Und sie stiegen auf das Dach und ließen den Gichtbrüchigen durch die Ziegel hernieder mit dem Bett mitten unter sie vor Jesus. Lukas 5, 19
Ich werde an einen Gottesdienst in Peru erinnert. In Cuzco, einer Stadt über 3000 Meter hoch in den Anden, befindet sich eine Kirche aus Lehm erbaut und mit Gras abgedeckt. Unter den vielen Besuchern sah ich einen gelähmten Mann, der offenbar nur seinen Kopf bewegen konnte. Da der Weg zur Kirche steil und rutschig war, fragte ich den Pastor, wie dieser Mann es geschafft habe, in den Gottesdienst zu kommen. Die Erklärung war verblüffend. „Dieser Mann wohnt weit außerhalb der Stadt in der Wildnis. Seine Angehörigen haben ein Pferd und wenn er den Gottesdienst besuchen will, legen sie ihn quer über den Pferderücken und das Pferd bringt ihn zur Bushaltestelle. Dort nimmt ihn der Busfahrer und trägt ihn in den Bus. Vor der Kirche warten andere auf ihn und tragen ihn hinauf in den Gottesdienst“.
Unser Text berichtet ebenfalls von einem Gottesdienst. Jesus war ins Haus gekommen, predigte und heilte die Kranken. Die Menschen standen dicht gedrängt, so dass kaum Platz war für den Redner. Da plötzlich rumorte es auf dem Dach. Ziegel lösten sich und rutschten polternd herunter, die Decke bekam Risse und Mörtel fiel auf die Zuhörer. Ein großes Loch entstand und ein Bündel senkte sich herab, direkt zu den Füßen Jesu. Jesus öffnete das Bündel und eine klägliche Stimme bat um Heilung. Jesus nahm sich unverzüglich dieses Kranken an, vergab ihm seine Sünden, heilte ihn und ließ ihn wieder gehen.
Ein ungewöhnlicher Gottesdienst, meine ich. Ich kann mir vorstellen, dass diese Geschichte noch ein Nachspiel hatte. Wer kam für die Reparatur des Daches auf? Was mir jedoch außerordentlich gefällt ist, dass dieser Kranke Freunde hatte, die es sich etwas kosten ließen, ihm zu helfen. Sie mussten ihn nicht nur weite Strecken tragen, sie besorgten sich auch eine Leiter, stellten sie ans Haus, deckten das Dach ab, verursachten einen riesigen Schaden, nur um Hilfe für ihren Freund zu bekommen. Alle Achtung vor diesen Freunden! Das ist Nächstenliebe. Alle Achtung aber auch vor Jesus! Das ist Barmherzigkeit. Welcher Redner lässt sich gerne auf eine solche Art unterbrechen? Da rieselt plötzlich Staub und Mörtel auf ihn herab; Unruhe entsteht und mit der Aufmerksamkeit ist es vorbei. Jesus aber lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Liebevoll schenkt er diesem Gelähmten seine Aufmerksamkeit, spricht ihm Vergebung zu und heilt ihn.
Diese Geschichte hat eine Botschaft, wenn es darum geht, Menschen zu Jesus zu führen. Es gibt nur wenige, die bereit sind, einen Preis zu zahlen, wenn es um dieses Thema geht. Lieber beten wir für Erweckung; das ist einfacher und billiger. Wir schließen die Augen, um die Verlorenen nicht sehen zu müssen und falten die Hände, um nicht zupacken zu müssen. Damit haben wir Gott eine Arbeit übergeben, die wir selbst hätten verrichten müssen. Erweckung ist Seelengewinnung mit allen Mitteln.
Erweckung ist Erntezeit, aber die ist begrenzt, da müssen alle Kräfte mobilisiert werden, um die reifen Garben einzubringen. Man muss sich bücken können, um an die Ähren zu kommen, die sonst verderben würden, wenn niemand sie sucht. Was tun wir für unsere Freunde, damit sie zu Jesus finden?