Teilen, das Gesetz der Vermehrung

Gebt, so wird euch gegeben. Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überfließend Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messet, wird man euch wieder messen. Lukas 6, 38

Wir leben in einem Land mit dem höchsten Wohlstand. Allen geht es gut, niemand muss Hunger leiden. Dennoch können wir feststellen, dass es immer mehr Menschen gibt, denen das Lachen aus der Seele gewichen ist. Überall macht sich Unzufriedenheit breit und es wird geklagt, wie schlecht es einem geht.

Dazu machen Altersarmut oder Kinderarmut täglich Schlagzeilen. Ein ganz anderes Bild zeigt sich in Ländern, wo die Armut allgegenwärtig ist. Bei aller Armut sind die Menschen dort in der Regel psychisch stabiler und dankbarer als bei uns, auch wenn sie mit nur gelegentlicher Arbeit ihr Leben fristen müssen.

Wissenschaftler, Politologen oder Soziologen suchen die Ursache im Umfeld der Menschen. Sie sind der Meinung, wenn das Umfeld besser wäre, gäbe es glücklichere Menschen. Dabei übersehen sie, dass auch die Reichen keineswegs glücklicher sind. Die Gier nach immer mehr Geld füllt die Schlagzeilen über Managergehälter und Steuerhinterziehungen.

Beobachtungen zeigen, dass Reichtum kein wahres Glück garantiert. Im Gegenteil, Wohlstand isoliert und lässt Menschen vereinsamen. Armut bewirkt das Gegenteil, sie führt zusammen und macht voneinander abhängig. Wenn Jesus von einem überfließenden Maß spricht, das uns zuteil werden soll, so hat das nichts mit Reichtum zu tun, sondern damit, wie wir mit dem umgehen, was wir besitzen.

Jesus spricht vom Teilen und das nicht ohne Grund. Die Natur lehrt, dass Überfluss etwas mit Teilen zu tun hat. Ich kann nur ernten, wenn ich meinen Samen ausgestreut habe. Habe ich reichlich gesät, darf ich mit einer guten Ernte rechnen. Das wissen wir, aber sehen wir das auch für unser Leben so?

Soll Leben etwa aus Teilen bestehen? Genau das hat Jesus gemeint. Leben funktioniert nach dem Gesetz des Teilens. Zellen, die sich vermehren, tun es, indem sie sich ständig teilen. Gott hat uns erschaffen, dass wir einander lieben sollen. Lieben kann man nicht allein. Wer liebt, geht auf Menschen zu, er öffnet sich und teilt sein Glück mit ihnen.

Wenn ich meinen Besitz, mein Wissen und Können oder meine Zeit oder Finanzen in diesem Sinne verwalte, darf ich damit rechnen, selbst beschenkt zu werden und glücklich zu sein. Gebende Menschen sind glücklicher als solche, die raffen und stapeln. Damit hätten wir eine Antwort darauf gefunden, warum so vielen das Lachen aus der Seele gewichen ist. Wer nicht lieben will, teilt auch nicht. Und wer nicht teilt, wird innerlich verarmen und vereinsamen; er kann sogar seelisch krank werden. Wer dagegen gerne teilt, wird nie das Gefühl bekommen, dabei ärmer geworden zu sein. Im Gegenteil: Gott wacht über ihn und wird sein Glück vermehren. Er wird Segnungen empfangen, die nur der bekommt, der seinen Nächsten liebt, wie sich selbst.

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