Gott sprach zu Mose: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land. 2. Mose 3, 5
Als Gott sich dem Mose in einem brennenden Dornbusch offenbarte und er hinzutreten wollte, hieß es: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land.
Während eines Besuches auf Sri Lanka war es mir vergönnt, eine alte Tempelstätte zu besichtigen. Eine Gruppe Einheimischer beobachtete mich, als ich die Treppen zur Buddhastatue betreten wollte. Man ermahnte mich, gefälligst vorher die Schuhe auszuziehen. Offenbar haben alle Religionen etwas gemeinsam: Man begegnet seinen Göttern in großer Ehrfurcht und mit Respekt.
Unwillkürlich stellte ich mir die Frage, in welcher Haltung wir vor Gott hintreten, wenn wir beten. Jesus erzählt eine Geschichte, in der ein Pharisäer und ein Betrüger in den Tempel kommen, um zu beten. Während der Geistliche seine guten Taten und Qualitäten aufzählt, schlägt der Betrüger an seine Brust und bittet Gott um Vergebung. Dieser, sagte Jesus, wurde erhört, während der andere leer ausging. Luk. 18, 9 -14. Die Bibel lehrt uns, wie wir beten sollen: Lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in völligem Glauben, besprengt in unseren Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leibe mit reinem Wasser. Hebr. 10, 22.
Als ich barfuss weiter ging, machte ich eine ganz neue Erfahrung. Meine Füße registrierten plötzlich jede Unebenheit, jeden Stein und Grashalm. Ich war jetzt um einiges sensibler geworden. – Vielen hat das Leben tiefe Wunden beigebracht. Sie wurden verletzt und sind hart geworden; ihr Herz ist verbittert; es ist voller Groll und Ablehnung. Die Folge davon ist, dass sie mit „Kampfstiefeln“ durchs Leben gehen und alles Zarte zertreten. Nur Verletzte können verletzen und sie wundern sich, dass sie immer einsamer werden.
Nahen wir uns „barfuss“ unserem Gott, möchten wir zum Ausdruck bringen, dass wir sensibel sein wollen; wir möchten seine Liebe und Nähe fühlen. Wir möchten seinen Trost empfangen und innerlich gestärkt werden. Fühlen kann nur ein sensibles Herz.
Barfüßer wollen sagen, dass sie hören möchten und bereit sind, sich rufen zu lassen; sie möchten durch den Heiligen Geist geführt werden. Es gibt leider nur wenige, die solche Voraussetzungen mitbringen.
Wenn der Heilige Geist wirken soll, kommt er nicht wie eine schreiende und hackende Krähe über uns hergefallen. Er kommt sanft wie eine Taube und sucht einen stillen Ort, wo er sich niederlassen kann. Mag das ein Grund dafür gewesen sein, dass Jesus seinen Jüngern die Füße wusch? Wollte er erreichen, dass sie die zarten Hände seiner Liebe fühlen? Ja, sie fühlten sie und konnten später hingehen und sie an andere weitergeben.
Gottes Reich ist kein Reich von Herrschern und Akteuren, die anderen Befehle erteilen. Es ist ein Reich der Liebe und verwirklicht sich durch Menschen, die ihm ohne jegliche Hintergedanken dienen. Zieh deine Schuhe heute noch aus und nahe dich Gott. Mose konnte berufen werden und Führer einer Nation sein, weil er ein demütiger und sanftmütiger Mensch war. 4. Mos. 12, 3 Das Geheimnis war: Er stand barfuss vor Gott.