Das Herz setzt eigene Maßstäbe

Der Mensch sieht was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. 1. Samuel. 16, 7

Der Kardiologe, als Herzspezialist, sieht im Herzen des Menschen ein Organ und die Mitte seines physischen Lebens. Das Herz versorgt den Organismus Tag und Nacht mit Blut, wie eine Pumpe mit enormer Zähigkeit und großartigem Leistungsvermögen.

Die alten Gelehrten, wie Aristoteles und Homer, sahen im Herz weit mehr als nur einen Muskel, der Blut pumpt. Sie betrachteten das Herz als Mitte unseres seelischen und geistigen Lebens. Für sie ist das Herz das Ich, das Ego, der Sitz der Persönlichkeit.

Herz und Verstand denken und entscheiden nicht immer auf gleicher Ebene. Während der Verstand rationalisiert, beurteilt und kühl rechnet, zeigt das Herz Gefühle; es sympathisiert und schenkt sogar blind Vertrauen. Herz und Verstand können sogar im Krieg gegeneinander stehen und Konflikte auslösen, die bleibende Schäden verursachen, bis hin zum Nervenzusammenbruch. So spricht man vom Herzeleid, dem seelischen Schmerz und am Ende von einem frühen Tod durch Herzeleid und Kummer.

Wer nur seinem Verstand vertraut und alles mit dem Verstand regeln will, wird ein harter, gefühlloser Mensch. Er wird kalt und berechnend. Der Verstand registriert, ordnet Dinge ein und merkt sie sich. Das Herz beurteilt die Haltung zu den Dingen und nimmt eine moralische Wertung vor; es kritisiert unser Handeln und kann Verdammnisgefühle hervorrufen; dann sprechen wir vom schlechten Gewissen.

Unser obiger Text sagt, dass der Mensch das sieht, was vor Augen ist. Das liegt daran, dass wir auf die optische Erscheinung einer Sache mit unserer Beurteilung angewiesen sind und dabei mit dem Verstand selten in den wahren Gehalt einer Sache eindringen. Gott gab uns den Verstand, damit wir uns die Erde untertan machen können, jedoch an Gott glauben, kann er nicht. Gott wohnt in einer Dimension, die dem Verstand verborgen bleibt. Wer mit dem Verstand glauben will, wird Gott nie finden, sondern immer wieder einen Grund finden, Ihn abzulehnen. Glauben können wir allein mit dem Herzen.

Unser Herz verfügt über die Fähigkeit, weit über die Ratio hinauszugehen; es kann fliegen wie ein Vogel und an Orten verweilen, über die der Verstand nur zu staunen vermag. Das Herz kann sich eine Sache mit den schönsten Farben ausmalen oder es kann sie auch zum Horror werden lassen. Das Herz wägt ab, ob etwas gut oder schlecht ist, ob nützlich oder unnütz. Es ist der Entscheidungsträger und macht uns zu Handelnden. Es ist aber auch der Gradmesser für das Zusammenleben und wahres Menschsein.

Wenn es heißt, dass Gott das Herz ansieht, dann will das zum Ausdruck bringen, dass Er mit einer aufrichtigen Haltung rechnet. Er sieht es an, weil das Herz sich öffnen kann; es kann mit Ihm reden, Ihn erfassen, Seine Gegenwart fühlen und sich darüber freuen. Gott möchte heute zu unserem Herzen reden. Heute, wenn ihr Seine Stimme höret, so verstockt eure Herzen nicht. Hebr. 4, 7, denn: Selig sind die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Matth. 5, 8.

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