Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der Herr. Sprüche 20, 12.
Man hatte mich zum Gottesdienst eingeladen. Die Predigt konnte ich nicht verstehen. Sicher lag es daran, dass ich nicht christlich erzogen worden war. Trotzdem besuchte ich weitere Gottesdienste. Sechs Wochen, immer das gleiche Ergebnis. Dann aber, an einem Sonntagmorgen, sollte sich etwas ändern. Zum Schluss sangen alle das Lied: „So nimm denn meine Hände“…, es war ein Gebet. Auch ich sang mit und da geschah es: Eine Stimme sprach zu mir, ob ich das ernst meine. Als ich das bejahte, sah ich mein Leben wie einen Film vor meinen inneren Augen abrollen. Ich hatte bisher ohne Gott gelebt; jetzt bat ich um Vergebung. Der nächste Gottesdienst verlief völlig anders. Ich hatte das Gefühl, als geschehe alles nur für mich. Der Gesang, die Predigt, alles drang mir tief ins Herz. Ich hatte das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein. Gott hatte mir Ohren und Augen geöffnet. Von nun an war ich ein Hörender und Sehender geworden, das hatte Auswirkung auf mein weiteres Leben.
Als Jesus seine Jünger fragte, wer er sei, antwortete Petrus: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ Darauf antwortete Jesus: Selig bist du, Simon, denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Matth. 16, 17-18. Gott hatte sich Simon offenbart; er hatte ihm die Ohren und Augen geöffnet. Petrus wusste, wem er gehörte und nachfolgte. Diese Offenbarung gab seinem Glauben ein solides Fundament.
Wenn Gott uns Ohren und Augen öffnet, beginnen wir Gottes Wort zu verstehen. Da Christus das Wort ist und er uns seinen Geist schenkt, beginnt es in uns zu leben. Ab jetzt können wir uns mit seinen Worten identifizieren, sie sind Teil von uns geworden. Wir bekommen auch einen Bezug zu den Männern und Frauen der Bibel. Wir gehören zu ihnen, weil wir Teil der Familie Gottes geworden sind. Wenn Gott uns Ohren und Augen öffnet, bekommen wir ein anderes Verhältnis zu uns selbst. Wir entdecken, dass unser Dasein Teil eines großartigen Planes ist. Alles, was uns an Freude oder Leid begegnet, dient dazu, uns reifen und wachsen zu lassen. Der Zufall ist ausgeschlossen, weil uns das Wissen erfüllt, dass Gott alles in seinen Händen hält. Wir entdecken auch, dass wir zu einer großartigen Familie gehören, die überkonfessionell und international ist, – alles Menschen mit gleichen Interessen und von der Hoffnung beseelt, dass es eine herrliche Zukunft gibt, einen Ort, wo es kein Leid und keine Tränen mehr geben wird und wir keine Fragen mehr stellen werden. Vom Ziel her betrachtet, sieht unser Leben ganz anders aus, weil wir Zusammenhänge erkennen, die uns hier oft rätselhaft erscheinen.
Lasst uns darauf bedacht sein, dass uns der Blick nicht verstellt wird und wir das Ziel aus den Augen verlieren. Hören und sehen muss stets neu eingeübt werden; deshalb sagt Jesus, dass wir, wenn wir beten, die Tür schließen sollen. Gott redet in der Stille und sehen können wir am besten, wenn wir Abstand von Dingen bekommen, die uns umklammern. Dann können wir mit Bileam sagen: So spricht der Hörer göttlicher Rede und der die Erkenntnis des Höchsten hat, der die Offenbarung des Allmächtigen sieht und dem die Augen geöffnet werden, wenn er niederkniet: Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von nahem… 4. Mos. 24, 16-17.