Lass dich nicht entmutigen

Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber ist euch not, auf dass ihr den Willen Gottes tut und das verheißene Erbe empfanget. Hebräer 10, 35-36

Als der berühmte Paganini anlässlich eines Festes sein erstes Konzert gab, sprang ihm in der Aufregung eine Saite nach der anderen, bis nur noch eine übrig blieb. Aber das war sein Glück! Er gab nicht auf, sondern sah darin eine Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen. Nie gehörte Töne und Melodien entlockte er seinem Instrument. Damit imponierte er seinen Zuhörern und der Beifall wollte kein Ende nehmen. Paganini war durch diese Panne über Nacht zu einem begehrten Künstler geworden.

Das Konzert Paganinis kann ungewollt über Nacht unser eigenes „Konzert“ werden. Bei aller Anstrengung und gutem Willen reißt eine Saite nach der anderen und alles scheint in Frage gestellt zu sein. Das kann den Fortbestand einer Ehe ebenso betreffen, wie die Arbeit im Reich Gottes oder unsere gesundheitliche Verfassung. Anstatt jetzt mit der einen, noch verbliebenen Saite weiterzuspielen, geben wir auf und das „Konzert“ findet nicht statt.

Es ist ein großer Unterschied, aus welchem Blickwinkel wir eine Situation beurteilen und einordnen. Schwierige Umstände können uns zerbrechen oder stark machen. Ich zähle zu der Generation, welche die Schrecken des Krieges miterleben musste. Damals war ich noch ein Kind und konnte nicht aktiv am Geschehen teilnehmen, trotzdem stand ich mit meinen Altersgenossen mittendrin. Viele Nächte verbrachten wir in Luftschutzkellern, während es draußen krachte und ganze Stadtteile in Schutt und Asche versanken.

Als der Krieg zu Ende war, hatten die meisten Mütter ihre Männer verloren. Sie mussten ihre Kinder allein erziehen. Für uns alle war diese Zeit eine harte Zeit. Es gab weder Wohnraum noch Arbeit, weder Nahrung noch Heizung. Trotzdem krempelten wir die Ärmel hoch und begannen mit dem Wiederaufbau. Ich erinnere mich sehr gut, wie eisern der Lebenswille der Menschen war. Jeder half beim Aufbau mit. Jeder konnte sich über den wachsenden Fortschritt freuen. Das leidende Volk war zu einer großen Familie zusammengeschweißt worden – und das „Konzert“ fand statt.

David fragte die Männer: Was wird man dem geben, der diesen Philister erschlägt? Das hörte Eliab, sein Bruder. Dieser sagte voller Zorn und tiefer Verachtung: Warum bist du hergekommen? Wem hast du die wenigen Schafe überlassen? Ich kenne deine Vermessenheit wohl und deines Herzens Bosheit. Du bist nur gekommen, um dem Kampf zuzusehen. 1. Sam. 17, 28. David ließ sich nicht entmutigen, er nahm die Herausforderung an und besiegte Goliath. Sein Bruder wollte erreichen, dass das „Konzert“ nicht stattfinden sollte. Ich entdecke hier eine wichtige Wahrheit: Unsere größten Anfechtungen erleben wir vor unseren größten Siegen, aber nur unter der Bedingung, dass wir uns nicht entmutigen lassen und die Herausforderung annehmen.

Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat gilt nicht nur im Blick auf unser himmlisches Erbe, es gilt für alle Lebenslagen. Lass auch du dich nicht entmutigen.

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