Dein Wort ist ganz durchläutert, und dein Knecht hat es lieb. Psalm 119, 140
Der Text erinnert mich an einen Besuch in den Goldminen Südafrikas. Mehr als ein Drittel aller Goldförderung kommt von dort. Wir waren mit dem Fahrstuhl einige hundert Meter in den Schacht hinabgefahren zu den Männern, die goldhaltiges Gestein abbauen. Berge von Geröll empfingen uns; es war dunkel und sehr warm hier unten. „Wo ist das Gold“, fragte ich meinen Begleiter. Er lächelte und sagte: „Aus diesem Felsgestein hier wird das begehrte Gold geschmolzen. Eine Tonne Erz ergibt ein Gramm Gold.“ – Zur Erinnerung nahm ich mir ein Stück Felsgestein mit, aber Gold konnte ich bei bestem Willen nicht entdecken. Offenbar war zu wenig darin vorhanden.
Gold kommt fast immer in Verbindung mit anderen Metallen vor. Silber, Kupfer, Bismut oder Quecksilber müssen erst herausgeschmolzen werden, ehe man von geläutertem Gold sprechen kann. Ein solcher Prozess kann sehr aufwändig sein. Gold in 24 Karat wird dann pures Gold genannt.
Gottes Wort ist wie geläutertes Gold? Dieser Vergleich stimmt. Es gibt vergleichsweise kein Dokument, das so kritisiert und verfolgt wurde, wie Gottes Wort. Über 75 Jahre musste es durch den Glutofen marxistischer Ideologie gehen. Unzählige Vorträge wurden gehalten, die nachweisen sollten, dass die Bibel ein Märchenbuch sei und sie zu lesen sich nicht lohne. Heute, nach dem Zusammenbruch, befindet sich in Moskau eine der weltweit größten Bibelanstalten. Millionen greifen nach der Bibel, lesen darin und finden den Trost, den ihnen diese gottlose Ideologie nicht geben konnte.
In der islamischen Welt kann schon der Besitz einer Bibel einem das Leben kosten. Im Mittelalter gab es in Europa Zeiten, in denen der Besitz einer Bibel oder das Lesen darin offiziell verboten war. Der musste mit schwersten Strafen rechnen, bei dem eine gefunden wurde. Heute wird die Bibel von den meisten ignoriert. Menschen, die dennoch darin lesen und tun, was Gott sagt, werden als Fundamentalisten gebrandmarkt und lächerlich gemacht.
Ich lese die Bibel bereits seit mehr als 50 Jahren und wenn ich darin lese, ist sie mir eine Quelle der Erquickung und ein Licht auf meinem Weg. Immer wieder entdecke ich Neues und kann nur staunen, welche Weisheiten Gott in sie hineingelegt hat. Ich beginne Zusammenhänge der Weltgeschichte zu verstehen und kann mich orientieren.
Will ich Gott finden und hören, was er mir zu sagen hat oder soll er mich heilen oder mir den Weg zeigen, den ich gehen soll, muss ich von den Goldgräbern einiges lernen. Ich muss mich bücken können, um an das Gold zu gelangen. Kann das geschehen, wird es Licht in meiner Seele, wie am ersten Schöpfungstag, als Gott sprach: „Es werde Licht“. Alle Dunkelheit muss aus ihr weichen und aus dem Chaos entsteht eine neue Welt.
Es gibt relativ wenige, die sich so mit Gottes Wort beschäftigen. Das Lesen einer Andacht oder eines Kommentars ist für sie einfacher, als sich selbst auf den Weg zu machen, um an die Quelle zu gelangen. Greife heute noch zur Bibel und tue es mit Respekt und dem Wunsch, Gott finden zu wollen. Bleibe beharrlich und lies ganze Kapitel. So verschaffst du dir einen Überblick und lernst Gott immer besser kennen. Denke daran, du hast es mit geläutertem Gold zu tun.