Eine linde Antwort stillt den Zorn; aber ein hartes Wort erregt Grimm. Sprüche 15, 1
Man kann sich über alles ärgern, aber man ist nicht verpflichtet dazu, – soweit das Sprichwort. Wenn es doch nur immer so wäre, wie viel Ärger und Schmerz hätten wir uns ersparen können. Aber was tun wir, wenn ein heftiges Wort uns trifft wie eine Pfeilspitze und tief in unser Herz dringt? Dann regt sich der Schmerz und der kleine Kessel ist am Kochen. Was tun wir, wenn wir uns überfordert fühlen und der Druck entweichen will? Wutausbrüche sind dann keine Seltenheit.
In unserer Gesellschaft wird der Umgangston immer rauer und der Mensch steht in Gefahr, dabei auf der Strecke zu bleiben. Bei vielen ist die Toleranzgrenze so niedrig wie noch nie. Das kleinste Wort kann genügen und schon regt sich der Ärger und es kommt zu Gegenreaktionen. Wehe, wenn es in entscheidender Stunde an der richtigen Reaktion fehlt; wenn statt einem freundlichen Wort heißer Dampf dem Nächsten ins Gesicht zischt, oder statt Wasser Öl ins Feuer gegossen wird.
Es ist einfacher, eine Tür zuzuschlagen, als sie später wieder zu öffnen. Plötzlich ist es unheimlich still um uns geworden und niemand spricht mehr ein Wort, obwohl noch viel gesagt werden müsste. Wie viele Ehen könnten heute noch bestehen, wie viele Freundschaften noch intakt sein, wie viele Gemeinden nicht gespalten und Menschen nicht verletzt sein, wenn das richtige Wort zur rechten Zeit gesprochen worden wäre. Viele leiden unter ihrem Temperament. Sie wissen um ihre Schwachstellen und können so wenig dagegen tun. Gott kennt unser Temperament, unsere Empfindlichkeiten und Schwachstellen. Wir sind nicht hilflos unseren Gefühlen ausgeliefert. Gott möchte seine Liebe durch den Heiligen Geist in unser Herz ausgießen, – genau an den Ort, wo unsere Turbulenzen entstehen, damit sie unter seine Kontrolle kommen. Dazu müssen wir Gott aber die Gelegenheit geben.
Im Militär gibt es eine Beschwerdeordnung. Der Betroffene muss 24 Stunden warten, bis er seine Beschwerde vortragen darf. Das hat einen Grund. Er soll erst einmal darüber schlafen und dann handeln. Es bedarf Zeit, bis sich die Gefühle wieder beruhigt haben und die Gedanken klar werden. Jakobus sagt deshalb: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn. Jak. 1, 19.
Wenn es um die richtige Reaktion geht, können wir von Jesus lernen, er war in allen Situationen ein Meister des rechten Tons. Jesu bester Freund, der Petrus, ist ihm auf äußerst brutale Weise in entscheidender Stunde in den Rücken gefallen. Er beteuerte öffentlich, dass er mit Jesus nichts zu tun habe und ihn nicht einmal kennen würde. Diese Aussage bekräftigte er mit einem Eid. –
Ein hartes Stück! Einige Tage später standen diese zwei Männer sich gegenüber. Wie reagierte Jesus? Er reichte ihm die Hand mit nur einer Frage: „Liebst du mich, Petrus?“ Diese Worte schütteten einen Graben zu und bauten eine Brücke. Zwei Menschen wurden wieder Freunde.
Ein großer Komponist wurde einmal gefragt, wie es möglich sei, so großartige Musikstücke schaffen zu können. „Ich nehme nur viele kleine Noten, die sich mögen, reihe sie aneinander und schon habe ich eine wunderbare Melodie.“ Gäbe Gott, dass wir in entscheidenden Stunden den richtigen Ton finden. Eigentlich ist es nur unser Stolz, der sich verletzt fühlt. Demütige haben da weniger Probleme. Jesus war von Herzen demütig, und wir?