Eine gute Investition

Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Doch worauf wir stolz sind, ist nur Mühe, viel Lärm um nichts! Wie schnell eilen die Jahre vorüber! Wie rasch fliegen sie davon! Psalm 90, 10

Seit Mitte der 1950er Jahre beschäftigte sich der Schweizer Künstler Tinguely mit dem Bau motorenbetriebener Maschinenplastiken. Diese hatte er aus Draht, Blech und allerlei anderen Fundstücken und Schrottteilen zusammengesetzt. Seine beweglichen Plastiken werden vom Betrachter als höchst aktiv, anrührend, heiter und verspielt, oft als witzig und manchmal auch als melancholisch erlebt. Anlässlich der Gartenschau „Grün 80“ in Basel hatte er eine Maschine aufgestellt, die ebenfalls aus vielen Rädern, Ketten, Hebeln und anderen beweglichen Teilen bestand. Erstaunt fragten Besucher nach dem Sinn dieser Maschine. Die Antwort Tinguelys war verblüffend: „Diese Maschine macht nur Lärm, produzieren tut sie nichts.“

Wenn ich die Worte des Mose betrachte scheint es, als hätte er an Tinguelys Maschine gedacht. Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Doch worauf wir stolz sind, ist nur Mühe, viel Lärm um nichts! Wie schnell eilen die Jahre vorüber! Wie rasch fliegen sie davon!

In unserem Leben bewegt sich ständig etwas. Ständig sind wir unterwegs. Wir fliegen über Kontinente, das Abenteuer zu suchen. Wir graben in der Erde, um Schätze zu finden. Wir fliegen in den Weltraum, um Leben zu entdecken. – Alles bewegt sich und das nennen wir Fortschritt und merken nicht, dass unsere „Maschine“ eigentlich nichts produziert. Der Tsunami in Japan hat uns das plastisch vor Augen geführt. In wenigen Minuten wurde das gesamte Hab und Gut tausender Menschen in Schutt und Trümmer verwandelt. Tausende verloren ihr Leben und Überlebende begannen, nach ihren Angehörigen und Habseligkeiten zu graben.

Ich wünsche niemandem eine solche Katastrophe. Trotzdem bleibt eine Botschaft zurück. Ein plötzlicher Tod kann in wenigen Augenblicken deutlich machen, wie bedeutungsvoll unser Leben wirklich war. Dann müssen wir uns von allem trennen, was uns lieb war. Mit leeren Händen hatten wir einst diese Welt betreten und mit leeren Händen werden wir sie wieder verlassen. Unser gesamtes Hab und Gut, unsere Freunde und Verwandte, den Titel und unsere Positionen, – alles! müssen wir wieder aus den Händen geben und unsere „Maschine“ hört plötzlich auf zu lärmen.

Was uns dann noch verbleibt, nehmen wir mit in die Ewigkeit. Jesus sagt: Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Matth. 6, 19-21.

Teilen ist ein Gesetz der Natur. Zellen, die sich vermehren, tun das, indem sie sich immer wieder teilen. Gott hat uns geschaffen, damit wir lieben sollen. Wer liebt, teilt sein Glück mit anderen. Lieben kann man nicht allein. Eine gute Investition wäre es, wenn wir unsere Eltern lieben würden. Liebst du sie wirklich? Liebst du sie auch, wenn sie alt und gebrechlich geworden sind? Möge es keine Liebe sein, die nur aus guten Worten und Ratschlägen besteht. Kümmere dich heute noch um sie und du wirst sehen, deine „Maschine“ macht nicht nur Lärm.

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