Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt. Johannes 13, 34-35
Im Umgang miteinander sind wir eine gnadenlose Gesellschaft geworden. Jesus aber schützt das Leben, wenn er zur gegenseitigen Liebe aufruft. Jeder lebt, atmet und darf Anteil am Leben haben, weil Gott ihm gnädig ist. Er ist der Herr aller Lebenden und wacht über sie, wie ein Vater über seine Kinder. Allein das schon verpflichtet zu gegenseitiger Liebe und Annahme.
Trotzdem neigt der Mensch dazu, sich zum Maßstab aller Dinge zu machen und über andere zu urteilen. Darauf geht Jesus ein, wenn er sagt: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. Matth. 7, 1-2.
Wer selbst von der Gnade lebt, sollte anderen gegenüber barmherzig sein. Ist er es nicht, hat er mit Folgen zu rechnen. Gott stellt sich hinter seine Kinder und schützt sie.
Miriam, die Schwester Moses’, mischte sich in die privaten Angelegenheiten ihres Bruders. Sie hatte sich darüber geärgert, dass Mose eine Frau heiratete, die dunkelhäutig war. Miriam wurde aussätzig und wenn Mose nicht für sie gebetet hätte, wäre sie daran elend zugrunde gegangen. 4. Mos. 12, 10. Michal, Davids Frau, erhob sich über ihren Mann, den König Israels, und kritisierte sein Verhalten. Die Bundeslade war nach Jerusalem gebracht worden und er tanzte voller Freuden vor dem Volk. Michal bekam keine Kinder, weil Gott sie unfruchtbar machte. 2. Sam. 6, 23.
Als Jesus in der Synagoge in Nazareth aus dem Propheten Jesaja las und sagte, dass diese Worte sich erfüllt haben, kritisierten sie ihn: Wer ist dieser, dass er solche Worte sagen darf. Lebt seine Familie nicht unter uns, sind seine Brüder und Schwestern uns nicht bekannt? Herzenskälte schlug ihm entgegen. Ihr Verhalten gab Jesus keine Möglichkeit, ihnen zu helfen. So heißt es, Jesus konnte keine einzige Tat unter ihnen tun. Seine Hände waren gebunden. Mark. 6, 5.
Der Mensch ist geschaffen worden, dass er lieben soll. Es ist nicht sein aufrechter Gang, der ihn auszeichnet; auch nicht sein Wissen und Können. Der einzige Grund zu der Behauptung, dass der Mensch etwas Besonderes sei, ist seine Fähigkeit zu lieben. Verliert er diese, wird er zum Verächter seiner Mitmenschen.
Fast täglich erreichen uns Meldungen, wie Menschen durch Worte angegriffen und verurteilt werden, sobald sie ins Visier der Öffentlichkeit geraten. Man forscht in ihrem Privatleben, sucht Fehler oder Versagen, sammelt sie und greift zur Feder. Schamlos werden sie entehrt und bloßgestellt, gedemütigt und zertrampelt. Schon bevor die Untersuchungen abgeschlossen sind, hat man bereits das Urteil gesprochen.
Mit dem Gebot zur Nächstenliebe gibt Jesus uns eine Gebrauchsanleitung für ein Leben in gegenseitiger Hochachtung. So ist der Umgang miteinander nicht von unserem Verhältnis zu Gott zu trennen. Liebe gibt niemals auf.