Darum geht zu allen Völkern und macht sie zu Jüngern. Matthäus 28, 19
Matthäus gebraucht das Wort „Jünger“ zum ersten Mal in der Bergpredigt Jesu. Da heißt es: Er setzte sich auf einen Berg und seine Jünger traten zu ihm und er lehrte sie. Ich habe nachgeschaut, welches Wort andere Übersetzer für Jünger gebrauchen. Die englischen Übersetzungen verwenden für Jünger das Wort „disciples“, das soviel heißt wie Disziplinierte. Eine schwedische Übersetzung benutzt das Wort „efterföljare“, das soviel heißt wie Nachfolger sein.
Aus den weiteren Zusammenhängen der Evangelien geht hervor, dass Jesus sich mit Menschen umgab, die er belehren wollte, um sie später aussenden zu können. Zu Petrus sagte er: Folge mir nach, ich will dich zum Menschenfischer machen. Petrus war Fischer, aber jetzt sollte er lernen, wie man Menschen fischt. Das ist etwas ganz anderes, als Fische zu fangen. Eines steht fest: Hat jemand Jesus Christus als seinen Herrn angenommen, beginnt ein völlig neuer Lebensabschnitt. Er möchte von Jesus lernen. Jesus ist sein großes Vorbild geworden und ihm möchte er nacheifern, so hat er eine Lehre angetreten wie ein Lehrling, der einen Beruf erlernt. Ich habe den Beruf des Malers erlernt. Als der Lehrmeister mich in Empfang nahm sagte er: „Einen Pinsel bis über beide Ohren in die Farbe eintauchen kann jeder. Du aber bist zu mir gekommen, zu lernen, wie man mit dem Pinsel etwas Brauchbares leisten kann; du sollst mit ihm einmal deinen Lebensunterhalt verdienen.“ So begannen für mich drei harte Lehrjahre unter strenger Disziplin.
Von einem Lernenden kann ich nicht erwarten, dass er auf Anhieb alles richtig macht und auch nicht, dass er alle Lektionen gleich versteht. So rechnet Gott sogar mit unseren Fehlern und unserem Versagen. Was uns überaus peinlich erscheinen mag, hat bei Gott einen anderen Stellenwert. Er weiß, dass wir aus Fehlern besser lernen, als wenn immer alles gelingt. Welche Lektionen sollten wir lernen?
Theologen haben sich zu allen Zeiten Gedanken darüber gemacht, was gelehrt werden soll. So wurden unzählige Bücher geschrieben, die oft sehr unterschiedlicher Meinung sind. Das ist einer der Gründe dafür, dass es so viele Gruppierungen unter den Christen gibt. Jede behauptet, genau zu wissen, was Jesus gemeint hat. Das war nie der Wille Gottes. Es muss sich also um Grundlegendes handeln. Jesus sagte: Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt. Joh. 13, 34-35.
Wer zu Lieben gelernt hat, wird nichts Böses mehr denken, sagen und tun. Damit ist Liebe das Größte. Von Jesus wird uns berichtet, dass er seine Jünger liebte – bis zum letzten Augenblick. Alles, was Jesus lehrte und tat, hatte Liebe zum Motiv. Paulus greift diesen Gedanken auf, wenn er schreibt: Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war, der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. Phil. 2, 5-8.
Liebe ist keine Lehre, sie ist ein Lebensstil, eine Herzenshaltung, ein Zeichen dafür, dass der Heilige Geist einen neuen Menschen geschaffen hat. Diesem Menschen muss nicht gesagt werden, dass er ein Menschenfischer sein soll, er ist einer, weil ihn die Liebe dazu drängt. Einverstanden?
Einverstanden!