Blinder Eifer

Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es heraus und schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat? Johannes 18, 10-11

Es lag nicht lange zurück, dass Jesus dem Petrus sagte, er wolle mit ihm Seine Gemeinde bauen. Hatte er seinen Auftrag so verstanden mit einem Schwert dreinschlagen, um die Arbeit zu beginnen? Jesus stoppte seinen Eifer mit den Worten: Weißt du nicht, dass ich meinen Vater bitten könnte mir zu helfen? Zwölf Legionen Engel – das sind 72.000 – stehen bereit, mir jetzt zu helfen. Matth. 26, 53. Mit anderen Worten: Nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr. Sach. 4,6

Wer die Evangelien liest, findet immer wieder Hinweise darauf, wie Menschen die Absichten Gottes in die eigenen Hände zu nehmen versuchten. Ein Beispiel: Jesus hatte beschlossen, nicht nach Jerusalem zu gehen. Seine Jünger ahnten nichts Gutes; waren die Menschen dort  zu gottlos? Jakobus und Johannes glaubten daran und sagten: Herr, wenn du willst, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel falle und verzehre sie. Jesus wehrte entschieden ab mit den Worten: Wisset ihr nicht welches Geistes Kinder ihr seid? Luk. 9, 54-55

 Gottes Reich ist ein übernatürliches Reich. Gott selbst baut es. Wir sind nur seine Handlanger, seine Werkzeuge. Füllt Er uns nicht die Hände, verbleiben uns nur menschliche Mittel, etwa ein Schwert, wie Mohammed eines hatte. Er baute sein Reich mit Blut und Tränen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Gewalt ist Prinzip bis heute. Die Geschichte der Kirche ist nicht viel anders verlaufen. Mag das ein Grund dafür sein, daß die Menschen in Europa dem Christentum so ablehnend gegenüberstehen? Manipulation oder Druck von oben haben Menschen zwar bewegt, aber nie glücklich gemacht.

Gottes Reich ist ein Reich der Liebe. Gott ist Liebe, und die es bauen wollen, müssen durchdrungen sein von Seiner Liebe. Allein Liebe verändert. Druck zähmt und macht unglücklich. Die Gemeinde zu Ephesus war eine fleißige Gemeinde. Alle waren bereit, Lasten zu tragen und niemand war dabei müde geworden. Offb. 2, 1-5. Der Herr beurteilte sie anders. Nicht ihr Eifer war entscheidend, sondern die Liebe. Sie hatte die erste Liebe verloren. Der sanfte Lockruf der Liebe war dem harten Kommando eines Kasernenhofes gewichen. Der Hirte war zum Treiber geworden. Das Schaf zum Gejagten. Statt Futterplätze gab es Strategien, Pläne und Leistung.

Das Bewusstsein, geliebt zu werden, gehört zu dem wertvollsten Wissen, das ein Mensch haben kann. Liebe verändert Menschen, weil sich das Selbstbewusstsein verändert. Da, wo das heilende Licht der Liebe den tiefen Grund der Seele berührt, geschehen erstaunliche Dinge: Das längst verkümmerte Selbstvertrauen erwacht zu neuem Leben. Quälende Minderwertigkeitskomplexe weichen einem gesunden Selbstwertgefühl. Der ständige Drang, sich präsentieren zu müssen, damit Menschen Beachtung zollen, weicht einer entkrampften Natürlichkeit. Liebe ist die einzige Macht, die Negatives in Positives verwandeln kann.

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