O ihr Korinther, unser Mund hat sich euch gegenüber aufgetan, unser Herz ist weit geworden. Eng ist nicht der Raum, den ihr in uns habt; eng aber ist’s in euren Herzen. Ich rede mit euch als mit meinen Kindern; stellt euch doch zu mir auch so und macht auch ihr euer Herz weit. 2. Korinther 6, 11-13
Was würde Paulus uns heute schreiben? Müsste er sagen, dass wir eine Gesellschaft der engen Herzen geworden sind? Vielleicht hätte er Recht. Ein Dichter schreibt:
Kleine Herzen stets verzagen, Enge tötet ihren Geist; kleine Herzen, die nichts wagen, weil zu hoch für sie der Preis. Kleine Herzen, die sich plagen mit Gedanken ohne Raum; kleiner Glaube, schwach zum Tragen, hockt er ängstlich unterm Baum. Kleine Herzen drückt der Magen, weil die Furcht stets im Visier; kleine Herzen, die stets klagen, für Gottes Geist sie kein Gespür. Berge, die sich hoch auftürmen, sind so hoch, weil sie zu klein; Wellen, die ihr Schiff bestürmen, decken es mit Fluten ein. Kleine Welten, hohe Mauern, täglich scharren wie ein Huhn; in der Ecke sie stets kauern, keinen Mut, etwas zu tun.“
Es ist ein Paradox, dass wir auf der einen Seite immer höhere Häuser bauen, immer schnellere Autos fahren, den Weltraum erobern und nach den Sternen greifen und auf der anderen Seite am kleinen Herzen ersticken. Die meisten Konflikte entstehen im Herzen, ehe sie offen ausgetragen werden. Franz Alt schreibt in seinem Buch: „Frieden ist möglich“: Wir gehen mit Konflikten schwanger und gebären Krieg.
Wo die Hoffnung fehlt und das Vertrauen verloren geht, wird es eng im Herzen. Dann fehlt es an Raum, um hören zu können und schon wird nur noch geredet. Das ist der Grund, warum so viele Ehen zerbrechen und das Zusammenleben immer problematischer wird. Einem engen Herzen fehlt es an Geduld und Ausdauer.
Gott kennt das Umfeld, in dem wir leben. Er kennt auch unser Herz und weiß, warum es oft so klein und zugeschnürt reagiert. Er nimmt unsere Ängste ernst, die Enttäuschungen und das Gefühl von Überforderung, weil es an Kraft fehlt. Deshalb spricht er uns Mut und Zuversicht zu, wenn er sagt: Mache den Raum deines Zeltes weit und breite aus die Decken deiner Wohnstatt; spare nicht! Spann deine Seile lang und stecke deine Pflöcke fest! Denn du wirst dich ausbreiten zur Rechten und zur Linken, und deine Nachkommen werden Völker beerben und verwüstete Städte neu bewohnen. Jes. 54, 2-3.
So denkt Gott über uns, ist das zu fassen? Deshalb ist es erlaubt, sein Herz weit zu machen und zu sagen: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen, auch wenn ich mich augenblicklich eingemauert fühle.“ Es ist auch erlaubt mit David zu sagen, als er die Herausforderung gegen Goliath zu kämpfen annahm: Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Spieß, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, den du verhöhnt hast.
Eltern ist es erlaubt, ihren Kindern zu sagen, dass Gottes Hand auf ihrem Leben ruht und er sie noch einmal zum großen Segen setzen wird. Es ist erlaubt, seinem Partner zu sagen, dass Gott sie einmal zusammengeführt hat und nur der Tod sie zu trennen vermag.