die Probe stellen‚ fallen mir die Synonyme ‚prüfen – testen – erproben‘ ein. Diese Begriffe erscheinen mir sehr realistisch, denn sie treffen für unser ganzes Leben zu. Und jeder weiß um die Prüfungen die er nicht bestanden hat. Weil er sich nicht genügend darauf vorbereitet hat oder weil sie ihm einfach zu schwer waren.
Ja, das gefiel mir, denn ich habe schon oft vor einer Prüfung um Hilfe gebetet. Von solchen Prüfungen des Lebens verschont zu bleiben, das erbitten wir von Gott, wenn wir das Vaterunser beten.
Ein weiteres Highlight war für mich die klare Übersetzung der umstrittenen Geburt von Jesus Christus, die Luther in Matth. 1, 18 etwas vage beschreibt.
In der Basisbibel werden die Begriffe die nicht jedem Leser geläufig sind in kurzen Infos neben dem Text (online durch Anklicken des i-Symbols in einem Popup) erklärt.
Ich war erfreut, dass hinter dem Begriff ‚Jungfrau‘ in Vers 23 (Jesaja Zitat) kein i-Symbol erscheint. Damit wird eine Diskussion über die Erklärung unserer Ex-Bischöfin Margot Kässmann in ihrem Buch ‚Im Zweifel glauben‚ auf Seite 64/65 vermieden. Auch das Buch hat mir mein Nachbar, sogar handsigniert, geschenkt. Ich schätze und empfehle es sehr – und habe es auch schon verschenkt.
Heute überzeugte mich die Basisbibel erneut.
Als ich die heutige Adlerbotschaft las, kamen mir Zweifel. In einer E-Mail schrieb ich später:
Liebe Frau XY,
der letzte Satz in der heutigen Adler-Botschaft hat mich lange zögern lassen ihnen zu schreiben. Ich sprach mit meiner Frau darüber und wir ließen die Situationen Revue passieren, in denen wir Trost brauchten und – wie er uns zuteil wurde.
Dann bekam ich den Impuls, das Leitwort in 2.Korinther 1,3-4 in der Basisbibel nachzuschlagen.
Sie erinnern sich sicher, dass ich der Basisbibel gegenüber skeptisch war.
Nun hat mir mein Nachbar eine Basisbibel zum Geburtstag geschenkt und ich begann umstrittene Bibelstellen zu vergleichen.
Das kann man man auch online tun.
In meinem Zweifel ob ihnen meine heutige mail ein Trost oder eine zusätzliche Belastung sein würde, machte mir die neue Übersetzung Mut.
Denn dort verwendet man statt Trost das Wort Ermutigung. Lesen sie mal 2.Korinther 1, 3-4 in der Basisbibel
3Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er ist der Vater, der uns Barmherzigkeit schenkt,und der Gott, bei dem wir Ermutigung finden.
4Er ermutigt uns in all unserer Not. Und so können auch wir anderen Menschen in ihrer Not Mut machen. Wir selbst haben ja ebenso durch Gott Ermutigung erfahren.
Das hat mich ermutigt ihnen zu schreiben und ihnen erneut zu versichern, dass ich täglich an sie und ihre schwere Prüfung denke. Gott schenke ihnen die Kraft dazu.
Liebe Grüße,
Erhardt