Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Johannes 15, 5
Eine Bekannte hilft regelmäßig im Weinberg und hat sich über die Jahre ein großartiges Wissen angeeignet. Gestern gab sie bei Freunden einige Erfahrungen weiter. Unter anderem erzählte sie, dass der Weinstock mit Abstand zu den Gewächsen gehört, die am intensivsten der Pflege bedürfen, wenn sie von Nutzen sein sollen. Das ist einer der Gründe, dass Jesus in seiner Gleichnisrede den Menschen mit Reben am Weinstock vergleicht. Allein der Mensch braucht von Jugend an eine gute Erziehung, wenn er nicht verwildern soll wie ein Weinstock, der nicht beschnitten wird. So liegt die Zukunft einer Nation in erster Linie in den Händen derer, die Kinder erziehen.
Wenn Jesus sich mit einem Weinstock vergleicht, will er damit zum Ausdruck bringen, was Gott zu tun vermag, wenn ein Mensch in eine Beziehung zu ihm kommt. Es geschieht ein Wunder, wenn er sich vor Gott öffnet. Gott nimmt ihn an und schenkt ihm den Heiligen Geist und schon beginnt er wie ein junger Trieb aus dem Stamm hervor zu wachsen. Eine Rebe am Weinstock ist geboren worden. Diese Botschaft ist einmalig unter allen Religionen. In keiner wird gelehrt, dass sterbliche Menschen mit Gott in eine lebendige Verbindung treten können.
Unsere Bekannte zeigte den Wurzelstock eines abgestorbenen Weinstocks. Er war total verwachsen und sah schwammig aus. “Was kann man aus diesem Holz anfertigen? war die Frage; – „nicht einmal einen Zahnstocher!“ In der Regel beurteilen wir Menschen nach ihrem Aussehen, ihrem Können oder ihrer Herkunft. Vor Gott zählen andere Werte. Entscheidend ist, wie viel Saft aus diesem Wurzelstock im Laufe der Jahre in die Reben hineinfließen konnte, damit daraus guter Wein entsteht. Wenn Jesus von Frucht spricht, denkt er nicht an Leistungen oder Erfolge.
Frucht kann nur das Ergebnis eines erneuerten Lebens sein. Paulus erklärt das so: Ist jemand in Christus verwurzelt, so ist aus ihm eine neue Kreatur geworden; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden. 2. Kor. 5, 17. Erneuerte Menschen denken, reden und handeln anders als zuvor. Ihr Dasein ist zu einem Licht in dieser dunklen Welt geworden und ein Salz der Erde.
Diese von Gott gewirkte Lebensqualität kann sich nur solange halten, wie die Rebe mit dem Weinstock in Verbindung bleibt. Kein Weinbergbesitzer würde seinen Reben zurufen, dass sie am Weinstock bleiben sollen, damit sie nicht verdorren. Was in der Natur nicht vorkommt, kann bei Menschen geschehen. Wie viele haben einmal mit Gott einen guten Anfang gemacht, aber im Laufe der Zeit wurden sie immer nachlässiger. Man findet einfach keine Zeit mehr für das Wesentliche, dafür aber viel Zeit für andere Interessen. Ganz allmählich beginnt eine frische Rebe zu vertrocknen, bis sie ganz abgestorben ist.
Damit das nicht geschehen möge, ruft Jesus allen zu: Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme! Offb. 3, 11. Für dieses geheimnisvolle Leben gibt es keinen Ersatz; es wäre besser, es nie gefunden zu haben, als es zu verlieren.