Heiler Mensch

Da sprachen sie untereinander: Lasset uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wes er sein soll, – auf dass erfüllt würde die Schrift: „Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über meinen Rock das Los geworfen.“ Solches taten die Kriegsknechte. Johannes 19, 24

Letzten Sonntag sprach ich über diesen Text. Als Illustration benutzte ich ein Tuch, wie es in Indien viele Männer tragen. So sehen sie so aus, wie Jesus gekleidet war. Dabei wird ein einfaches Tuch um die Lenden gewickelt und schon kann man die Straße betreten.

In der Berichterstattung über die Kreuzigung Jesu erscheint der obige Vermerk nur wie eine Randbemerkung. Es ging um die Kleidungsstücke des Verurteilten. Offenbar war es Brauch, dass die Soldaten einen Anteil bekamen – quasi als Belohnung. Dann aber heißt es,  auf dass die Schrift erfüllt würde.

Mit dem Rock, der nicht geteilt werden sollte, ging eine Prophezeiung in Erfüllung, die etwa 1000 Jahre zuvor gemacht wurde. Der ungeteilte Rock will sagen, dass das Leben Jesu ungeteilt war, aus einem Stück, wie dieser Rock. Seine Gegner versuchten ihn und stellten Fallen, nur um ein falsches Wort aus seinem Munde zu erhaschen. Es gelang ihnen nicht. Unschuldig ging er ans Kreuz; freiwillig ließ er sein Leben und das mit dem Ziel: Menschen, die innerlich zerrissen sind, zu heilen. Das wurde ebenfalls vorausgesagt: Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.  Jes. 53, 5.

Der Mensch ist in seiner Seele krank. Auf der einen Seite ist er religiös und sucht Gott und auf der anderen Seite hat er Gott gegenüber eine feindliche Einstellung. Diesen Zustand möchte nachfolgendes Gedicht beschreiben:

„Ich hab’ zwei Seelen in der Brust, die stehen stets im Streit;
die eine badet sich in Lust, die andre will Enthaltsamkeit.
Ich hab’ zwei Glauben stets bereit – ganz so, wie’s mir gefällt,
der eine gilt der Ewigkeit, der andre glaubt ans Geld.
Ich hab’ zwei Urteile stets parat über Menschen – nach Bedarf;
wenn’s Vorteil bringt üb‘ ich Verrat, sonst sag‘ ich: Du bist brav.

Ich geh’ die Wege wie sie sind, – den schmalen und den breiten;
ich häng‘ die Fahne nach dem Wind – flexibel nach allen Seiten.

Geteilte Menschen nennt man das, geteilt bis in die Seele;
gespalten beißen sie ins Gras, erwachen in der Hölle.
Wer heilt mir die Zerrissenheit, wer macht mich wie aus einem Stück?
Gib Jesus die Gelegenheit, gib ihm dein Herz zurück.
Dann wirst du heil, treu, ungeteilt – innen stark und von Gott geehrt;
nur das zählt für die Ewigkeit, das macht ein Leben lebenswert.“

Jesu opferte sich als heiler Mensch, als ein Mensch ohne Sünde, damit wir in seinen Wunden Heilung finden können. Das hat nichts mit Ostereiern zu tun, die von Hasen gelegt werden.

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