Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. 2. Korinther 12, 9
Es war einmal eine alte chinesische Frau, die zwei große Schüsseln hatte, die von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern trug. Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste. Am Ende der langen Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war die gesprungene Schüssel jedoch immer nur noch halb voll. Zwei Jahre lang geschah dies täglich: Die alte Frau brachte immer nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war. Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: „Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser ausläuft.“ Die alte Frau lächelte. „Ist dir nicht aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht?“ „Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren.“
Diese Geschichte erinnert mich an Paulus. Sein Leben glich dieser gesprungenen Schüssel. Offenbar war er sehbehindert, denn in einem seiner Briefe schreibt er, dass die Gläubigen bereit gewesen wären, ihm ihre Augen zu geben, wenn ihm damit geholfen worden wäre und zum Schluss fügt er hinzu: Seht, mit wie großen Buchstaben ich euch schreibe mit eigener Hand. Gal. 6, 11. Viele Male bat er Gott um Heilung, der Herr aber sagte: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darauf begann Paulus, sich trotz seiner Schwachheit zu freuen und getrost in die Zukunft zu schauen.
Vielleicht fühlst du dich schwach und überfordert und du hast das Gefühl, auch deine Schüssel habe einen „Sprung“. Mit Sorge stellst du fest, dass deine Kräfte allmählich schwinden und es dir immer schwerer fällt, klare Gedanken zu fassen. Du möchtest aufgeben und davonlaufen. Sei unverzagt, Gott stellt sich auf deine Seite und möchte dir sagen: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Deine Schwachheit in meinen Händen ist das Material, mit dem ich mein Reich zu bauen gedenke. Niemand würde sich von mir abhängig machen, wenn er sich nicht schwach fühlen würde. Niemand würde mit Flehen vor meinen Thron treten, wenn der Druck nicht wäre, der ihn zu Boden werfen will. Nur so bekomme ich die Gelegenheit, durch dich zu wirken und weil du das willst, kann ich wunderbare Dinge tun, die ich sonst nie tun könnte. Deinen schwachen Gebeten gebe ich Flügel, damit sie vor meinen Thron gelangen und ich antworten kann. Deinen leeren Mund fülle ich mit Worten, die ich sonst nie hätte sagen können. Ich baue mein Reich nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist. So ist mein Geist der Motor, sei du das Gefährt; er ist der Wind, sei du das Segel; er ist das Wasser des Lebens, sei du das Gefäß. Er ist das Feuer, sei du die Fackel. Alles was du in Schwachheit für mich wie Samen in die Erde legst, soll wieder auferstehen in Kraft und Herrlichkeit, und das nicht zuletzt auch zu deiner Ehre und Ruhm“.