Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Galater 6, 7
Bei oberflächlicher Betrachtung dieser Worte könnte der Leser zu dem Schluss kommen, dass Gott ein zürnender Gott ist, der keine Tat ungesühnt lässt. Die Geschichten aus dem Alten Testament scheinen diese Annahme zu unterstützen. Bei genauerem Hinsehen jedoch entdecken wir ein Gesetz, das Gott uns gegeben hat, damit es uns gut ergehen soll. Es ist das Gesetz von Saat und Ernte. Gott sagt: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. 1. Mose 8, 22. Gott schuf dieses Gesetz, damit es uns gut ergehe und keine Mühe und Arbeit vergeblich sei. Es gibt Pflanzen, die so viele Samen produzieren, dass sich nach wenigen Jahren Tausende davon ernähren könnten.
Dieses Gesetz gilt für alle Bereiche des Lebens, dazu gehören auch unsere Worte und Taten. Was geschieht, wenn ich andern Leid zufüge? Jeder Mensch hat einen Gerechtigkeitssinn und legt Wert darauf, dass er gerecht behandelt wird, dass er für seine Mühe und Arbeit einen gerechten Lohn bekommt. Er erwartet auch, dass dem Übeltäter ein gerechtes Urteil zuteil wird. Diese Haltung entspricht ganz dem Gesetz von Saat und Ernte. Es offenbart die Gerechtigkeit Gottes, und dass Gott uns nach seinem Bilde erschaffen hat.
Am 9. Januar 1349 wurde in Basel ein Teil der jüdischen Einwohnerschaft auf grausame Weise umgebracht. Zuvor hatten die Basler Stadträte die schlimmsten Hetzer gegen die Juden aus der Stadt verbannt, sie mussten unter dem Drängen der Stadtbevölkerung diesen Bann jedoch wieder aufheben und stattdessen die Juden aus der Stadt vertreiben. Ein Teil der Vertriebenen wurde festgenommen und in einem eigens für sie gebauten Haus auf einer Rheininsel verbrannt, – aber Gott schaute nicht tatenlos zu. Zu Abraham sagte er einst: Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen. 1. Mose 12, 3. Sieben Jahre später, am 18. Oktober 1356, erschütterte ein heftiges Erdbeben die Stadt und ein verheerendes Feuer zerstörte, was noch übrig geblieben war, so dass niemand mehr darin wohnen konnte. Hunderte verloren dabei ihr Leben. Dieses Erdbeben war das stärkste, das je in dieser Region gemessen wurde. Was sagt unser Text? Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten.
In der Regel liegt zwischen Saat und Ernte eine gewisse Zeitspanne. Es gibt Samen, die erst Jahre später aufgehen. So ist es nicht immer leicht, einen Zusammenhang zu Gerichten oder Segnungen zu erkennen. Wir sprechen dann gerne vom Zufall. Aber so ist es nicht. Auch wenn Jahre vergehen sollten, eine Ernte kommt gewiss, und wenn es am Jüngsten Tag sein sollte, wo alle vor dem Thron Gottes erscheinen müssen. Dann gibt es nicht nur eine Auferstehung der Toten, sondern auch die der Taten. Trotzdem ist dieses Gesetz eine großartige Chance. Säen wir beizeiten Gutes, damit wir Gutes ernten. Säen wir Liebe, damit wir Liebe ernten können. Säen wir Gnade im Umgang mit Menschen, damit wir Gnade empfangen, wenn wir sie dringend nötig haben. Von diesem Gedanken ausgehend hat Gott im Alten Testament nur Gerechtigkeit walten lassen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Gott ist Liebe, er ist aber auch heilig und gerecht. Von dieser Wahrheit ausgehend ist die Botschaft der Versöhnung wichtig. Jesus starb für unsere Vergangenheit, damit wir in Zukunft unbeschwert leben können.