Eine geheimnisvolle Verwandlung

So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft.  1. Korinther 15, 42-43

Gott möchte uns durch die Schöpfung Geheimnisse offenbaren, die der natürliche Mensch nicht erfassen kann. Wer im Frühling durch die Natur geht, kann zum Beispiel das Wunder der Auferstehung tausendfach beobachten. Nachdem die Sonne wärmer geworden ist, schmelzen Schnee und Eis und neues Leben sprießt hervor. Dieses Erwachen können wir auch das Wunder der Verwandlung nennen. Der Tod ist nicht das Ende, weil Leben stärker ist. So wird auch der Friedhof für uns nicht die letzte Ruhestätte sein. Der Tag wird kommen, an dem unser Leben erst richtig beginnen wird. Eine kleine Geschichte soll uns das verdeutlichen:

Eine Tulpenzwiebel lag mit ihresgleichen wohl verpackt im Supermarkt. „Ja, dieses Leben gefällt mir, sagte sie“, bis eines Tages der Gärtner vorbeikam und nach ihr griff. „Was hast du mit mir vor?“ fragte sie empört. Der Gärtner schaute sie freundlich an und sagte: „Für ein Leben im Supermarkt bist du viel zu schade, dafür hat dich der Schöpfer nicht erschaffen. Du bist für etwas Höheres bestimmt. Ich will dir helfen, dein verborgenes Potential an Vitalität und Schönheit zu entdecken und zu entfalten und das alles zu deiner Freude. Bist du bereit dazu oder genügt dir ein Dasein im Supermarkt?“ Die Tulpenzwiebel überlegte nicht lange. „Wenn das so ist, dann mach mit mir, was zu meinem Vorteil ist“, sagte sie voller Zuversicht.

„Gut, sagte der Gärtner, dann werde ich jetzt für dich ein Loch in die Erde graben und dich hineinstecken. Lebensfülle und Schönheit gibt es nicht gratis, sondern nur über den Tod. Ab jetzt wirst du für eine gewisse Zeit in der dunklen Erde verbringen müssen. Erst so kann ich an dir das Wunder der Verwandlung vollbringen. Du wirst wieder hervorgehen und jeder wird staunen, was aus dir geworden ist. Eine neue Schöpfung wirst du sein, voller Lebenskraft und Schönheit und das ohne Ende.“ Die Tulpenzwiebel überlegte eine Weile und fragte: „Gibt es da keinen anderen Weg, um das zu erreichen?“ Der Gärtner schaute sie an: „Alles Wertvolle im Leben wird aus Dunkelheit und Schmerz geboren. So ist es bereits bei der Geburt eines Menschen und so wird es sich immer wiederholen. Gold wird im Dunkeln der Erde gefunden und durch Feuer geläutert, ehe es die Krone eines Königs zu schmücken vermag. Diamanten werden im Dunkeln durch Druck geformt und dann geschliffen, ehe sie zu funkeln beginnen.“ – So nahm der Gärtner die Tulpenzwiebel und vergrub sie in der Erde. So vergingen Monate und nichts geschah, bis sich ganz zart und leise kleine Wurzeln zu bilden begannen und sich ein Trieb durch die Erde einen Weg ans Licht bahnte. „So war es geplant“, sagte der Gärtner zufrieden. „Der Tag ist gekommen, an dem für dich ein neuer Lebensabschnitt beginnen wird. Aus einer bedeutungslosen Zwiebel ist eine prächtige Tulpe entstanden, voller Schönheit und Lebenskraft.“ Darauf die Tulpenzwiebel: „Ich danke meinem Schöpfer, dass er das Leben einer Tulpe in mich hineingelegt hat, sonst hätte es auch anders kommen können.“ – Was der Mensch sät, dass wird er auch ernten.

Keine Furcht vor Gottes Gerechtigkeit

Ja, Herr, allmächtiger Gott, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht. Offenbarung 16, 7

Was Gott sagt, ist richtig und seine Urteile sind gerecht, heißt es immer wieder in der Bibel. Wer die Geschichte der Menschheit kennt, weiß, dass auch der Mensch nicht anders denkt. Es gibt niemanden, der ungerecht behandelt werden möchte.

Die alten Römer erdachten sich für gerechtes Urteilen und Handeln sogar eine Göttin des Rechtswesens. Die Justitia. Ihre Darstellung wird auch heute noch als Wahrzeichen für Justiz verwendet. Justitia wird mit verbundenen Augen dargestellt, die in einer Hand eine Waage, in der anderen Hand das Richtschwert hält. Dies soll verdeutlichen, dass das Recht ohne Ansehen der Person (Augenbinde), nach sorgfältiger Abwägung der Sachlage (Waage) gesprochen und schließlich mit der nötigen Härte (Richtschwert) durchgesetzt wird.

Ich hielt eine Vortragsreihe über den Glauben. Jeden Abend erschienen sechs junge Menschen. Einige trugen einen Irokesen-Haarschnitt oder sie hatten sich Hieroglyphen auf ihre Stiefel gemalt. Sie sahen verwegen aus. Am letzten Abend fragte ich, wer sich mit Gott versöhnen lassen möchte. Alle kamen nach vorne, ebenso auch ein Geschäftsmann. Sie hatten meine Botschaft verstanden und wollten Jesus als ihren Herrn annehmen.

Der Geschäftsmann war Manager einer großen Waschmittelfabrik. Er hatte von diesen Vorträgen gehört, hatte aber gerade geschäftlich in Kopenhagen zu tun. So kam er jeden Abend mit dem Flugzeug angereist. So unterschiedlich sie auch waren, Gott hatte sie angenommen und betrachtete sie von nun an als seine Kinder. Gottes Gerechtigkeit zeigt sich darin, dass es vor ihm kein Ansehen der Person gibt, alle haben die gleiche Chance und werden gleich behandelt. Gerechtigkeit zeigt sich auch darin, dass Gott jedem nach dem Gesetz von Saat und Ernte seinen Lohn geben wird. Niemand soll umsonst gelebt und gewirkt haben. Danach gibt es nicht nur eine Auferstehung der Toten, sondern auch der Taten. Im Unterschied zur Gerechtigkeit Gottes, kennt die Justitia keine Gnade. Hat jemand Unheil gesät, wird er Unheil ernten müssen, das verlangt das Gesetz.

Während einer Bahnfahrt mussten alle Fahrgäste bei einer Kontrolle ihre Fahrausweise vorlegen. Neben mir saß ein Student. Er hatte einen unzureichenden Fahrausweis und sollte einen Fehlbetrag entrichten. Der Kontrolleur verlangte den Betrag mit allem Nachdruck, aber er hatte kein Geld bei sich. Jetzt war eine Anzeige geplant und beim nächsten Halt sollte er den Zug verlassen. Die Situation war äußerst peinlich, weil noch andere Fahrgäste mit im Abteil saßen. Der Student tat mir leid. Schnell zückte ich meine Geldbörse und bezahlte den fehlenden Betrag und schon konnte er seine Fahrt ungehindert fortsetzen. Was war geschehen? Jemand hatte für ihn bezahlt. Die Bibel nennt das Gnade vor Gerechtigkeit. Jeder darf frei ausgehen, wenn er sich auf Jesus beruft. Er hat für uns bezahlt, egal was wir getan haben. Das ist die Botschaft des Evangeliums.

Vielleicht hast du mit Asaph, dem resignierenden Psalmdichter, bereits gesagt: Soll es denn umsonst gewesen sein, dass ich Gott diene und von niemandem ein Dankeschön dafür bekomme? Wo bleibt die gerechte Behandlung? Sei unbesorgt: Der Gott, der selbst ein dargereichtes Glas Wasser vergelten wird, weil er gerecht ist, der wird auch dir ein reicher Vergelter sein. Ein gebührendes Dankeschön wartet auf dich.

Gott kann aus allem Gutes machen

Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. Jakobus 1, 17

Diese Worte übernahm Jakobus von Jesus, der gesagt hatte: Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? Oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten! Matth. 7, 9-10

Wenn von Gott nur Gutes kommt, stellt sich bei vielen die Frage, warum es dann so viel Leid in der Welt gibt. Millionen kommen behindert auf die Welt, andere sind krank oder sie stehen auf der Schattenseite des Lebens. Diese Frage hatte sich Hiob auch gestellt, als er seine gesamte Habe verloren hatte, dazu auch seine Kinder und zuletzt seine Gesundheit. Darauf sagte er den berühmten Satz: Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? Hiob 2, 10. „Gott kann aus allem Gutes machen“ weiterlesen

Kleine Ursachen, große Wirkung

Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge. Wer sie im Zaum hält, kann viel gute Frucht genießen. Sprüche 18, 21

Allein der Mensch verfügt über die Gabe des Redens. Im Verhältnis zum Tier sind seine Worte nicht nur Laute, sondern eine Demonstration seines Willens und seiner Gefühle. Sprechen ist eine Kunst, eine Befähigung des Geistes, die den Menschen über alle andere Kreatur stellt. 

Sprache ist Schöpfung und Steuerungsmöglichkeit von Menschen und für einen selbst. Worte können so mit Kräften geladen sein, dass sie Menschen und ganze Völker in Raserei und Bewegung bringen. „Kleine Ursachen, große Wirkung“ weiterlesen

Die letzte Strecke gehen wir allein

Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend. Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten! Psalm 25, 16-17

Ich bin einsam und elend, – das sagte ein Mann, der in der Wüste und in Höhlen der Berge Israels sein Dasein fristeten musste, weil der König Saul ihn aus der Volksgemeinschaft ausgestoßen hatte und versuchte, ihn umzubringen.

David, ein einsamer Mann? Hatte er nicht vierhundert Männer um sich geschart, deren Führer er war? Wie konnte er sagen: „Ich bin einsam und fühle mich elend?“

Aus Erfahrung kenne ich Davids Antwort. Er würde sagen: „Es stimmt, ich bin nicht allein, aber ich bin in entscheidenden Momenten ein einsamer Mensch. Diese Männer hier wollen etwas von mir. Ich soll ihnen Mut zusprechen, ihnen Lieder singen, weil sie verbittert sind und hoch verschuldet und in mancherlei Notlagen.“ 1. Sam. 22, 1-2. „Möchte ich aber etwas von ihnen, dann schweigt der Mund. Hier suche ich vergeblich nach Trost, Rat und Hilfe.“

Sicher kennen wir alle solche Situationen. Ob wir einsam sind entdecken wir spätestens dann, wenn auch wir Trost und Hilfe suchen. Solange wir die Gebenden sind, scharen sich Menschen um uns und halten ihre Hände auf. Dann wird uns das Gefühl vermittelt, mitten drin zu sein, weil wir von allen geschätzt werden und wir machen uns keine weiteren Gedanken. Die Geschichte vom verlorenen Sohn soll uns eine Hilfe sein. Solange er kapitalkräftig war und Feste organisieren konnte, hatte er Freunde in Fülle. Er fühlte sich keineswegs einsam. Er war solange der Mann der Stunde, bis sich plötzlich das Blatt wendete. Unverhofft musste er Insolvenz anmelden und das große Erwachen kam. Er entdeckte, dass er eigentlich schon immer ein einsamer Mann war. Alle seine vermeintlichen Freunde hatten ihn jäh verlassen.

Trotzdem kann eine solche Situation auch hilfreich sein. Nachdem alle Stützen weggebrochen waren, besann er sich auf beständige Werte. Er erinnerte sich, dass er in der Ferne auch noch einen Vater hat, dem er in Stolz und Vermessenheit davongelaufen war. Zu ihm wollte er zurückgehen und seine Beziehung zu ihm wieder ordnen. Das Fest, das nun begann, wurde zu einem echten Freudenfest. Hier war nichts mehr künstlich, aufgepeppt mit Glanz und Glimmer und angehäuft mit vielen leeren Worten. Die ihm entgegengebrachte Liebe und Umarmungen waren echt und die Einsamkeit war beendet.

Es ist eine Tragödie, der Mensch ist ohne Gott zum verlorenen Schaf der Schöpfung geworden. Alle aufgebauten Beziehungen sind eigentlich nur Ersatz für den Verlust seiner Beziehung zu Gott. Ich beginne die Worte Jesu zu verstehen, die er am Kreuz betete: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Jesus war wirklich von Gott verlassen und so starb er für unsere Einsamkeit. Niemand soll sagen können: „Warum fühle ich mich so einsam, warum fragt niemand nach mir, warum bin ich so ungeliebt?“ Diesen Zustand können wir ändern. Wenden wir uns an den, der für unsere Einsamkeit starb. Dann werden unsere Gebete zu Brücken in die Gemeinschaft mit Gott. Eine solche Brücke hatte David auch. Neben seinen vielen Klageliedern schrieb er auch den 23. Psalm. Hier sagte er voller Zuversicht: Der Herr ist mein Hirte, mein Versorger, mein Schutz in der Dunkelheit, meine Hoffnung über den Tod hinaus – das bedeutet, dass wir die letzte Stecke allein gehen müssen und wohl dem, der dann abgeholt wird.

Fliegen lernen wir im freien Fall

Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, so breitete er seine Fittiche aus und nahm ihn und trug ihn auf seinen Flügeln. 5.Mose 32, 11

Nicht nur, dass Gott uns mit einem jungen Adler vergleicht, er fängt uns auf und trägt uns auf seinen Flügeln. Es gibt weitere Bibelstellen, die das Bild ergänzen wollen. So lesen wir, dass er uns zu sich bringen will, wie ein Adler seine Jungen ins Nest zurück bringt. 2.Mos. 19, 4. Woanders wird gesagt, dass wir neue Kraft bekommen sollen, damit wir auffahren können mit Flügeln, wie Adler. Jes. 40,31.

Mit diesen Vergleichen gibt uns die Schrift ein herrliches Bild der Liebe Gottes und seiner Fürsorge für uns, wie es kaum zu übertreffen ist. Heute wollen wir einige Details etwas näher betrachten und uns über unsere Berufung freuen. Zunächst dürfen wir uns freuen, dass wir mit einem Adler verglichen werden und nicht mit einem Sperling. Im Reich der Vögel gilt der Adler als der König unter den Vögeln. Gott nahm nicht den Sperling als Vergleich, weil dieser den ganzen Tag von der Dachrinne zur Straße herabschaut, um etwas Fressbares zu finden und damit sein ganzes Leben verbringen muss. Er hat auch nicht die Fledermaus genommen, die in dunklen Höhlen wohnt und nur aktiv ist, wenn es Nacht wird.

Er nimmt den Adler, um dir zu sagen, wie hoch er dich einschätzt und was er mit dir zu tun gedenkt. Der Adler wurde zu allen Zeiten gerne als Wappentier genommen. Könige schmückten sich mit ihm. Er ist das Bild für Kraft und Würde. Das hat Gott gemeint, wenn er uns mit einem Adler vergleicht. Du bist sein „Wappentier“, der Schmuck seiner Majestät. In seinem Glanz dürfen wir erstrahlen und unser Leben auf ein hohes Niveau stellen. Nicht umsonst sagt Jesus, dass wir das Licht der Welt sind.

In der Regel wohnt der Adler hoch auf den Klippen der Felsen. Gott hat ihn nicht für das Tal erschaffen, damit er scharren soll, wie ein Huhn, sondern für einen Platz hoch über den steilen Höhen. Von dort aus darf er seine Beute erspähen und sich im weiten Flug in die höchsten Höhen emporheben, als flöge er der Sonne entgegen. Sein Luftraum soll ohne Grenzen sein und das weiß er zu nutzen. Und nun das Unfassbare: Gott hat uns einen Geist gegeben, der dem Adler gleicht. Dieser Geist möchte uns ein Denken in neuen Dimensionen schenken. So dürfen wir mit Perspektiven leben, von denen andere nur träumen. Wir dürfen unseren Blick unverzagt auf die Zukunft richten. Vor uns liegt ein herrlicher Morgen, ein zukünftiges Leben in der Welt Gottes. Dabei sehen wir unseren Alltag aus einer ganz anderen Perspektive, nicht wie ein Wurm, der auf dem Boden kriecht und Erde frisst. Der Text sagt, dass der Adler seine Jungen das Fliegen lehrt, damit auch sie das Nest verlassen, um sich an die unbegrenzten Weiten zu gewöhnen. Deshalb werden sie eines Tages aus dem Nest gedrängt. Nur so geschehen die ersten Flugversuche, wobei der Adler über ihnen schwebt und sie bewacht. Versagt ihnen die Kraft, fliegt er unter sie und fängt sie wieder auf und trägt sie auf seinen Flügeln zurück in den Horst. Das wiederholt er solange, bis seine Jungen sicher fliegen können.

Vielleicht fühlst du dich heute wie aus dem Nest geworfen. Man hat dir deine Sicherheiten genommen und du befindest dich im freien Fall. Schau nach oben und sieh die Adlermutter. Sie wacht über dir und wird dich sicher auffangen und dir wieder festen Boden unter deine Füße geben – bis zum nächsten Mal! Schließlich soll aus dir ein Mensch des Glaubens werden, der neue Perspektiven entdeckt und Gott noch effektiver zu dienen vermag. Wenn du damit einverstanden bist, dann habe keine Furcht vor dem freien Fall.

Europa, quo vadis?

So entbrannte denn der Zorn des Herrn über Israel, und er gab sie in die Hände von Räubern, die sie ausraubten, und verkaufte sie in die Hände ihrer Feinde ringsumher. Und sie konnten nicht mehr ihren Feinden widerstehen. Richter 2, 14

Für das Volk Israel war eine schreckliche Zeit angebrochen. Sie waren zwar am Ziel ihrer langen Wüstenwanderung angekommen und jeder hatte sein Erbteil in Besitz genommen, das er nun verwalten durfte. Die Geißelhiebe und drückende Last ihrer harten Arbeit war vorüber, ihre armseligen Zelte, in denen sie vierzig Jahre wohnten, hatten sie gegen schöne Häuser eingetauscht. Statt Wasser aus dem Felsen, gab es hier eigene Brunnen. Statt Wüstenstaub, hatten sie hier frische Luft aus ihren blühenden Gärten und grünenden Wäldern. Der Wohlstand war eingekehrt.

Nun aber das Unfassbare: Gott war nicht mehr erwünscht. Warum noch beten, wenn es einem gut geht? Warum noch Gott um Kraft und Weisheit bitten, wenn es einem doch gelungen war, das Land aufzubauen? Sie vergaßen, dass es Gott war, der ihnen das alles geschenkt hatte. „Europa, quo vadis?“ weiterlesen

Dicht daneben ist auch vorbei

Du bist nicht ferne von dem Reich Gottes. Mark. 12, 34

Die Geschichte in Verbindung mit obigen Worten ist sehr aufschlussreich und erschütternd zugleich. Ein Theologe wollte wissen, was Sinn und Ziel aller von Mose gegebenen Gesetze sei und bat Jesus, das mit einem Satz zu sagen. Jesus antwortete ihm vortrefflich und er war überwältigt. Darauf sagte Jesus: „Du bist nicht ferne von dem Reich Gottes.“ – Solche Worte waren ohne Zweifel ein hohes Lob. Vielleicht ist er zu seinen Freunden gegangen und hat erzählt, dass Jesus ihn gelobt habe.

Trotzdem kommen mir Gedanken, die mich beunruhigen. Wenn Jesus sagte, du bist nicht ferne vom Reich Gottes, hat er eigentlich gemeint, dass er sich zwar in der Schrift gut auskannte, aber dem Reich Gottes noch fern stand. Wenn ich das auf den Alltag beziehe, kann das dramatisch sein. Ich stelle mir vor, ein Arzt sagt den wartenden Angehörigen: „Gratulation! Beinahe wäre die Operation geglückt.“ – Bedeutet das nicht den Tod des Patienten? Genau das hat Jesus gesagt: „Du bist nicht fern von dem Reich Gottes.“ Da kann man sagen: „Dicht daneben ist auch vorbei!“ Das war der Grund, dass Jesus die Geistlichen tadelte. Sie kannten die heiligen Schriften, zeigten anderen den Weg und standen selbst draußen.

Ich kann nicht Geistlicher werden, indem ich Theologie studiere, wie ein Arzt Medizin. Während der Arzt eine physische Krankheit behandelt, hat ein Geistlicher es mit geistlichen Dingen zu tun. Es geht um Menschen, die innerlich krank sind, die unter der Herrschaft des Bösen stehen. Eigentlich geht es um Satan oder Christus oder um Tod und Leben. Deshalb muss ein Geistlicher von Gott bevollmächtigt sein, wenn er seinen Dienst erfolgreich ausüben möchte. Was Jesus seinen Jüngern gab, gibt er noch heute. Er rüstete sie aus mit Macht über die unreinen Geister, dass sie diese austrieben und alle Krankheiten und alle Gebrechen heilten. Matth. 10, 1. Unsere Kirchen haben ihren Einfluss auf das Volk deshalb verloren, weil es Geistliche gibt, die ihren Dienst nur als Beruf ausüben, wie ein Arzt. Sie behandeln die Symptome, anstatt die Ursachen.

Ein Freund erzählte, als er noch Pfarrer in der DDR war, dass er Kontakt zu deutsch sprechenden Christen in Kasachstan bekam. Diese hatten ihn eingeladen. Viele waren gekommen. Er sagte: „Als ich meine Predigt nach 30 Minuten beendet hatte, schauten mich alle enttäuscht an. Ich möge nur weiter predigen, denn wir alle haben viel Zeit mitgebracht. Verzweifelt suchte ich in meinen Konzepten und predigte weiter. Als ich nach 30 Minuten wiederum fertig war, kam die gleiche Reaktion: Ich predigte also die dritte Predigt und mit Grauen dachte ich an den nächsten Tag, denn ich sollte noch einige Tage dort predigen. Noch nie fühlte ich mich so überfordert, wie hier. Ich begann zum ersten Mal wirklich zu Gott zu schreien und bat um Weisheit und Salbung. Plötzlich spürte ich die Gegenwart Gottes, wie nie zuvor in meinem Leben. Ein Strom von Liebe durchfloss mich und alle Furcht war gewichen. Jetzt freute ich mich auf die nächste Versammlung und die Worte flossen nur so aus meinen Mund. Mit dieser großartigen Erfahrung ging ich in meine Gemeinde zurück und auch hier veränderte sich mein Dienst.“ Du bist Geistlicher? Dann bedenke: Dicht daneben ist auch vorbei. Du braucht eine Salbung von Gott, um dem König dienen zu können.

Kein Neubeginn ohne Bilanz

Da antwortete ihm der Herr: Was hast du in deiner Hand? Er erwiderte: Einen Stab. Da sagte er: Wirf ihn auf die Erde! Als er ihn auf die Erde geworfen hatte, wurde der Stab zur Schlange, so dass Mose vor ihr floh. Da sagte der Herr zu Mose: Strecke deine Hand abermals aus und ergreife sie beim Schwanz! Er tat es und ergriff sie; da wurde sie in seiner Hand wieder zum Stabe. Das musst du tun, damit sie glauben, dass der Herr dir erschienen ist. 2. Mose 4, 3-5

Der Hintergrund zu dieser Begebenheit zeigt Mose in einem bedauernswerten Zustand. Eigentlich sollte er etwas anderes in seinen Händen gehalten haben, als einen Hirtenstab. Er war einmal der Hoffnungsträger Ägyptens gewesen. Den Thron einer großartigen Weltmacht sollte er besteigen, geschmückt mit allen Ehren und mit einem Zepter in der Hand. Jetzt war er eine gescheiterte Existenz, geflohen ins Exil, ohne jede Illusion. Als Schafhirte lebte er bei seinem Schwiegervater in der Wildnis und hütete seine Herden.

Gott knüpfte den Faden wieder an. Er hatte Mose nicht vergessen. Er wusste, dass hier ein Mann war, der in großer Aufrichtigkeit Gott dienen wollte, wenn auch bis jetzt ohne Erfolg. Er versuchte es einmal mit einem Schwert in der Hand, das er gegen einen Ägypter gerichtet hatte; diese Tat war ein Fehlgriff. „Was hast du in deiner Hand?“, war die Frage, die Gott vierzig Jahre später an ihn richtete. Sie könnte auch anders gelautet haben: „Was ist dir noch geblieben, Mose?“ Mose wird zu einer ehrlichen Bilanz aufgerufen. Das Ergebnis war erschütternd: Nur ein Stab war ihm noch verblieben.

Kennen wir nicht ähnliche Situationen, wo uns alles unter den Händen zerrann; die Karriere, die Ehe, die Gesundheit, das Eigenheim, unser Ansehen – bis nichts mehr blieb? Können wir uns vorstellen, dass Gott uns dennoch nicht aufgegeben hat? Er sucht uns in der Wüste auf und beginnt von Neuem. Das ist Gott! Er ist voller Erbarmen und großer Geduld. Er glaubt an uns. Es hat wenig Zweck, in solchen Situationen Schuldzuweisungen zu machen. Was geschehen ist, das ist geschehen, jetzt ist ein Neuanfang gefragt.

Gott sagt auch zu dir: „Wirf deinen Stab auf die Erde und sieh was geschieht.“ Moses Stab wurde lebendig, er wurde zur Schlange. Fasse auch du sie beim Schwanz und sieh, sie wird wieder zum Stab. – „Damit geh zum Pharao und beginne von vorn.“ Der weitere Verlauf der Geschichte zeigt, dass Mose mit großem Erfolg noch vierzig Jahre im Segen wirken konnte. Ein großes Volk wurde durch ihn aus Ägypten in die Freiheit geführt.

Brauchst du einen Neuanfang? Jeder Neuanfang ist mit einer ehrlichen Bilanz verbunden. Nur wer Mut hat, ohne Resignation den Tatsachen ins Auge zu schauen, dem wird ein neuer Start gelingen. Es hat wenig Zweck, sich entmutigen zu lassen und zu glauben, dass alles vergebliche Mühe war. Lass dir von deinen Fehlern keinen Rat erteilen, als nur den, dass du jetzt weiser geworden bist.

Mose stellte sich Pharao und begann sein gescheitertes Werk von neuem. Der noch verbliebene Stab kam jetzt zur Geltung. Er wurde zur Schlange, die die Stäbe der Zauberer verzehrte und sie damit entmachtete. Dieser Stab hieß ab jetzt „Gottes Stab“. Mit ihm teilte er das Meer, schlug den Felsen und er betete gegen Amalek und siegte. Nenne deinen Stab „Gottvertrauen“. Das Wenige in deiner Hand ist besser, als der Überfluss vieler Gottloser. Ps. 37.16.

Wenn Ehrungen peinlich werden

Epaphroditus hatte nach euch allen Verlangen und war tief bekümmert, darum dass ihr gehört hattet, dass er krank gewesen sei, und er war auch todkrank, aber Gott hat sich über ihn erbarmt. Philipper 2, 26-27

Paulus schreibt seinen Brief aus dem Gefängnis. Er hatte einen Bruder als Gast bei sich in der Zelle, den Epaphroditus, der sich gerade von einer schweren Krankheit erholte. Dieser kam von Philippi und brachte ihm die nötigsten Dinge des Alltags zur Versorgung in seine Zelle. Unterwegs kam Epaphroditus in große Schwierigkeiten und hätte dabei fast sein Leben verloren. Paulus schreibt, dass er um des Werkes Christi willen dem Tod so nahe war und das nur, um ihm zu dienen. Dieser Vorfall war den Gläubigen in Philippi bekannt geworden, aber Epaphroditus war das äußerst peinlich und er war sogar tief bekümmert, wie das bekannt werden konnte.

Wenn ich darüber nachdenke, kommen mir auch andere Gedanken. Eigentlich hätte er auch stolz sein können über das, was ihm um des Werkes Christi willen widerfahren war. Als Märtyrer hätte er sich feiern lassen können, denn wie kein anderer hatte er sich als Glaubensheld qualifiziert. Er hätte sich freuen können, dass jeder jetzt von ihm reden würde und immer wieder müsste er seine Geschichte erzählen.

Wäre das heute passiert, hätten Freunde ihn bedrängt, ein spannendes Buch über seinen Einsatz zu schreiben und viele Einladungen kämen ins Haus geflattert für Vorträge über spannende Erlebnisse der missionarischen Arbeit im Nahen Osten. Epaphroditus wäre heute in der geistlichen Szene ein gefragter Redner geworden. – Aber weit gefehlt! Epaphroditus war beschämt, verkroch sich im letzen Winkel und sann darüber nach, was er zuhause seinen Brüdern nun sagen könnte, um den Vorfall ins rechte Licht zu rücken. Warum? Wer Gott dient, erlebt Siege und hat Erfolg. Ein hinfälliger, schwacher Mensch erlebt, wie Gottes Kraft durch ihn zu wirken beginnt und er weit über sich hinauswachsen darf. Das bleibt nicht ohne Folgen auf seine Psyche.

Erfolg kann einen Menschen genauso zerstören, wie Misserfolg. Auf goldenen Tabletts herumgereicht und von allen gefragt zu sein, kann den sicheren geistlichen Tod bedeuten. Der Teufel schläft nicht. Er kennt unsere Schwachstellen und nützt sie für seine Zwecke, immer mit dem Ziel, gesegnete Menschen zu Fall zu bringen. Ein praktisches Beispiel gibt uns der Missionseinsatz von Paulus und Barnabas in Lystra. Gott tat Zeichen und Wunder durch sie und das Volk war begeistert. Kurzerhand nannten sie Barnabas Jupiter und Paulus Merkurius und wollten sie wie Götter feiern. Ein großes Opferfest zur Ehren dieser für sie wunderbaren Menschen war angesagt. Die Apostel erkannten die Gefahr, welche Folgen das für sie haben könnte. Voller Entsetzen zerrissen sie ihre Kleider und sprangen unter das Volk und schrien, dass auch sie nur sterbliche Menschen seien und sie weiter nichts wollten, als dass sich jeder zu dem wahren Gott bekehren möge. Apg. 14, 8-19. Während sie die Ehrungen energisch von sich wiesen, schlug das Pendel um und Paulus wurde gesteinigt.

Jetzt zeigte der Teufel sein wahres Gesicht und offenbarte, was er in Wirklichkeit vorhatte. Was er mit hohen Ehren nicht fertiggebracht hatte, versuchte er jetzt mit Steinigung; doch Paulus wurde bewahrt und konnte seinen Dienst ungehindert fortsetzen.

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