Zur Liebe befähigt

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben ist. Römer 5, 5

Der Mensch ist erschaffen worden, dass er lieben soll. Darin erfüllt er den Sinn seines Lebens. Mit dieser Entscheidung beweist er, dass er kein höher entwickeltes Säugetier ist, sondern ein gottähnliches Wesen. Wer nie geliebt worden ist, hat nicht gelernt, was wahres Menschsein bedeutet.

Der christliche Glaube ist der Einzige, der sich auf Liebe gründet. Er lehrt nicht nur, dass wir uns untereinander lieben sollen, er sagt, dass Gott uns zur wahren Liebe befähigt, indem Er Seine Liebe in unser Herz ausgegossen hat, – durch den Heiligen Geist. Ist die Beziehung zu Gott unterbrochen, versiegt die Quelle wahrer Liebe – Gott ist Liebe – und der Kampf gegen alles Böse wird aussichtslos. Es haben fast alle Probleme in dieser Welt ihre Wurzeln in der Gottlosigkeit.  In unserer Gesellschaft hat Liebe ihren Stellenwert verloren. Das schönste Wort gleicht einem abgegriffenen alten englischen Penny, dessen Wert kaum noch zu erkennen ist. Zu viel wurde mit ihm schon bezahlt und zu oft hat er seinen Besitzer gewechselt. Für alles und nichts wird der Begriff Liebe verwendet.

Während der eine seine Fußballmannschaft liebt, denkt der andere an sein Auto, wenn er von Liebe spricht. Während der eine bekennt „ich liebe dich“ und die schönsten Versprechungen macht, möchte er die Angebetete eigentlich nur mal gebrauchen nach dem Motto: Ich liebe mich und dazu brauche ich dich. Lieben kann man nicht allein. Wer nicht zu lieben vermag, ist zum Alleinsein verurteilt. Dies ist sicher ein Grund, warum es in unserer Gesellschaft so viele einsame Menschen gibt und die Einsamkeit sie zu Tode quält. Kein Wunder, dass so viele Ehen wieder zerbrechen oder Kinder als Kostenfaktor betrachtet werden. Kein Wunder, wenn eine Frau sich bedrängt fühlt, weil sie schwanger geworden ist, anstatt sich über das werdende Leben zu freuen. Wer sein eigenes Leben als nicht lebenswert betrachtet, wie kann der zum werdenden Leben „Ja“ sagen.

Der christliche Glaube nimmt Menschen an die Hand und führt sie in die Gegenwart Gottes. So darf das ungeliebte Herz eine Erfahrung mit der Liebe Gottes machen. Es wird berührt, geheilt und befreit und zur wahren Liebe befähigt. Jetzt weiß sich der Ungeliebte angenommen. Er weiß, dass Gott zu ihm „Ja“ gesagt hat und sich auf seine Seite gestellt hat. Seine Liebe befähigt ihn, an der Lösung seiner Defizite mitzuarbeiten. Er ist in die Lage versetzt worden, seinem Partner in die Augen zu schauen und sich ihm als vertrauenswürdig zu beweisen oder neu zu beginnen.

Der Süchtige, der pausenlos sein Verlangen zu stillen versuchte, erfährt bleibende Sättigung. Die Liebe Gottes hat ihm einen festen Grund unter seine Füße gegeben. Die Ruhelosigkeit ist gewichen, weil er nach Hause gekommen ist. Da, wo geliebt wird, ist man immer zu Hause. Jetzt möchte er sein Glück mit anderen teilen. Der Verletzte, der seine Wunden vergeblich zu lindern versuchte, hat Heilung empfangen und nun kann er seine Hand zur Versöhnung reichen und eine tragische Geschichte beenden.

Gott liebt mich, wie ich bin. Fange ich an, Seine Liebe zu verstehen, möchte ich nicht mehr bleiben wie ich bin. Das ist der Kern und die Seele des Evangeliums. Wohl dem, der das verstanden hat und immer wieder thematisiert.

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