Weidet die Herde Gottes, die euch befohlen ist, nach Gottes Willen. 1. Petrus 5, 2
Ich wohnte bei einem Hirten und hatte Gelegenheit, mit ihm über seinen Beruf zu sprechen. Er versicherte mir, dass er alle seine Schafe kennen würde. „Wie ist das möglich, wo doch alle gleich aussehen,“ fragte ich. „Keineswegs,“ antwortete er. „Jedes Schaf ist anders, keines gleicht dem andern.“ Dann sprach er über seine täglichen Aufgaben. Er kennt nicht nur seine Schafe, er kennt auch gute Weideplätze und führt sie dorthin. Er gibt ihnen genügend Zeit, sich satt zu fressen und Zeit, sich zu lagern. Er achtet darauf, dass sie sich nicht zerstreuen, so hält sie sein Hirtenhund zusammen. Er pflegt sie, wenn eines erkrankt und ist auch Geburtshelfer, wenn Schafmütter Junge zur Welt bringen. Das alles sagte er mit Hingabe und Leidenschaft. „Ja, ich lebe für meine Schafe und bin täglich bei ihnen, bei jedem Wetter,“ fügte er mit Stolz hinzu.
Ich war bewegt und stellte mir die Frage, ob ich als Pastor genau so denke und handle. Schließlich vergleicht Jesus seine Diener mit Hirten. Petrus hatte er seine Herde anvertraut und so sagte er obige Worte an solche, die Hirtendienste tun. Für einen Hirtendienst hatte Gott im Alten Testament den Hohepriester ausersehen. Er war der Gesalbte und Geweihte Gottes. Als Zeichen seines hohen Amtes trug er eine Brusttasche mit zwölf unterschiedlichen Edelsteinen auf seinem Herzen. 2. Mos. 28, 29
Wo immer er sich befand und was immer er tat, diese zwölf Steine sollten ihm auf dem Herzen liegen. Sein Auftrag war es, das Volk vor Gott zu vertreten und es geistlich zu pflegen. Bei ihm konnte man Trost und Ermutigung finden. Zu ihm konnte man gehen, wenn man Gott um Rat fragen wollte. Er kannte das Gesetz und konnte es auslegen. Wann immer Gott zum Volk reden wollte, war er der Ansprechpartner.
Es gibt Theologen, die zwar viel Wissen haben, aber keine Hirten sind. Eine Gemeinde wird nicht durch Wissen und Theologie geleitet, sondern von Menschen, die ein Hirtenherz haben.
Oft bin ich Pastoren begegnet, die mir offen bekannten, dass sie keine Hirten sind, aber dennoch Gemeinden betreuen. Das bleibt in der Regel nicht ohne Folgen. Zwar kommen immer wieder Neue hinzu, aber andere verlassen sie wieder. Ein Grund ist, dass eine hirtenlose Gemeinde ungepflegt ist, dazu ist sie unterernährt und so zerstreuen sich allmählich die Schafe.
Ein Hirte kennt die Bedürfnisse seiner Schafe. So führt er sie auf gute Weideplätze, wo sie gute Nahrung finden. Durch seine Verkündigung vermag er sie zu sättigen.
Durch sein Vorbild leitet er sie an, wie man sein Leben mit anderen teilt. So ist der Liebesquotient seiner Gemeinde hoch. Das merken auch die Besucher, sie fühlen sich angenommen und öffnen sich der Botschaft des Evangeliums. Wohl den Gemeinden, die Hirten haben. Dann können sich alle freuen und getrost in die Zukunft blicken. Diese Herde wird sich kontinuierlich vermehren, weil Wachstum die logische Folge ist.