Werde still vor dem Herrn und warte auf ihn. Psalm 37, 7
Vergleichen wir unsere Zeit mit früheren Zeiten, so müssen wir heute vom Zeitalter des Lärms und der Hektik sprechen. In früheren Zeiten stand das Handwerk hoch im Kurs. Alles wurde von Hand gemacht, dabei spielten Tage, Wochen oder Jahre oft keine Rolle. Das hat sich geändert. Was langsam ist, ist unproduktiv, sagte der Manager und begann, den Betrieb zu rationalisieren. Heute produziert er mit Maschinen in Sekunden, wozu früher Stunden nötig waren. Schöpferischer Geist erwacht aus der Stille. Weil uns die innere Stille fehlt, sind unsere Gedanken am Verkümmern, sind unsere Gespräche inhaltslos und unsere Beziehungen flüchtig geworden. Die Ruhelosigkeit unserer Herzen haben wir auf die Umwelt übertragen. Wir sind in Eile, weil wir Gejagte sind. Wir machen Lärm, weil es in uns so laut ist. Das Gewühl des Straßenverkehrs und der ständigen Hektik nennen wir Lebensqualität.
Kämen wir innerlich zur Ruhe, könnten wir erleben, dass Gott zu uns sprechen würde und Wunder an uns geschehen ließe. Während eines heftigen Schneesturmes suchte ein 16-Jähriger Schutz vor dem Unwetter. Verzweifelt schaute er sich nach einer schützenden Ecke um, als er unverhofft vor einer kleinen Kapelle stand. Er schlich hinein und setzte sich auf die hinterste Bank. Es sollte aber anders kommen, denn Gott benutzte diese Situation, um zu ihm zu reden. Ein Redner betrat die Kanzel. Sein Bibeltext lautete: Blickt auf mich, so werdet ihr leben, aller Welt Enden! Nachdem er Einiges dazu gesagt hatte, richtete er seinen Blick auf diesen jungen Mann und sagte: „Du siehst sehr elend aus, junger Mann, blicke auf Christus und tue es jetzt!“ Erschrocken fuhr er zusammen; so hatte er sich seinen Schutz nicht vorgestellt. Sein Herz wurde dermaßen berührt, dass er sein Leben Jesus übergab. Aus ihm wurde einer der bekanntesten Pastoren in London. Jeden Sonntag sprach Charles Haddon Spurgeon, so sein Name, vor etwa 5000 Zuhörern und das über 40 Jahre, bis er im Alter von 58 Jahren verstarb. Ein Ort der Stille war ihm zum Rettungsanker geworden.
Eine ähnliche Geschichte sah ich in einer Fernsehsendung. Ein Mann wurde interviewt, der an Krebs erkrankt war und nur noch kurze Zeit zu leben hatte. Um über sein weiteres Leben nachdenken zu können, betrat er die kleine Kapelle im Ort, die er nie zuvor betreten hatte, denn er glaubte nicht an Gott. Er berichtet: „Während ich still auf der Bank saß, um nachzudenken, empfand ich plötzlich, dass ich nicht mehr allein war. Ich fühlte mich irgendwie sonderbar berührt und sogleich wichen die Schmerzen aus meinem Leib. Beim nächsten Arztbesuch wurde mir bestätigt, dass keine Krebsgeschwüre mehr vorhanden seien. Ich war also komplett geheilt.“ Auf die Frage, wem er seine Wiederherstellung zu verdanken habe, wusste er keine Antwort zu geben. Offenbar war Jesus auch an ihm vorübergegangen, wie einst am Kranken, der am Teich Bethesda auf Heilung wartete. Auch er wusste nicht, wer ihn geheilt hatte. Joh. 5, 13.
Die Bibel vergleicht uns Menschen mit einem stürmenden Meer, das unentwegt Welle auf Welle ans Land spült und dabei allen Unrat aufwirbelt. Das muss so nicht sein. Diese Berichte machen deutlich, wie wichtig es ist, dem Besucher von Gottesdiensten das Gefühl zu geben, dass er hier einen Ort der Stille betreten hat. Pastoren, die selbst aus der Stille vor Gott kommen, können ihre Besucher in die Stille vor Gott führen. Sie geben anderen die Möglichkeit, dass Gott zu ihnen reden kann, um zu helfen. Es sind nicht die Umstände, die uns hindern Gott zu finden, sondern der innere Lärm.