Die Ruhe bewahren

Sie brachten aber den Knaben lebendig und wurden nicht wenig getröstet. Apostelgeschichte 20, 12

Ich wünsche niemandem das erleben zu müssen, was Paulus hier im Gottesdienst erlebt hatte. Ein Knabe war während seines Gottesdienstes aus dem Fenster gefallen, drei Etagen tief und lag tot am Boden. Paulus unterbrach seine Predigt, ging zu dem Kind, legte sich auf es, betete und stieg dann wieder auf die Kanzel, um den Gottesdienst fortzusetzen.

Zum Schluss stand der Knabe mitten in der Versammlung, völlig wiederhergestellt, als sei nichts geschehen.

Man kann diesen Bericht bestaunen und zur Tagesordnung übergehen. Gott aber möchte uns eine Botschaft vermitteln, die uns sehr hilfreich sein kann.

Die Frage stellt sich, wie wir wohl reagieren würden, wenn plötzlich ein Unfall geschieht und das noch während eines Gottesdienstes, wo man zusammengekommen ist, um Gott zu loben und ihm für alle Fürsorge zu danken.

Wer von uns hätte die Gelassenheit eines Paulus? Wie schnell geraten wir in Panik und stellen mit Entsetzen die Frage, warum Gott das zugelassen hat. Wusste Paulus, dass Gott sein Gebet erhören würde? War sein Glaube so groß, dass ihn nichts erschüttern konnte?

Paulus war ein Mensch, wie wir. Es gab viele Situationen in seinem Leben, wo er an seine Grenzen kam und mit seinem Leben abgerechnet hatte.

Paulus kannte seinen Gott. Gott war für ihn souverän, der das Recht hatte, zu machen, was er für richtig hält. Er lebte mit dem Wissen, dass zu jeder Zeit alles unter seiner Kontrolle ist, egal was passiert. Trotzdem stellte er sich zur Verfügung und tat, was er in dieser Situation zu tun vermochte. Er unterbrach seine Predigt, ging zu dem Kind, legte sich auf seinen kleinen Körper und betete. Dann setzte er seinen Vortrag fort. Dass der Knabe nun geheilt vor ihnen stand, war für ihn ebenso überraschend, wie für seine Mutter und alle Anwesenden. Sie alle wurden nicht wenig getröstet, lesen wir.

Was mir an diesem Bericht besonders gefällt, ist, dass wir kein Wort von Schuldzuwendungen finden. Niemand übte Kritik an der viel zu langen Predigt des Paulus. Kein Wort an die Mutter, weil sie nicht besser auf ihr Kind aufgepasst hatte. Sicher ist ein offenes Fenster kein Sitzplatz für Kinder, das wusste auch die Mutter und trotzdem hatte sie niemand angeklagt.

Lasst uns eine heilsame Botschaft mit in den Tag nehmen: Segnungen beinhalten nicht nur gute Gefühle, Erfolg oder Gesundheit. Zu ihnen gehören auch das Leid, Schmerz oder sogar ein Unfall mit Todesfolgen. Trotzdem: In Gottes Händen dient alles zum Besten seiner Kinder. Deshalb dürfen wir mit Paulus sagen: Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn. Röm. 8, 38-39

Dieses Wissen möchte uns helfen, in allem die Ruhe zu bewahren.

Hygiene in der Gedankenwelt

Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung. Jesaja 55, 7

Gedanken sind die Flügel unseres Geistes. Mit ihnen können wir uns zu Gott empor schwingen, ihn suchen und Gemeinschaft mit ihm haben. Wir können aber auch wie Fledermäuse in dunklen Höhlen hausen und die Nacht zu unserem Element machen.

Der Teufel hat ein großes Interesse daran, unsere Gedankenwelt zu manipulieren, damit er Zugang zu uns bekommt, um zu Handlungen anzureizen, die verwerflich sind. „Hygiene in der Gedankenwelt“ weiterlesen

Ich habe Zeit für dich

Und als Jesus an die Stätte kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend hernieder; denn ich muss heute in dein Haus einkehren. Lukas 19, 5

Mit Google Earth kann ich überall auf der Welt anwesend sein. Ein Klick mit der Maus und schon erscheint auf dem Bildschirm meines Computers die unendliche Weite des Universums und dann der Planet Erde. Ich sehe Europa, jetzt Deutschland und dann meine Stadt und nun auch die Straße mit dem Haus, in dem ich wohne. Ich bin begeistert. Wie ist das möglich, die Unendlichkeit des Universums reduziert auf das Haus, in dem ich wohne. Ich komme mir plötzlich so unbedeutend vor und frage mich, wen es wohl interessieren könnte, dass ich da bin. Schnell fahre ich meine imaginäre Welt wieder zurück. Die Stadt schmilzt zusammen zu einem Punkt. Jetzt auch die Landesgrenzen, und zum Schluss verschlingt die Weite des Universums die Erde. Vor diesem Abenteuer mit dem Computer bekommen die Worte Jesu Bedeutung. Wir lesen: Und als Jesus an die Stätte kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend hernieder; denn ich muss heute in dein Haus einkehren. Kaum zu fassen, der Schöpfer des Universums nahm sich die Zeit, zu einem Menschen zu kommen, der ihn sehen wollte. Erinnert das nicht an die Worte: Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen und Gemeinschaft mit ihm haben und er mit mir? Offb. 3, 20.

Ich fühle mich nicht mehr unbedeutend und einsam. Jetzt darf ich wissen, der Herr sieht auch mich, ruft mich beim Namen und sagt: Ich habe Zeit für dich und möchte mit dir Gemeinschaft haben.

In den Augen der Juden galt Zachäus, ein Zollbeamter, als Betrüger und Gottloser. Das wusste auch Zachäus, so hatte er mit einem solchen Angebot nicht gerechnet. Der Verlauf der Geschichte zeigt, dass Zachäus in der Gegenwart Jesu sein ganzes Leben wie einen Film vor seinen inneren Augen ablaufen sah. Erschüttert über seinen Zustand, begann er alles Negative zu bereuen und war bereit, den angerichteten Schaden wieder gut zu machen. Darauf sagte Jesus: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren. Des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

Jesus nimmt sich Zeit für uns. Ich weiß nicht, in welcher Verfassung du dich gegenwärtig befindest. Es kann sein, dass du dringend eine geistliche Erneuerung brauchst. Mit Wehmut erinnerst du dich an Zeiten, als in dir noch ein heiliges Feuer brannte und kein Weg zu weit war, Gottes Wort zu hören und Gemeinschaft mit Christen zu haben. Aber das ist lange her.

Hier eine gute Nachricht: Jesus steht heute unter deinem „Baum“, schaut nach oben, ruft dich mit Namen und sagt: Ich habe Zeit für dich, darf ich wieder zu dir kommen und erneut das Feuer in dir entzünden? Kann ich wieder Mittelpunkt in deinem Leben sein, weicht die innere Kälte. Neues Leben fließt in dein Herz. Dann macht Beten wieder Freude, weil deine Seele zu atmen beginnt. Nimm auch du dir Zeit und gib mir den ersten Platz in deinem Leben.

Auf krummen Linien gerade schreiben

Urteilt nicht über andere, damit Gott euch nicht verurteilt. Denn so wie ihr jetzt andere verurteilt, werdet auch ihr verurteilt werden. Und mit dem Maßstab, den ihr an andere legt, wird man euch selber messen. Matthäus 7, 1-2

Es liegt in der menschlichen Natur, andere zu beurteilen. Dabei haben besonders Moralisten eine hohe Meßlatte. Entspricht jemand nicht ihren Vorstellungen, wird geurteilt, sortiert und abgestraft. Der Evangelist Lukas gibt uns dafür ein Beispiel. Eines Tages hatte Simon, der Pharisäer, Jesus in sein Haus geladen, um mit ihm Tischgemeinschaft zu haben. Unverhofft erschien eine Frau, sie war als Prostituierte stadtbekannt. Diese trat hinzu und salbte Jesus die Füße. Da Simon diese Frau kannte, hätte er sie am liebsten hinausgeworfen. Jesus aber ließ es geschehen und schon benutzte Simon seine Meßlatte: Wenn dieser ein Prophet wäre, müsste er wissen, wer diese Frau ist. „Auf krummen Linien gerade schreiben“ weiterlesen

Der Himmel kann hier beginnen

Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist doch der Größte im Himmelreich? Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Matthäus 18, 1-4.

In diesen Tagen las ich eine Geschichte über Amdorf in Ostfriesland. Vor vielen Jahren brütete hier noch jährlich ein Storchenpaar. Weil diese herrlichen Vögel recht selten waren, wartete man im Frühjahr gespannt auf die Heimkehr des Storchenpaares aus Afrika, beobachtete und registrierte genau, ob das Nest wieder angenommen wurde und die Brut durchkam. Im nächsten Jahr waren sie wieder gekommen. Mit viel Fleiß war das Nest wieder ausgebessert und das erste Ei war gelegt worden. Die Amdorfer waren zunächst hoch erfreut, bis sie die Ankunft eines weiteren Storchenmännchens registrierten. Die Freude über den dritten Storch war allerdings nur kurz: Zu ihrem Entsetzen mussten die Leute feststellen, dass von nun an Streit eingekehrt war bei Storchens und darüber das Brutgeschäft übel vernachlässigt wurde. „Der Himmel kann hier beginnen“ weiterlesen

Jesus sehen und dann nichts mehr

Da sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Matthäus 17, 8

Als der Schwedische König ein Heim für blinde Kinder besuchte, stellte er die Frage, wen sie jetzt sehen möchten, wenn sie sehen könnten. „Den König“ erklang es aus begeisterten Kinderherzen. Nur ein Kind, es saß unmittelbar vor dem König, schwieg. Behutsam wandte er sich an dieses Kind. „Nun mein Kind, wen möchtest du denn gerne sehnen?“ „Ich möchte Jesus sehen“, war die Antwort. Etwas benommen fragte der König weiter: „Und dann?“ „Majestät“, sagte das Kind, „dann nichts mehr!“

Jesus sagte: Ich bin das Licht der Welt. Damit hat er zum Ausdruck gebracht, dass jeder Mensch Licht von Gott braucht, wenn er optimal in dieser Welt leben will. Geöffnete Augen bedeuten geistliches Verständnis über Gott zu haben. Ich denke an das blinde Kind. Mit geschlossenen Augen sieht man mehr, als andere auf Zehenspitzen. Schließen wir öfter mal unsere Augen und schauen Jesus ins Angesicht. Du wirst sehen, wie still es in dir wird und du beginnst zu hören, was er dir heute sagen will.

Versäumen wir das, müssen wir unsere Herkunft dem Zufall zuschreiben, den Sinn unseres Lebens im Konsum suchen und unser Dasein ganz auf das Diesseits beschränken. Dann wäre die Welt, in der wir leben, eine Welt ohne Hoffnung, ein alles fressender Fleischwolf, der nur das Stärkere überleben lässt.

Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens. Es gibt kein Wort, dass eine so tröstende und sättigende Kraft hat wie die Worte, die Jesus sprach. Hör die Worte, die täglich gesprochen werden, oder lies die Bücher von Dichtern und Denkern oder geh in einen Zeitschriftladen. Mache einen Vergleich. Stelle das alles den Worten Jesu gegenüber und du wirst sehen, dass die einfachen Worte Jesu in der Bergpredigt jeden Versuch überragen, etwas Ebenbürtiges über die Lippen zu bringen. Lies dazu auch den 23. Psalm. Er hat nicht einmal hundert Worte und dennoch konnte er mehr Tränen trocknen und Hoffnung spenden, als irgendein Wort von Menschen erdacht.

Jesus sagt: Ich bin der gute Hirte. Gibt es einen besseren Vergleich, wenn es um Führung im Leben geht? Wie viele haben sich verirrt und sind am Leben verzweifelt, nur deshalb, weil es an Führung ermangelte. Es war niemand da, der ihnen hätte sagen können, was in entscheidenden Augenblicken getan werden sollte. So trafen sie lebenswichtige Entscheidungen nach Gutdünken und heute wundern sie sich, dass sie in eine Sackgasse geraten sind. Und jetzt diese wunderbaren Worte Jesus: Ich bin der gute Hirte. Welcher Mensch könnte so etwas sagen? Wer ist fähig, uns liebevoll an die Hand zu nehmen, um uns in entscheidenden Momenten raten zu können? Jesus kann es. Er ist alle Tage bei uns und möchte uns führen, wie einst das Volk Israel durch die Wüste geführt wurde.

Fragen wir die Jünger, sie waren mit Jesus auf dem Berg und er verklärte sich vor ihnen. Was wird uns berichtet? Da sie ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Das soll für uns heute die Antwort sein, damit wir mit dem blinden Kind sagen können: „Dann nichts mehr!“

So früh als möglich beginnen

Denke an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre sich nahen, da du wirst sagen: Sie gefallen mir nicht. Prediger 12, 1

Eigentlich könnte man auch sagen: Fang früh an, dich auf das Älterwerden vorzubereiten, damit du am Ende nicht resignieren musst und sagst: „Die Tage des Restes meines Lebens gefallen mir nicht.“

Ich bin vielen alten Menschen begegnet, die vereinsamt oder verbittert irgendwo den Rest ihres Lebens verbringen. Niemand möchte mit ihnen etwas zu tun haben und sie selbst haben das Gefühl, sich selbst im Weg zu stehen. Nach dem Verständnis der Bibel ist das nicht der Wille Gottes. Da lesen wir: Und wenn sie auch alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein, dass sie verkündigen, wie der Herr es recht macht; er ist mein Fels. Psalm 92, 15-16.

Was ist der Grund von Einsamkeit, Verbitterung und Resignation? Viele Menschen bereiten sich nicht rechtzeitig auf das Älterwerden vor. Sie leben unbedacht in den Tag hinein, in der Hoffnung, dass schon alles gut werden wird. Eines Tages werden sie dann aus dem Berufsleben ausscheiden und Rentner sein und damit beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Ein neuer Rhythmus beginnt, auf den sie sich nicht vorbereitet haben.

Es gibt Dinge, auf die jeder achten sollte, wenn er bis ins Alter blühend, grünend und frisch wie ein Palmbaum sein will. Aus der Natur können wir darüber einiges lernen. Kein Baum trägt seine Blütenpracht nur, um prächtig aussehen zu wollen. Er verfolgt ein höheres Ziel. Der Tag wird kommen, wo seine ganze Pracht vergeht und er sich auf das Wesentliche besinnen muss. Alle seine Bemühungen hatten nur ein Ziel: Er möchte Frucht bringen. Zwar sieht er jetzt nicht mehr prächtig aus wie früher, dafür aber wird er nützlich sein und ist begehrenswert.

Bei vielen Menschen ist das anders. Sie möchten ewige Jugend und anstatt natürlich zu bleiben, klammern sie sich an eine Zeit, die schon längst vergangen ist. So wird jedes graue Haar mit Schrecken registriert und ausgezupft oder alles gefärbt. Jedes kleine Fältchen wird als ein Unglück betrachtet. So wird geschminkt, retuschiert und zugedeckt. Was nicht sein darf, das darf nicht sein! Ewige Jugend ist gefragt! Darum, dass man den Anschluss nicht verpassen möchte, wird jeder Gag ausprobiert und jede Mode mitgemacht. Die Wahrheit jedoch ist, dass man sich ständig selbst belügt.

Gott hat einen herrlichen Plan für jedes Leben. Jeder Tag soll dazu dienen, uns dem Ziel unseres Lebens näher zu bringen. Jeder ist unterwegs. Dazu soll das Leben eine Schule sein mit vielen Lektionen, die jeder verstehen und lernen sollte. Anstatt zu verdrängen, zu vergessen oder abzuhaken, sollten wir erkennen, was das Leben uns lehren will.

Um es einmal mit dem Baum zu sagen, sollte jede Art von Wetter dazu beitragen, uns reifen zu lassen wie eine Frucht. Nicht Blütenpracht ist gefragt, sondern reife Frucht mit Duft und edlem Aroma. Damit das geschehen kann, ist eine Vorbereitung auf das Altwerden unverzichtbar, damit sollten wir so früh als möglich beginnen.

Hast du mich lieb?

Jesus fragte zum dritten Mal: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er antwortete: Ja Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Johannes 21, 16

Petrus war zum Apostel berufen und Jesus hatte ihn mit Vollmacht ausgerüstet. Über drei Jahre zog er mit Ihm umher, lernte von seinem Meister und wirkte im großen Segen. Jetzt war sein Meister verhaftet worden; er stand vor dem Hohen Rat und die Soldaten hatten ihn gefoltert und verspottet. Petrus gesellte sich unter das Volk und schaute aus der Ferne zu. Ganz unverhofft kam für ihn die Stunde, wo er beweisen sollte, wie er wirklich zu Jesus steht. Drei Mal hatte man ihn herausgefordert, sich öffentlich zu seinem Meister zu bekennen. Im entscheidenden Augenblick leugnete er und versagte erbärmlich. Mit einem Fluch über sich selbst und einem Schwur bei Gott sagte er vor allen: ich kenne Ihn nicht. Matth. 26, 74.

Später, am See Genezareth trifft Jesus nach seiner Auferstehung Petrus und beginnt den Faden wieder anzuknüpfen um das Band der Liebe zu erneuern. „Hast du mich lieb“?, fragte er; nur vier Worte, aber genug zu allem, was vorgefallen war. Jesus hätte andere Fragen stellen können. Vielleicht wäre es jetzt angebracht gewesen zu fragen, ob er immer noch bereit sei, für ihn ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. – Drei Mal hatte er Ihn verleugnet, drei Mal durfte er jetzt widerrufen. Was hier geschah war die Wiederherstellung einer zerbrochenen Liebesbeziehung und damit die Chance, noch einmal von vorn beginnen zu dürfen. Mit dieser neuen Erfahrung konnte Petrus getrost in die Zukunft schauen. Sein Verhältnis zu Jesus war wieder hergestellt worden.

Jesus stellt unsere Liebe zu Ihm über alles Wissen, alle Offenbarungen, alle Werke und Taten. Mit seiner Frage bekommt die Liebe einen höheren Stellenwert als alles, was wir vorzuweisen haben. Liebende Versager sind ihm offenbar lieber, als Helden, die nie einen Fehler gemacht haben. In der Nachfolge gibt es für Liebe keinen Ersatz. Wer Jesus von Herzen liebt, macht sich eins mit Ihm. Er ist bereit, alles mit Ihm zu teilen und transparent zu werden. Wo wahre Liebe den Umgang bestimmt, gibt es kein Ich und Du, sondern nur noch ein Wir. Dann wird über alles gesprochen und Freud und Leid miteinander geteilt. Sie hält auch, wenn Leid und Schreck über Freunde kommt.

Jesus wollte nicht Herr über Petrus sein, dessen Befehle er ausführen sollte, sondern sein Freund. Auf dieser Basis vertraute Jesus ihm seine Lämmer und Schafe an. Damit hat ein Hirte alles gegeben, aber das mit dem Wissen, dass sein Freund damit richtig umgehen wird. Liebe wird damit zur Kernaussage des Evangeliums. Jesus fordert nicht theologisches Wissen oder großartige Leistungen, sondern echte Freundschaft zu Ihm.

Petrus sollte sich nicht Gedanken darüber machen, wie er eine ansprechende Kirche gründen könnte oder wie er die richtige Methode zum Gemeindewachstum entwickelt, um die Gläubigen in Trab zu halten. Vielmehr sollte er seine Beziehung zu Jesus pflegen, damit Liebe sein Motor wird, der Gemeinde baut und das mit Menschen, die innerlich gesund werden und Lieben weitergeben können. Dann wollen auch diese lieben, weil Liebe die höchste Umgangsform mit Menschen ist.

Darf Jesus uns heute ebenfalls die Frage nach unserer Liebe zu ihm stellen, und wie antworten wir?

Der Umgang mit dem Wort

Wie glücklich ist ein Mensch, der Freude findet an den Weisungen des Herrn, der Tag und Nacht in seinem Gesetz liest und darüber nachdenkt. Psalm 1, 2

Dieser Psalm widmet sich dem Umgang mit dem Wort Gottes. Dann gleicht er einem Baum, der am Wasser steht und Jahr für Jahr gute Früchte hervorbringt und sein Laub bleibt grün und frisch bei aller Dürre und großer Hitze. Was immer ein solcher Mensch unternimmt, wird ihm gelingen.

Hier wird uns der Umgang mit dem Wort Gottes beschrieben. Es wird gesagt, dass wir es anders lesen müssen, als wenn wir ein Buch lesen. Ein Buch kann ich ein- oder mehrere Male lesen und dann verliert es seine Ausstrahlung. Ein Buch besteht aus menschlichen Worten und die sind begrenzt und haben kein Leben in sich. Ganz anders aber ist es mit Gottes Wort. Gottes Wort ist ein lebendiges, heiliges und schöpferisches Wort:
Gott schuf Himmel und Erde durch sein Wort. Dieses Wort wurde Mensch und lebte unter uns. Jesus ist das lebendige Wort und wer ihn anrührte, wurde geheilt und wo er sprach, musste Satan seine Opfer freigeben.

Wenn wir zur Bibel greifen, sollten wir uns nicht nur einen Überblick verschaffen wollen, indem wir es Kapitel für Kapitel lesen. Wir sollten es Wort für Wort lesen und Denkpausen einlegen. Unser Text sagt, dass wir immer wieder darüber nachdenken und es im Herzen bewegen sollen. Das ist ein Vergleich mit jemand, der einen Bissen Brot essen will. Er zerkaut den Brocken solange, bis er zu Brei geworden ist um ihn dann herunterzuschlucken. Erst so kann das Brot seine nahrhaften Substanzen dem Körper zufügen.

Gott möchte erreichen, dass sein Wort, seine schöpferischen und Leben spendenden Kräfte unseren Geist, die Seele und den Körper völlig durchdringen. Erst dann beginnt es wie ein Same in uns zu keimen. Es weckt Glauben und das Erfülltwerden mit seinem Geist. Jetzt können wir uns empor schwingen mit Flügeln wie ein Adler.

Solange wir uns mit dem Wort nur intellektuell beschäftigen, wird es nie seine geheimnisvolle Kraft offenbaren können. Unser Intellekt will beherrschen, er will analysieren und hinterfragen. Der natürliche Mensch will auch Herr über Gottes Wort sein. Er will es zerpflücken wie eine Blume und es so unbrauchbar machen. Unser Intellekt kann nicht glauben, dafür fehlt ihm die nötige Dimension, diese hat allein das Herz. Deshalb müssen wir Gottes Wort Zugang zu unserem Herzen geben und es dort bewegen, damit es uns beherrschen kann. Der Betrachter muss sich unter Gottes Allmacht demütigen und ihm die Herrschaft über sein Leben geben.

Erst jetzt bekommt der Heilige Geist die Möglichkeit, uns Gottes Wort in den Mund zu legen, damit wir im Glauben wie Jesus es tat, zu sprechen vermögen. So werden auch unsere Wünsche und Gebete gelenkt um erhörend beten zu können.

Jesus geht auf diese Wahrheit ein, wenn er sagt: Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt und es wird euch widerfahren. Joh. 15, 7.

Gott erfüllt seine Zusagen

Keine von den guten Verheißungen, die der Herr dem Hause Israel gegeben hatte, blieb unerfüllt. Alles traf ein. Josua 21, 45

Etwa 40 Jahre war Josua mit Israel unterwegs in der Wüste und 25 Jahre lebten sie nach vielen harten Kämpfen bereits im verheißenen Land; da schaute er sich um und stellte fest, dass sich alles genau so erfüllt hatte, wie Gott es ihnen am Anfang der Reise zugesagt hatte. Jeder bekam, wie versprochen, ein Stück Land, er konnte seine Hütte darauf bauen und sein Vieh weiden. Die mühevolle Wanderschaft war zu Ende und gehörte der Vergangenheit an. Sie waren zur Ruhe gekommen. Die Worte des Josua mussten sich wie ein Jubelgesang angehört haben und es war wirklich einer. Es war ein Lobgesang auf die Treue Gottes. Er hat Wort gehalten. Gott ist ein treuer Gott und was er zusagt, das hält er gewiss; und das ganze Volk konnte mit frohem Herzen einstimmen.

Auch wir kommen in unserm Leben an Punkte, die uns zu einem Rückblick Veranlassung geben; dann wird eine Art von Bilanz gemacht. Das gilt nicht nur für den Geschäftsmann, es gilt allen. Erst eine ehrliche Bilanz macht sichtbar, ob wir mit Gewinn oder Verlust gearbeitet haben. Eine Bilanz gibt die Möglichkeit, rechtzeitig Korrekturen anzubringen, damit der Verlust nicht noch größer wird. So kann eine Bilanz den Phantasten aus seiner Wolke herunter holen und ihn auf den Boden der Wirklichkeit stellen. Das mag zunächst unangenehm für ihn sein, aber auch eine Rettung in letzter Stunde. Josuas Bilanz fiel gut aus. – Der Gläubige fürchtet keinen Rückblick; er zieht gerne eine Bilanz. Schaut er sich um, muss er feststellen, dass Gott treu zu ihm war. Was er in seinem Wort versprochen hat, löste er ein. Trotzdem mag es einige geben, die das nicht so sehen können. Sie glauben, dass noch vieles, was Gott versprochen hat, offen steht und Eile geboten ist. Das kann durchaus richtig sein und wir müssen solche Negativbilanzen ernst nehmen. Aber darf ich daran erinnern, dass Gott dem Mose die Verheißung für dieses Land gab, als sie noch in Ägypten lebten? 2. Mos. 3, 8. Bis zum Zeitpunkt der Erfüllung waren wenigstens 65 Jahre vergangen.

Darf ich erinnern, dass es bei Gott keine Uhren gibt und keinen Kalender? Wenn er etwas zusagt, dann müssen wir uns auf seinen Zeitplan einstellen. Nur der Geduldige wird empfangen; der Ungeduldige gibt auf und läuft davon.

Dann noch etwas: wenn Gott uns Zusagen macht, dann rechnet er auch mit uns; Zusagen kommen selten automatisch. In der Regel sind Erfüllungen von göttlichen Zusagen das Ergebnis von Zusammenarbeit zwischen Gott und Menschen. Israel hätte 40 Jahre früher in diesem Land sein können, wenn sie nicht immer wieder gezweifelt hätten.

Wenn Gott uns Zusagen gibt, sollten wir öfter mal die Frage nach Zusammenarbeit stellen. Was kann ich jetzt tun, Herr? Soll ich den ersten Schritt gehen, dann zeig mir die Richtung. Ich bin bereit zu gehen.

Dann noch etwas; Verheißungen können sich auch über unseren Tod hinaus erfüllen. Fast alle Propheten haben nicht erleben dürfen, wovon sie geweissagt haben. Kam dann aber der richtige Zeitpunkt, kam es alles genau so, wie sie es vorausgesagt hatten.

Lies das Evangelium von Matthäus und beachte, wie oft geschrieben steht: Auf dass erfüllt würde, was geschrieben steht. Jesu Leben und Wirken war bis ins letzte Detail prophetische Erfüllung von Menschen, die längst verstorben waren.

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