Von Gott gezogen

Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. Matthäus 2, 2

Als Morgenland wurde die Gegend bezeichnet, wo jeden Morgen die Sonne aufging. Also dürfen wir annehmen, dass diese Männer irgendwo aus der arabischen Wüste kamen. Sie waren keine Weisen oder Könige, sondern Magier und Zeichendeuter. Wie umfangreich diese Reisegruppe war wird nicht gesagt. Doch eines steht fest: Diese Männer fühlten sich durch einen Stern, den sie beobachtet hatten, angesprochen und angezogen. Sie begannen in ihren religiösen Schriften zu forschen und entdeckten, was Bileam geweissagt hatte. Da stand geschrieben, dass eines Tages in Israel ein heller Stern aufgehen würde. Ein König würde kommen, der für sein Volk eintritt und Gerechtigkeit erwirkt. 4. Mos. 24, 14-19. Daraufhin machten sie sich unverzüglich auf den Weg. Ich werde an das Wort erinnert: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Jer. 31, 3. Das traf bei diesen Männern zu. Gott hatte sie zum König von Israel hingezogen. Jesus ergänzt später: Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater. Joh. 6, 44.

Wie ist das eigentlich bei uns, kann Gott uns auch ziehen? Hat „gezogen werden“ nicht etwas mit Sehnsucht oder Leidenschaft oder einem inneren Drang zu tun? Wer gezogen wird, fühlt sich gedrungen, etwas zu tun. Ihm ergeht es wie dem Zugvogel, der sich gedrungen fühlt, unsere kalte Gegend zu verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen.

Gott hat gesehen, dass da irgendwo im Osten einige Männer von einer tiefen Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Hoffnung erfüllt waren. Er sah, dass die Finsternis sie übermannt hatte, und sie mit ihrer Magie am Ende waren. Sie wollten raus aus dem Dunkel, koste es was es wolle, und schon konnte Gott sie ziehen und sie fanden den Weg zu dem, der ihre Not wenden konnte. Ob die Magier überrascht waren, als sie den Stall betraten? Hatten sie doch einen König im Schloss des Herodes vermutet. Hier wollten sie den Kronprinzen bestaunen. Aber im Stall fanden sie ein armselig bekleidetes Kind in einem Futtertrog liegend. Ich kann nur darüber staunen, wie überzeugt sie waren, den Gesuchten wirklich gefunden zu haben. Ich bewundere ihre Demut, ihre Ehrfurcht und ihr Gottvertrauen.

Wie viel öfter könnten auch wir den König finden, wenn wir auf Gottes geheimnisvolles Wirken eingehen würden. Er würde uns bald an den Ort bringen, wo er mit uns reden kann. Ich stellte mir die Frage, wohin es uns zieht? Zieht es uns zur Bibel, um diese aufmerksamer zu lesen, um eine Lösung zu finden? Oder zieht es uns ins Gebet, um vor Gott auszuharren, bis er geantwortet hat oder auf die Straße zu den Verlorenen, um ihnen die Gute Nachricht zu bringen? Ich muß bekennen, dass ich zwar in der Bibel lese aber nicht, weil ich mich dazu gedrungen fühle, oder ins Gebet zu gehen oder auf die Straße. Trotzdem greife ich nach ihr und lese und unverhofft fällt der Blick auf ein Wort, das mich anspricht, als hätte ich es noch nie gelesen oder ich bete, und plötzlich wird es in mir still und der Friede Gottes erfüllt mein Herz oder ich besuche meinen Nachbarn, um mit ihm über den Glauben zu sprechen und unverhofft zeigt er Interesse und kommt mit in den Gottesdienst. Ganz leise regt sich in mir eine Stimme, die sagt: Gott hat dich gezogen und an den Ort gebracht, wo Er mit dir reden kann, ganz so wie er die Wahrsager zu Jesus führte, ohne dass sie es bewusst gemerkt hätten. Wäre Gott es nicht gewesen, der uns immer wieder gezogen hätte, wir wären ihm schon lange davongelaufen und zur Tagesordnung übergegangen.

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