Zur „letzten Nummer“ bestimmt

Denn mich dünkt, Gott habe uns Apostel als die Allergeringsten dargestellt, wie dem Tode übergeben. Denn wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen. 1. Korinther 4, 9

Zur Zeit der Apostel war das gesellschaftliche Leben ohne ein Amphitheater nicht denkbar. Noch heute sind etwa 270 römische Amphitheater bekannt, wovon sich das größte, der Circus Maximus, in Rom befindet. Paulus kannte dieses Kolosseum. Etwa 250.000 Besucher konnte es fassen und niemand wollte die Darbietungen dort versäumen. „Brot und Spiel“ hieß die Losung. Hier gab es Wagenrennen ebenso wie Wettläufe, Ringkämpfe, Fechten und andere Sportarten zu sehen.

Der Höhepunkt aber war der Kampf gegen wilde Tiere. Dazu wurden Personen ausgesucht, die man zum Tode verurteilt hatte; man betrachtete sie als die Allergeringsten. Das Volk wollte solche Grausamkeiten; es wollte Blut sehen und die Schreie dieser Geringsten hören.

Paulus nimmt darauf Bezug und betrachtet sich als „letzte Nummer“, – als einen Menschen, der dem Tode übergeben wurde. Was war geschehen? Aus einem Christushasser und Verfolger der Gemeinden war ein Gejagter geworden, und das nur, weil er die Liebe Gottes, die ihm widerfahren war, an andere weitergab. Auf einer seiner Missionsreisen, es war in Lystra, predigte er die gute Nachricht und Gott heilte die Kranken und berührte viele Herzen, so dass sie sich öffneten und den christlichen Glauben annahmen. Plötzlich entstand ein Aufruhr und man steinigte Paulus. Da man ihn für gestorben hielt, schleifte man ihn zur Stadt hinaus, aber Gott erbarmte sich seiner und rief ihn wieder zum Leben zurück. Apg. 14, 19-20. So, oder so ähnlich, erging es ihm immer wieder. Ihr Fanatismus aber hatte seine Liebe zu diesen Menschen und zu seinem Herrn nicht geschmälert. Im Gegenteil, er schreibt: In allen Dingen erweisen wir uns als Diener Gottes: In Geduld, in Trübsal, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, in Wachen, in Fasten… durch Ehre und Schande, durch böse Gerüchte und gute Gerüchte, als die Verführer, und doch wahrhaftig 2. Kor. 6, 4-8.

Paulus setzte seinen Lauf fort, bis ihn die Kräfte allmählich verließen; dann schreibt er als letztes Vermächtnis an Timotheus: Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir bereitet die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben. 2. Tim. 4, 7-8. Heute gehören diese Schauplätze der Vergangenheit an. Die Amphitheater sind leer geworden, bis auf wenige Besucher, die sie besichtigen wollen. Was aber geblieben ist, ist der Wunsch, die Botschaft der Liebe Gottes unvermindert in alle Welt hinauszutragen, ganz so wie Paulus und viele andere es taten. „Ich gehöre zur letzen Nummer, zum Höhepunkt“, sagte Paulus.

Fast 2000 Jahre sind vergangen und niemand weiß, wann Jesus wiederkommen wird. Trotzdem sieht es so aus, als gehörten wir im 21. Jahrhundert zur „letzten Nummer“. Was heute weltweit geschieht, dürfte der absolute Höhepunkt der Kirchengeschichte sein. Zu keiner Zeit gab es so viele hoch motivierte Zeugen Jesu und dazu noch so gute Werkzeuge, die gute Nachricht zu verkündigen, wie heute. Es ist atemberaubend, wenn wir sagen können: „Ich bin mit dabei und die unsichtbare Welt schaut auf mich“.

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