Metamorphose

Denn nach des Herrn Befehl lagerten sie sich, und nach des Herrn Befehl brachen sie auf und beachteten so die Weisung des Herrn, wie er sie durch Mose geboten hatte. 4. Mose 9, 23

Am Ende ihrer Wanderung wird berichtet, dass Israel in 40 Jahren 42 Lagerplätze hatte. 4. Mos. 33. Diese Lagerplätze hatten sie sich nicht selbst ausgesucht. Es war Gott, der ihnen voran ging und den Weg zeigte, den sie gehen sollten. 42 Mal hatten sie es sich gerade bequem eingerichtet, als erneut der Befehl zum Aufbruch kam. Ob ihnen das immer leicht gefallen war? Eines war sicher, die Wanderung war nicht langweilig und vieles konnten sie entdecken, was ihnen sonst verborgen geblieben wäre.

Ich versuche mich in ihre Lage hineinzuversetzen. Meine Frau und ich sind in 56 Jahren unserer Ehe neun Mal umgezogen. Unser Sohn wurde in Hannover geboren und zwei Töchter in Frankfurt. Immer wieder mussten wir unsere Wohnung verlassen und eine neue einrichten und feststellen, dass dies oder jenes Möbelstück nicht unterzubringen war und wir uns davon trennen mussten. Neue Gardinen mussten gekauft werden, dann die Abmeldungen beim Ordnungsamt und die Neuanmeldungen. Neue Telefonnummern mussten wir uns einprägen und unsere Kinder mussten immer wieder andere Schulen besuchen und neue Lehrer kennenlernen. Denke ich heute an unser bewegtes Leben zurück, kann ich nur sagen, dass alle Mühe sich gelohnt hat.

Für manche ist es schwer, sich zu verändern oder Veränderungen widerspruchslos hinzunehmen. Man hat sich an lieb gewonnene Dinge geklammert und feste Gewohnheiten sind entstanden. Altvertrautes lässt niemand gerne los. Unbekanntes ist immer etwas Bedrohliches. Der natürliche Mensch möchte, dass alles so bleibt, wie es ist. Es ist einfacher und übersichtlicher, Bekanntes zu verwalten als Neues zu gestalten.

Viele Staaten befinden sich im Umbruch. Fast täglich werden neue Gesetzte verabschiedet, um die immer größer werdenden Herausforderungen meistern zu können. Firmen und Fabriken schaffen neue Strukturen und jeder muss umdenken, wenn er den Anschluss nicht verlieren will. Hätte unsere Gesellschaft sich erfolgreich gegen Veränderungen gewehrt, gäbe es heute weder Telefon noch Radio oder Fernsehen oder sonst eine technische Errungenschaft. Trotz aller Kritiken und Warnungen hat der Fortschritt Einzug gehalten und niemand möchte die Zeit, wie sie vor 100 Jahren war, wieder zurück haben. Veränderung ist Teil des Lebens. Alles was lebt, wächst, um sich entfalten zu können. Das bedeutet Veränderung.

Ich mache dir Mut zur Veränderung. Vielleicht ist die Wolkensäule schon lange in Bewegung und du hockst immer noch auf deinem Stammplatz. Gott möchte, dass du Neuland entdeckst und andere Menschen kennen lernst. In gewissen Berufsgruppen fanden früher nach dem Lehrabschluss die Wanderjahre statt. Der junge Geselle sollte sich woanders umschauen und so sein Wissen erweitern. Seine Wanderjahre wurden zu Lehrjahren. So sind aus kleinen Gesellen große und berühmte Meister geworden.

Das griechische Wort für Veränderung heißt Metamorphose und erinnert an die geheimnisvolle Verwandlung einer hässlichen Raupe in einen prachtvollen Schmetterling. Röm. 12, 2. Oftmals müssen wir Liebgewordenes erst loslassen, damit Gott uns Besseres in die Hände legen kann.

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