Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten wir das Böse nicht auch annehmen? Hiob 2, 10
Es gibt keinen Leidenden in der Bibel, der sein Schicksal so würdig aus der Hand Gottes genommen hat wie Hiob. Über Nacht ist er ein einsamer, armer und kranker Mann geworden; dennoch erhebt er sich mit kühnem Geist und akzeptiert den Verlust seiner sieben Kinder. Dazu verlor er seine ganze Habe und seine Gesundheit. Kühn erhebt er sein Haupt und bringt Gott einen Lobgesang dar. Alles, was ihm noch verblieben war, war seine Beziehung zu Gott.
Mit dieser Betrachtung wollen wir heute von Hiob eine wichtige Lektion lernen. Es geht um die Frage, ob denn auch wir bereit sind, Situationen und Umstände anzunehmen, die uns nicht gefallen. In der Regel bauen wir unsere Beziehungen zu Gott auf die Wohltaten auf, die Er uns zuteil werden lässt. Waren wir süchtig, so rühmen wir uns der Befreiung von Drogen oder Alkohol. Waren wir einsam und hatten uns verirrt, rühmen wir uns der Gemeinschaft mit Gott und der Seiner Kinder. Waren wir von Schuld beladen und niedergedrückt, rühmen wir uns der Vergebung und des Neuanfangs. Ich könnte die Liste beliebig fortsetzen. Viele Gründe gibt es, sich zu freuen und dankbar zu sein. Wir alle nehmen Wohltaten gerne aus Seinen Händen an. Aber dabei bleibt es in der Regel. Unter Segen verstehen wir eben nur Gutes, alles, was uns wohl tut und die Lebensqualität verbessert.
Was tun wir aber, wenn es uns wie Hiob ergehen sollte? In der Tat, den meisten Christen auf der Welt ergeht es wirklich wie ihm. Satan hasst die Kinder Gottes und wo immer er eine Gelegenheit findet, verfolgt und tötet er sie.
Das zwanzigste Jahrhundert war mit Abstand das blutigste Jahrhundert der Kirchengeschichte. Trotzdem ist die Kirche Jesu gewachsen wie zu keiner anderen Zeit. Unter schwierigsten Umständen entstehen täglich einige Hundert neuer Gemeinden und diese bestehen aus fröhlichen, singenden Christen. Trotzdem werden jeden Tag irgendwo Kirchen niedergebrannt, Pastoren verfolgt, inhaftiert oder getötet. Was ist das Geheimnis? Die Frage ist leicht zu beantworten. Wir Christen in der westlichen Welt hören in der Regel ein Evangelium, das Opfer und Schmerz ausschließt.
Pflegeleicht muss alles sein. Beschwingt will man sein und mit erhabenen Gefühlen den Heimweg antreten. Für jedes Problem haben wir eine Lösung gefunden und leben abgesichert nach allen Seiten mit der Vorstellung, dass nie etwas Schlimmes passieren kann. Das hat Jesus anders gesehen, wenn er sagt: Will mir jemand nachfolgen, dann verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden. Matth. 16, 24-25. –
Müssen wir jetzt Angst haben? Keineswegs. Wir sollten aber ab sofort lernen, das Leben so anzunehmen, wie es kommt. Wir sollten auch für das weniger Gute danken lernen und uns über alles freuen. Wir sollten aufhören zu jammern, wenn uns das Leben hart anpackt und Gott unsere Gebete nicht so beantwortet, wie wir es gerne hätten. Dafür sollten wir unser Leben viel mehr missionarisch ausrichten. Die Herrlichkeit, die wir dabei erleben, wiegt jeden Schmerz auf.