Der eine von euch sagt: Ich stehe zu Paulus, ein anderer: Ich zu Apollos, der dritte: Ich zu Petrus. Ich kann euch nur sagen: Ich stehe zu Christus. 1.Korinther 1,12
Paulus beschreibt eine sehr menschliche Seite der Gläubigen in der Gemeinde Korinth. Alle waren noch jung im Glauben und die Begeisterung über ihre Erfahrung mit Jesus war riesengroß. Fast täglich kamen Neue hinzu und die Gemeinde wuchs ständig. Weil noch keine geistlichen Väter vorhanden waren, suchte jeder eine väterliche Person, mit der er sich identifizieren konnte. Paulus, Apollos und Petrus waren solche und jeder freute sich, wenn der eine oder der andere ihnen einen geistlichen Dienst tat.
Mit der Zeit bildeten sich richtige Fanclubs. Die einen scharten sich um Apollos, die andern um Petrus und wieder andere um Paulus. Die Verehrer des Apollos schätzten seine griechische Abstammung, seine Denkweise und die Art, wie er Gottes Wort verkündigte. Bei Petrus gab es andere lobenswerte Seiten. Er war Augenzeuge und ein Jünger Jesu. Alles was er sagte, hatte er an der Seite seines Meisters erlebt. Dazu war er der Mann, der die Sprache des Volkes sprach.
Paulus hingegen war besonders für studierte Hörer ein Hochgenuss. Die Schule des Gamaliel hatte seine Spuren bei ihm hinterlassen. Er war der Intellektuelle. – Solche Gedanken sind menschlich und plausibel. Paulus greift dennoch zur Feder und korrigiert. Hütet euch vor Menschenverehrung, wollte er sagen. Lasst in allem Christus euer Vorbild sein, das genügt.
Warum reagierte er so allergisch? Hätte man den jungen Christen nicht ihre Begeisterung gönnen sollen, zumal es ja auch den jeweiligen Rednern gut tat, wenn sie Menschen um sich zu scharen verstanden, die sie mochten?
Paulus sah darin eine große Gefahr für ihre geistliche Entwicklung. Wer sich auf Menschen fixiert, beginnt diese nachzuahmen; er übernimmt etwas, was eigentlich nicht zu ihm gehört. Er beginnt zu reden wie diese und eignet sich Dinge an, die nichts mit seiner eigenen Persönlichkeit zu tun haben. Damit begrenzt er sich ungewollt. Anstatt sich den Blick nach allen Seiten offen zu halten, lebt er fixiert auf eine Person. Enttäuscht ihn diese einmal, dann ist die Enttäuschung groß. Er verliert seinen Halt und stürzt in eine bodenlose Grube. So hoch wie einst die Begeisterung, so tief ist danach die Ernüchterung.
Die Geschichte nennt viele Beispiele für solche Entwicklungen. Nicht nur, dass ganze Völker blind ihren Führern gefolgt sind, zum Schluss sind sie auch mit ihnen untergegangen. In unseren Tagen folgen ungezählte junge Menschen ihren Kinohelden, Schlagerstars und Fußballhelden – mit dem gleichen Schicksal.
Auf religiösem Gebiet ist das keineswegs anders. Wie viele „heilige Menschen“ werden hoch verehrt und angebetet und niemand merkt, wie sein eigener Horizont dabei immer mehr eingeengt wird, bis kein Licht des Evangeliums mehr hindurchdringen kann. Paulus warnt uns vor Menschenkult und sagt, dass Christus allein genügt. Ansonsten ist ein Schiffbruch vorprogrammiert.