Gegen das Vergessen

Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Psalm 103, 2

Großartige und bedeutende Erfahrungen haben ihren Wert verloren, sobald sie vergessen werden. Darum heißt es: Vergiss nicht, was der Herr dir Gutes getan hat.

Als David gegen Goliath kämpfen wollte, sah die Situation hoffnungslos aus. Die Männer Sauls zitterten vor Furcht und hatten sich verkrochen. Goliath strotzte vor Kraft und Übermut und war sicher, den Kampf zu gewinnen. David überlegte, was er bereits mit Gott erleben durfte. Da fiel ihm ein, dass er bereits zwei Kämpfe gewonnen hatte. Er hatte einen Löwen und einen Bären besiegt. Diese Erfahrungen machten sein Herz stark, er gewann Mut, die Herausforderung anzunehmen und er gewann. 1. Sam. 17.

Das Leben besteht aus einer Summe von Erfahrungen und jeden Tag kommen neue hinzu. Erfahrungen sind von Gott geschenkte Lektionen. Sie machen weise, wenn wir verstehen, was wir daraus lernen können; sie machen mutig, wenn wir Kämpfe und Siege richtig einordnen; sie machen zu guten Ratgebern, wenn wir verstanden haben, was Gott damit sagen wollte.

Das Alter steht in der Bibel hoch im Kurs. Alte Menschen sollten nach biblischem Verständnis weise sein. Sie haben den Überblick gewonnen und erkennen die Gefahr rechtzeitig. Fragt man sie nach etwas, können sie antworten. Das Leben war ihr Lehrmeister und sie haben ihre Lektionen gelernt wie Hiob, der in der Stadt unter dem Tor seinen Platz eingenommen hatte und zu antworten wusste, wenn man ihn fragte. Hiob 29.

Wer aber vergisst, was er mit Gott erlebt hat, dessen Mund muss stumm bleiben. Er fühlt sich arm, obwohl er unendlich reich sein könnte. Er hat aber seinen Reichtum vergessen. Was kann er ihm nun nützen? Er hat nichts zu sagen, weil das Leben an ihm vorübergegangen ist, ohne wirklich dabei gewesen zu sein.

Notizen helfen gegen das Vergessen. Ich lernte ein Ehepaar kennen, das sich jede besondere Erfahrung aufschrieb und in ein Kästchen legte. In Zeiten der Anfechtung holten sie alle Notizen hervor, legten sie auf den Tisch und begannen laut vorzulesen, was Gott an ihnen bereits Gutes getan hatte. Sie sagten: So wie David an den Bach ging, um sich seine Schleudersteine zu suchen, so öffnen wir das Kästchen. Hier liegen sie in großer Fülle und oft genügt schon einer, um in der Anfechtung stark zu bleiben.

Gott verordnete Israel einige besondere Feiertage für einen ganz bestimmten Zweck. Sie sollten nicht vergessen, was der Herr ihnen in der Vergangenheit Gutes getan hatte.

In meiner Bibel befindet sich eine Liste mit über einhundert Geschichten, Erfahrungen, Illustrationen oder Weisheitsreden. Ich habe sie im Laufe der Jahre gesammelt. Wie oft schaute ich schon hinein, weil meine Predigt einen guten Einstieg als Augenöffner brauchte.

Ich habe gelernt, dass die ersten drei Minuten darüber entscheiden, ob der Hörer weiterhin zuhören will oder nicht. Ich will meine Hörer fesseln und niemanden langweilen. Ich will, dass sie wieder kommen und andere mitbringen.

2 Antworten auf „Gegen das Vergessen“

  1. Heute bin ich in freudiger Erwartung auf den 11.Mai 2024, um die Ehe mit meiner zweiten Frau – ebenfalls ein Geschenk Gottes – in Wiernsheim-Pinache bei einer kirchlichen Trauung unter Gottes Segen stellen zu lassen. Schon letztes Jahr begannen wir besondere Ereignisse in unserem neuen Lebensabschnitt, die uns zu Dank bewegen in einem Buch schriftlich festzuhalten. Damit wollen wir uns gegenseitig ermutigen, wenn Durststrecken zu überwinden sind.
    Auf unserem Esstisch steht eine Karte mit dem ersten Vers aus dem oben genannten Psalm „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Und daran wollen wir uns halten.

  2. Vor knapp eineinhalb Jahren ist meine erste Frau gestorben. Noch vor zwei Jahren haben wir den Adler täglich gemeinsam gelesen und unser Erinnerungs-Kästchen miteinander gefüllt. Nun zehre ich davon und bin dankbar für die 56 Jahre, die wir Hand in Hand den Lebensweg mit Gott beschreiten durften. Es gab Höhen und Tiefen und wir teilten viel Freude und manches Leid miteinander. Obwohl mir nun die Hälfte meines Lebens genommen wurde, empfinde ich tiefen Frieden und eine große Dankbarkeit tröstet und ermutigt meine Seele.
    “ … Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn Du bist bei mir, …“ Psalm 23,4

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