Nach Hause gekommen

In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen… und wenn ich hingehe euch die Stätte zu bereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir zu nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. Johannes 14, 2-3

Was Jesus hier seinen Jüngern sagt, könnte heute etwa so klingen: „Jungens, für euch gibt es ein Zuhause und ich gehe jetzt voraus, euch einen herrlichen Empfang zu bereiten. Wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, komme ich zu euch zurück und dann kann die Megaparty beginnen“.

Während des Krieges wurden auch wir nicht verschont. Bomben fielen auf unser Haus und zerstörten es restlos. Allein unser Leben konnten wir retten. Am anderen Morgen standen wir vor den rauchenden Trümmern und es blieb uns nichts anders übrig, als zur Sammelstelle zu gehen, um abtransportiert zu werden. Wir waren entwurzelt und ein Güterzug brachte uns in eine fremde Gegend, damit wir dort in Notquartieren untergebracht werden konnten.

Der Empfang war niederschmetternd. Wir waren nicht willkommen, weil wir Fremde waren und Fremde mochten sie nicht. „Geht wieder zurück, verlasst diese Gegend.“ Nun irrten wir umher von einem Ort zum anderen. Immer die gleiche Antwort: „Ihr gehört nicht zu uns, verlasst diese Gegend“.

Wir waren wirklich heimatlos geworden. Sechs Jahre sollte diese Odyssee dauern, bis eines Tages die unglaubliche Nachricht zu uns kam, dass unser Haus wieder aufgebaut sei und wir in die Heimat zurückkehren durften. Was war das für ein herrlicher Tag, wir atmeten wieder Heimatluft, wir trafen wieder liebe Freunde, jeder hatte wieder sein eigenes Bett. Niemand stieß uns herum und strafte uns mit Verachtung. Der Schmerz von Trennung und Demütigungen war bald verflogen, wir waren ja wieder zu Hause.

Eigentlich trägt jeder Mensch eine leise Ahnung in sich, die ihm sagt, dass er hier auf Erden kein Zuhause hat. Dieses Gefühl kommt aus seinem Herzen, weil es einen eigenen Kompass hat. Immer zeigt er in die gleiche Richtung, – auf Gott und die Ewigkeit. Mit dem Bau vieler Tempel, Kirchen oder Altäre brachte der Mensch das immer wieder zum Ausdruck. Er gehört in eine andere Welt, in die Welt Gottes. Erst wenn er dort angekommen ist, ist er nach Hause gekommen. Schade um diejenigen, die nicht empfangen werden, weil sie zu Lebzeiten keine Vorbereitungen getroffen haben.

Stephanus war der erste Märtyrer der Kirchengeschichte. Er war auf den großen Empfang vorbereitet. Als er unter dem Steinhagel seiner Peiniger zusammenbrach, tat sich der Himmel für ihn auf und er sah Jesus zur Rechten Gottes stehend. Beide Arme hatte er zu ihm ausgestreckt und hieß ihn herzlich willkommen. Die letzten Worte eines Verblutenden waren ein Gebet: Herr, vergib ihnen ihre Grausamkeiten, denn sie wissen nicht, was sie tun. Apg. 7, 60.

Was wird das für ein Augenblick sein, wenn auch wir unsere Reise beendet haben und nach Hause gehen dürfen und wir plötzlich neben unserer sterblichen Hülle stehend von den Engeln Gottes zum König aller Könige geführt werden.

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