Hygiene in der Gedankenwelt

Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung. Jesaja 55, 7

Gedanken sind die Flügel unseres Geistes. Mit ihnen können wir uns zu Gott empor schwingen, ihn suchen und Gemeinschaft mit ihm haben. Wir können aber auch wie Fledermäuse in dunklen Höhlen hausen und die Nacht zu unserem Element machen.

Der Teufel hat ein großes Interesse daran, unsere Gedankenwelt zu manipulieren, damit er Zugang zu uns bekommt, um zu Handlungen anzureizen, die verwerflich sind.

Ein bekannter Pastor erzählte, welche Kräfte unsere Gedankenwelt zu entwickeln vermag, wenn man jedem Gedanken Raum gibt. In seiner Gemeinde hatte er einen Ältesten, der nicht immer seiner Meinung war. Besonders kritisch erschien er ihm, wenn im Vorstand Beschlüsse gefasst werden sollten. „Ich bereitete meine Absichten und Pläne sorgfältig vor, in der Hoffnung alle stimmten zu. Dann plötzlich meldete er sich zu Wort und machte hier und da kritische Bemerkungen. Das wiederholte sich öfter und mit der Zeit wurde er mir unheimlich. Ich begann mich zu fragen, worin wohl seine wahren Absichten bestünden. Vielleicht wollte er mich entmachten, um selbst hier der Pastor zu sein. Eines Sonntags kam er viel zu spät in den Gottesdienst. Anstatt sich unauffällig in die hinterste Reihe zu setzen, ging er mit seiner Frau demonstrativ durch den Mittelgang. Dabei beeilte er sich keineswegs; genüsslich schaute er nach links und rechts und nickte den Besuchern zu. Dann nahmen beide direkt vor mir ihre Plätze ein, als wollten sie damit sagen, dass sie die Herren hier im Hause seien. Während ich den Predigttext verlas, flüsterte er ihr etwas ins Ohr. Was wird er wohl gesagt haben, fragte ich mich. Während der Predigt richtete ich immer wieder meine Blicke auf die beiden. Dann flüsterte er seiner Frau erneut etwas ins Ohr und lächelte dazu. Da war das Maß bei mir voll. Gleich nach der Predigt wollte ich den Bruder zur Rede stellen. Das durfte so nicht weitergehen. So begann ich zu fragen, warum er während der Predigt gelacht habe. „Habe ich etwas verkehrt gemacht, dann sage es mir offen ins Gesicht, Bruder.“ Voller Freude sagte er: „Bruder, in der letzten Woche lasen meine Frau und ich genau den Text, über den du heute gepredigt hast. Da wir den Sinn nicht verstehen konnten, baten wir den Herrn, dass er dir diesen Text einmal aufs Herz legen möge, um darüber zu predigen. Heute Morgen ist unser Gebet erhört worden. Du sprachst genau über diesen Text. Voller Begeisterung flüsterte ich meiner Frau zu: „Schatz, unser Pastor lässt sich wirklich vom Herrn leiten, er ist in Wahrheit ein gesegneter Mann Gottes.“ Als ich das hörte verschlug es mir fast die Stimme. Was sollte ich jetzt antworten? Ich erhob mich und umarmte ihn und sagte: „Bruder, heute muss ich dich herzlich um Vergebung bitten. Ich hatte so schlecht über dich gedacht. Mein Herz war zu einer Mördergrube geworden. Heute hat mich der Herr daraus befreit. Danke.“

Die beste Hygiene für unsere Gedankenwelt ist, im Gespräch Missverständnisse auszuräumen. Haben wir Mut dazu aber auch Bereitschaft, selbst Korrektur anzunehmen. Gott sagt in seinem Wort: So wird der Herr sich seiner erbarmen, denn bei ihm ist viel Vergebung.

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