Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder in deinem Gesetz. Psalm 119, 18
Nicht jeder, der eine Bibel besitzt, hat erkannt, welch einen Schatz er besitzt. Viele lesen zwar darin, aber irgendwann wissen sie alles, kennen jede Geschichte und stellen sich die Frage nach dem Sinn des Ganzen. Den meisten erscheinen viele Passagen langweilig. Immer wieder dieselben Geschichten zu lesen, lässt kaum noch Begeisterung aufkommen. So begnügen sie sich mit einer Kalenderandacht oder der Predigt im Gottesdienst.
Als Jesus geboren wurde, rief der König Herodes die Gelehrten zusammen. Er wollte von ihnen wissen, wo der König Israels geboren werden sollte. So begannen sie im Wort zu forschen, bis sie die Antwort gefunden hatten. In Bethlehem soll der König geboren werden. Matth. 2, 4.
Auch wir dürfen mit unseren Fragen in der Bibel nach Antworten suchen und solange forschen, bis wir sie gefunden haben. An keiner Stelle sagt die Bibel alles auf einmal über Gottes Wesen, über sein Handeln oder seinen Willen für unser Leben. Gott hat es gefallen, Wahrheiten so zu platzieren, dass wir nach ihnen forschen müssen. Darum betet der Psalmist: Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder in deinem Gesetz. Ich möchte das mit einem Sonnenaufgang vergleichen.
Der Betrachter erblickt zunächst den Rand der aufgehenden Sonne, bis sie dann allmählich ihre ganze Pracht entfaltet. Im Alten Testament erleben wir den Sonnenaufgang. Der Schöpfer des Universums sprach: Es werde Licht! Ganz allmählich nimmt dieses Licht immer klarere Konturen an, bis Tausende Jahre später Jesus auftrat und sagte: Ich bin das Licht der Welt. Jetzt endlich erstrahlt Gottes Herrlichkeit in seiner ganzen Pracht und Schönheit und wir können Gott erkennen und ihm vertrauen.
Gottes Wort ist ein lebendiges Wort. Es will zu uns sprechen und möchte unser Herz berühren, damit wir von innen her erneuert werden. Es möchte uns trösten und belehren. Es möchte das Licht auf unserem Wege sein, damit wir nach Hause kommen. Die Schriftgelehrten forschten zwar in den Schriften und konnten den Weisen den Weg zu dem geborenen König zeigen. Sie selbst aber gingen nicht hin. So kann es uns auch ergehen.
Wir forschen zwar in der Schrift, aber das Wort berührt uns nicht. Es bleibt ein toter Buchstabe. Was muss geschehen, damit es von uns Besitz ergreifen kann, um uns zu verändern? Im ersten Psalm finden wir eine Antwort. Da lesen wir: Wohl dem, der Lust hat am Gesetz des Herrn und darüber nachsinnt, Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt. Ps. 1, 1-3.
Über etwas nachsinnen bedeutet, es in seinem Herzen bewegen oder es zerkauen, wie eine Kuh Gras zerkleinert, bis es seine lebensspendenden Kräfte entfaltet hat. Können wir uns den Umgang mit Gottes Wort so vorstellen? Natürlich gehört Zeit dazu und der aufrichtige Wunsch, Gottes Stimme hören zu wollen. Ein demütiges und gehorsames Herz ist gefragt. Deshalb sollten wir Gottes Wort mit betendem Herzen lesen. So bekommt der Heilige Geist Zugang und kann uns in die Geheimnisse göttlicher Weisheit hineinführen. Kann das bei einem Pastor geschehen, könnte seine nächste Predigt zu einem neuen Schöpfungstag bei seinen Zuhörern werden. Dann wird es Licht in ihm und ein neuer Mensch wird geboren.