Darum richtet wieder auf die lässigen Hände und die müden Knie und tut gewisse Tritte mit euren Füßen, dass nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde. Hebräer 12, 12-13
Der Schreiber richtet seine Botschaft an Menschen, die in der Nachfolge müde geworden sind. Offenbar war es hier eine Gebetsmüdigkeit. Mit ermutigenden Worten möchte er sie zum Altar zurückrufen, damit sie wieder stark werden und Schritte des Glaubens gehen.
Als ich den Goldwäschern am Madre de Dios in Peru zuschaute, war ich nicht wenig erstaunt, mit welcher Mühe und Geduld das begehrte Gold gefunden wurde. Den ganzen Tag standen sie gebückt in der heißen Sonne im Wasser und gruben sich tief in die Böschung hinein. Vor vielen Jahren verlief hier der Strom, der das begehrte Gold hoch aus den Anden bis hierher geschwemmt hatte. 30-40 Kubikmeter Geröll mussten bewegt werden, um drei Gramm Gold zu finden. Ich fragte einen der Goldwäscher, ob sich die Arbeit lohnen würde. „Es lohnt sich immer, aber Geduld und Ausdauer sind unverzichtbar. Was ich heute nicht finde, kann mir schon morgen reichlich beschert werden“, dabei wischte er sich den Schweiß von der Stirn und grub weiter. – „Was ich heute nicht finde, kann mir schon morgen reichlich beschert werden“ – diese Worte klangen mir noch lange in den Ohren.
Ich dachte an den betenden Mose auf dem Berg. Den ganzen Tag verweilte er dort, hielt seine Hände Gott entgegen und schrie zum Herrn. Er tat es nicht für sich. Sein Volk war in Bedrängnis gekommen. Die Amalekiter wollten es ausplündern. Mose, Aaron und Hur nahmen sich der Bedrängnis an und brachten sie vor Gott.
Die Arme des Mose erlahmten, er wollte aufgeben. Aaron und Hur stützten sie und der Herr schenkte den Sieg. 2. Mos. 17, 8-16. Was hatte der Goldsucher gesagt? „Was ich heute nicht finde, kann mir schon morgen reichlich beschert werden.“ Ich dachte an Josua und die Eroberung Jerichos. Uneinnehmbar war diese Stadt. Tief beeindruckt schaute das Volk zur Mauer empor. Man sah die Bewohner und hörte ihr Hohngelächter und den beißenden Spott.
Kein Rammbock stand zur Verfügung, keine Leiter oder Steinschleuder. Waffenlos standen sie davor. Dann kam der Befehl Gottes: Geht 13 Mal um diese Stadt herum und seht, was ich tun werde.
Wie die Geschichte ausging wissen wir. Jos. 6, 1-20. Was hatte der Goldsucher gesagt? „Was ich heute nicht finde, kann mir schon morgen reichlich beschert werden.“ Das Leben lehrt uns Geduld, wenn wir etwas erreichen wollen. Das gilt erst recht, wenn wir erhörlich beten wollen. Viele Propheten hatten vom Messias geweissagt und die Erfüllung nicht erlebt. Dann aber lesen wir: Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn. Gal. 4,4. Der Faktor Zeit wird bei vielen nicht mit einkalkuliert. Sie sind der Meinung, dass Gott nur zu sprechen brauche, und schon geschieht etwas.
Wer seine Hände sinken läßt und aufhört seine Knie zu beugen, hat Gott die Chance genommen, für ihn zu wirken. Ein gebetsloser Diener Gottes muss dann hinnehmen, wie Amalek das Volk ausplündert oder die Mauern Jerichos ihm trotzend den Weg versperren.