Bis zuletzt

Vor dem Osterfest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er die Seinen geliebt hatte, so liebte er sie bis ans Ende. Johannes 13, 1

Jesus hatte auch Judas erwählt und ihn mit Vollmacht ausgerüstet, obwohl Er wusste, dass er ihn eines Tages verraten würde. Er verriet ihn mit einem Kuss. Jesu letzte Worte an ihn: Mein Freund, warum bist du zu mir gekommen? – Kein Tadel, sondern unverfälschte Liebe – bis zuletzt. Der Mörder, mit Ihm gekreuzigt, bat um Gnade für sein verpfuschtes Leben. Jesu letzte Worte an ihn: Heute noch sollst du mit mir im Paradies sein. Worte des Trostes, der Hoffnung für einen Menschen, der alles andere verdient hätte, als das Paradies. Unten am Kreuz standen Jesu Peiniger. Sie waren der Meinung, Gott mit Seiner Hinrichtung einen Dienst erwiesen zu haben. Jesus betet für sie: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Seine letzten Worte – ein Gebet um Gnade, statt um Vergeltung. Vom Kreuz herab sprach Jesus zu Johannes über seine Mutter, die weinend da stand, weil sie auf grausame Weise ihres geliebten Sohnes beraubt wurde. Siehe; das ist deine Mutter und er nahm sie in seine Obhut auf.

Etwa 36 Monate war Johannes mit Jesus unterwegs. Er hatte Zeit genug, seinen Herrn zu beobachten. Sein Urteil war überwältigend: Er sprach nicht nur von Liebe, Er liebte bis zuletzt. Er liebte nicht nur Seine Jünger, sondern alle anderen, ob schuldig oder nicht schuldig. Welche Religion auf der Welt kann so etwas über ihren Gründer sagen? Am Ende seines Lebens schreibt Paulus: Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; vor mir liegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage überreichen wird; nicht mir allein, sondern auch all denen, die seine Erscheinung lieb haben. 2. Tim. 4, 7-8.

An jenem Tage wird uns der König nicht nach der Summe unserer Taten fragen – oder ob wir wohl fleißig gewesen sind. Qualität ist entscheidend. Qualität heißt Liebe. War es Liebe, Menschen gedient zu haben oder trieb uns die Pflicht? War es Liebe, unseren geistlichen Beruf ausgeübt zu  haben oder sahen wir darin die Möglichkeit, auf bequeme Weise Geld zu verdienen? War es Liebe, dass wir gepredigt haben oder wollten wir nur unser Wissen unter Beweis stellen und über Menschen herrschen? War es Liebe, unsere Bibel gelesen zu haben oder diente sie nur als Textbuch für die nächste Predigt? War es Liebe, gebetet zu haben oder waren die Gebete nur das Deckblatt für einen Menschen, der vorgab Gott zu dienen?

Jesus hat auch mich gerufen und viele Jahre darf ich Ihm dienen. Noch bin ich unterwegs. Täglich treffe ich die Entscheidung, Ihm gehören zu wollen und Ihm zu dienen. Ich mache mir oft Gedanken über die Qualität meines Wirkens. Ich wage nicht zu urteilen, aber eines bin ich mir gewiss: Hinter mir steht der gleiche Herr, der seine Jünger geliebt hat, bis zuletzt. Das ist mein Trost.

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