Mit unerfüllten Wünschen leben

Mein Lieber, ich wünsche, dass dir’s in allen Stücken wohl ergehe, und du gesund seiest, so wie es deiner Seele wohl ergeht. 3.Johannes 2

Im letzten Jahr zu Weihnachten, bekamen wir eine Fülle von Karten voll guter Wünsche zum Neuen Jahr. Da stand zu lesen: Mögen im Neuen Jahr alle deine Wünsche in Erfüllung gehen. Ein anderer wünscht, dass ich immer Glück und Erfolg haben möge und das bei guter Gesundheit. Unser Text könnte ebenfalls als Gruß auf einer solchen Karte zu finden sein: Mein Lieber, ich wünsche, dass dir’s in allen Stücken wohl ergehe, und du gesund seiest, so wie es deiner Seele wohl ergeht. –

Unter den vielen Karten gab es keinen einzigen Schreiber, der mir etwas Schlechtes gewünscht hätte. Heute habe ich sie nun von der Wand genommen. Soll ich jetzt warten, dass alles in Erfüllung geht?

Da habe ich so meine Bedenken. Aus Erfahrung weiß ich, dass das Leben bei allen guten Wünschen oft eine ganz andere Sprache spricht. Da liegen Leid und Freude oft dicht nebeneinander und ehe man sich’s versieht, kann sich alles gewendet haben und wir werden gezwungen, mit unerfüllten Wünschen weiterzuleben und sich dennoch zu freuen.

Unter den Karten befand sich eine mit dem Hinweis: „Mit dem Fuß gemalt“. Dass so etwas möglich sein kann, interessierte mich. Sofort versuchte ich dasselbe. Ich klemmte mir einen Pinsel zwischen die Zehen und begann zu malen. Schnell musste ich aufgeben, denn ich bekam einen Krampf im Zeh. Ich ging ins Internet, um etwas Näheres über diesen Künstler zu erfahren. Da stand zu lesen: „Bei meiner Geburt wurde ich schwer verletzt, dies hatte meine Behinderung zur Folge. Ich habe meine Behinderung aber nie als Handicap gesehen, sondern eher als Bereicherung, die mir Erkenntnisse aus einer anderen Perspektive vermittelt, die ich als „gesunder Mensch“ vielleicht nicht kennengelernt hätte.“

Ich begann etwas zu verstehen: Im Leben geht es nicht um die Erfüllung unserer Wünsche, sondern vielmehr darum, mit den Herausforderungen richtig umgehen zu können. Wer wollte dem Künstler Gesundheit und Erfolg wünschen, wenn er seine Behinderung nicht als Handicap empfindet.

Paulus erging es nicht anders. Offenbar hatte er ein schweres Augenleiden und bat Gott um Heilung. Aber Gott sagte ihm: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig und Paulus fügt hinzu: Ich rühme mich meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne. Denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark. 2. Kor. 12, 9-10.

Bei allen guten Wünschen wird Gott unsere Umstände nicht immer so wenden, wie wir es gerne hätten. In vielen Fällen wird Jesus, wie einst zu Petrus, sagen: Was ich jetzt tue, das verstehst du nicht; du wirst es aber später erfahren. Joh. 13, 7.

Der Zeitpunkt kam, wo Petrus Gottes Handeln an ihm verstanden hatte und schrieb: Ihr glaubt an Jesus und liebt ihn, obwohl ihr ihn nie gesehen habt. Seid getröstet, es kommt der Tag da werdet ihr euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude. 1. Petr. 1, 8.

Im Moment mag das für dich nicht befriedigend klingen, aber die Zeit wird kommen, wo du keine Fragen mehr haben wirst. Situationen oder Umstände, die wir nicht ändern können, werden in Gottes Händen das Rohmaterial, daraus er Wunder zu vollbringen vermag. Nimm diese Gedanken mit in den Tag und danke Gott für alles, was du bisher nicht verstanden hast.

Discover more from Erhardt Stiefel's Fundgrube

Subscribe now to keep reading and get access to the full archive.

Weiterlesen

Verified by ExactMetrics