Und es geschah, dass er mit dem Tode rang und betete heftiger. Es war aber sein Schweiß wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde. Lukas 22, 44
Viele Künstler haben den knienden Jesus im Garten Gethsemane dargestellt, wie er im Gebet rang. Zweifellos eine dramatische Szene, aber haben sie wirklich verstanden, um was es hier ging? Es gibt Bibelausleger, die den Kelch, den Jesus hier trinken sollte, den Sündenkelch einer verlorenen Menschheit nennen. Das kann nicht sein, denn Jesus kam gerade deswegen in die Welt. Er wollte das Lamm sein, das die Sünden der Welt auf sich nimmt. Joh. 1, 29.
Was für ein Kelch war es? In der Berichterstattung über den Gebetskampf verwendet nur Lukas das Wort „agonia“, welches aus der Medizin stammt. Lukas war Arzt. Ein Mensch, der in Agonie liegt, schwebt zwischen Leben und Tod. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er ganz hinübergegangen ist. In einem solchen Zustand befand sich Jesus, und von daher ist Sein Gebet zu verstehen, dass dieser Kelch an Ihm vorüber gehen möge. Am Kreuz wollte Er sein Blut vergießen.
So ging Er bewusst nach Jerusalem und stellte sich Seinen Häschern. Sein Tod im Garten Gethsemane wäre ein unblutiges Opfer geworden. Wahrscheinlich wäre Er an Herzversagen gestorben, das lag nicht im Sinn der prophetischen Aussagen und Seiner Bestimmung. Jesus betete zum Vater und war bereit, im Garten zu sterben. Darin liegt ein tiefer Sinn.
Jesus stellt seinen Auftrag und seine Qualität dem heiligen Gott zur Verfügung und sagt mit anderen Worten: „Vater, es mag sein, dass ein anderer würdiger ist als ich, das Opfer für die Menschheit darzubringen; dann verzichte ich, nimm den Würdigeren an meiner Statt. – Ich sterbe hier.“ Satan wollte mit aller Kraft verhindern, dass Jesus am Kreuz Sein Leben als ein blutiges Opfer hingab. Als Er das gebetet hatte, verlor Satan seine Macht an Ihm. Mit Seinem Verzicht wurde Satan der letzte Trumpf aus der Hand genommen. Jetzt konnte Jesus ihm den Kopf zertreten. Jesus siegte durch Verzicht! Das ist die Botschaft, die vom Garten Gethsemane ausgehen soll.
Wir kennen ähnliche Begebenheiten aus der Schrift, wo Menschen mit dieser Haltung die größten Schlachten geschlagen haben. Mose betete zum Herrn und sagte: Vergib ihnen doch diese Sünde; wenn nicht, dann tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast. 2. Mose 32, 32. Mit dieser Haltung wendete er das Schicksal des Volkes und Gott wurde es möglich, weiterhin mit ihnen zu ziehen, um sie ans Ziel zu bringen.
Unser Dienst ist ein Angriff auf den Fürsten des Todes. Es gilt, ihn zu binden und Menschen in die Freiheit zu führen. Wer dann mit der Königin Esther zu sagen vermag: Komme ich um, dann komme ich um!, wird siegen. Jeder, der Gott in vollmächtiger Weise dienen will, kommt deshalb in die Konfrontation mit dem Fürsten des Todes.
Den Tod besiegen wir nur mit Todesverachtung.
Bei diesem Gedanken beginne ich Jesus zu verstehen, wenn Er sagt: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, so bleibt’s allein; wenn es aber erstirbt, so bringt es viel Frucht. Joh. 12, 24.