Charakter und Charisma

Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut; ich kann beides: satt sein und hungern, beides: übrig haben und Mangel leiden. Philipper 4, 12

Paulus bedankt sich bei den Gläubigen für die Gaben, die sie ihm zugedacht hatten. Er macht aber in keiner Weise eine Andeutung, dass sie ihre Hilfe fortsetzen sollten. Er hatte es gelernt, sich in allem genügen zu lassen.

Für einen Diener Gottes ein großartiges Zeugnis. War es ihm deshalb vergönnt, der Geschichte Europas ein solides Fundament zu geben? Charisma und Charakter waren in Übereinstimmung; ein unverzichtbarer Schlüssel zum Erfolg.

Mir stellen sich Fragen, deren eindeutige Beantwortung nicht leicht ist.

Paulus:  Ich kann niedrig sein!  – Macht es uns etwas aus, wenn man uns übersieht und wir ganz unten unseren Platz einnehmen müssen, obwohl uns der Erfolg das Recht gäbe, ganz oben zu sitzen und von allen gehört zu werden? Können wir niedrig sein, ohne aufzubegehren?

David konnte es. Auf der Höhe seiner Macht tanzte er auf der Straße wie ein Kind, das sich vor Freude nicht zu beherrschen weiß. Michal, seine Frau, verspottete ihn, aber er antwortete:  Ich will noch geringer werden in meinen Augen und demütigte sich vor dem ganzen Volk. 2. Sam. 6, 22 War das der Grund dafür, dass Gott in ihm einen Mann ganz nach Seinem Herzen gefunden hatte?

Paulus: Ich kann hoch sein. – Können wir hoch sein, erfolgreich und ganz oben auf der Leiter angekommen sein, ohne dabei den Boden unter den Füßen verloren zu haben? Die meisten Erfolgreichen können es nicht. Nicht  selten hat der Erfolg nicht nur ihre Ehen, sondern auch Gemeinden und Glaubenswerke und dazu auch ihre Gesundheit zerbrochen.

Als Saul zum König gesalbt werden sollte, hielt er sich nicht für würdig. Er versteckte sich vor dem Volk. 1. Sam. 10, 22. Nachdem er jedoch von der Macht geschmeckt und Siege erlangt hatte, erhob sich sein Herz. Jetzt schien die Zeit gekommen zu sein, sich ein Denkmal setzen zu lassen. Damit führte er sein sicheres Ende und einen tragischen Abgang herbei.

Ich frage weiter: Können wir satt sein oder reich, ohne dabei faul und undankbar zu werden? Können wir Mangel erleiden, ohne dabei zu klagen? Können wir trotz geringem Einkommen mit anderen teilen, ohne uns dabei arm zu fühlen? – Paulus konnte es.

Gott hat es immer schon gefallen, Seinen unermesslichen Reichtum in irdene, armselige Gefäße zu legen. Er will Satan demütigen und zeigen, was Er mit schwachen, abhängigen und unwürdigen Menschen zu tun vermag, wenn Charisma und Charakter übereinstimmen.

Als Jesus seinen Jüngern voraussagte, dass einer ihn verraten würde, waren alle entsetzt und jeder fragte, ob er es sei. – Jeder hatte sich diese Untat zugetraut. Wer seine Schwachstellen kennt und sich vor ihnen zu fürchten beginnt, ist gewappnet, wenn der Feind Fallen stellt. Ein ungeheiligter Charakter hingegen steht in der Gefahr, dass Gottes wunderbare Gaben ihm zum Verhängnis werden können.

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